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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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August (No. 89 - 101)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0371
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»ichentlich drei M»l:
Dienstag, Donnerstag,
»nd Eamstag.
«lle Postanstalten
>,nd Boten nehmen Be-
stellungen an.


AmtsverkündigungsVkalt Mr den Amts- und AmLsgerichlsvczirK Schwetzingen.
Badische Hopfenzeituna.

BierteljSH- . Äösnnement
Für's A ck»nbl tt 1 Mar
SO Pfennige.
Untcrhaltungsblatt
35 Pfennige.
Inserate:
die «iergrspaltene Gor»
mondzcile oder dereaRaum
12 Pfennige.^ .

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz.
Expedition, Druck und Herlag der T. W. M-riell'schen Hofbuchdruckerei in Schwetzingen.
üi». S3._ _ _Domicrstafl, 12. August 1875. IX. Jahrgang
Jr»s«r«te VS« ««swLrl» nehmen für UN« auch entgegen die Annoncen-Bllreonx 7»n Lqas,«stein L Vogler. N'idoks Wolle und ch. L. PauSe L Ko., SüddeutscheZnnonceu-erprdiio»
»o» G. Sttckhardt in Frankfurt, Stuttgart,Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, ^„sel und Ttrosfburg, sowie daß Aäger'fcheF-utral-Bureaur für Inserate in Frankfurt o./M.

Zur Fahnenweihe des Kriegervereins
Schwetzingen Oftersheim
am 8. und 9. August 1875.
Wir theilen, um einem vielfach geäußerten Wunsche z»
entsprechen, die Festrede, die Herr Dekan Dr. Junker
auf daS an ihn gestellte Ersuchen des Vorstandes deS Verein-
gehalten hat. ihrem wesentlichsten Inhalte nach in Folgen-
dem mit:
.EL war ein schöner Gedanke und ein glücklicher Vor-
satz, der darauf auLging, daS Fest de- heutigen Tage- nach
seinem Hauptbestandlheile nicht in einem geschloffenen Raume,
sondern in GotteS freier Natur abzuhalten. Dieser Tempel
umfaßt Menschen aller Stände und Bekenntnisse und ist an
keine beengenden Schranken gebunden; hier waltet freier und
herzandringevder der Odem Gottes; hier find wir mitten
in den Kreis unserer Mitbürger gestellt und überall umgeben
imS hier Denkzeichen der Thätigkeit eines arbeitsamen und
vaterlandstreuen Volkes.
Was will aber das heutige Fest, dem augenscheinlich
eine große Theilnahmr zugewendet ist. Anderes bezwecken,
als einen, wenn auch nur geringen Beitrag zu liefern zur
Verherrlichung des deutschen Reiches, das — Dank den
glänzenden Waffenerfolgen der vereinten deutschen Heere und
der geistigen Macht ihrer Leitung — unter Kaiser Wil -
Helm I. so mächtig aufgeblüht ist und hinausleuchtend in
die Welt auf so festen Säulen emporragt, daß gegen diese
Fclsenburg alle List- und Gewaltanstrengungen der Finster-
aiß nicht» auszurichten vermögen? ES ist ein gewaltiger,
berzerhebendeS Schauspiel, welches heute daS deutsche Vater-
land in einem Rückblicke auf unser Volk darbietet, das, vor fünf
Jahren durch kecke Eroberungsgier in seinen heiligsten In-
ter ff en bedroht und durch den frevelhaftesten Uebermuth an
seiner Würde verletzt, wie Ein Mann sich erhob, den vom
Zaune gebrochenen Krieg mit staunenswerther Raschheit in
die fremden LandeSmarten trug und mit heldenmäßigem
Waffengeschicke Schlag auf Schlag dem prahlerischen An
greiser, der j tzt nach Rache schreit, den Nacken beugte und
fühlbar ihm aufwieß, wie wenig den deutschen Völkern
g.genüber „der gallische Sprung- gelingt. DaS Deutsche
Reich, dessen große welthistorische Schöpfung nach menschlichem
Ermessen k ine Macht auf Erden zu erschüttern vermag,
fordert aber treue Pflichterfüllung von einem Jeden, der
ihm angehbrt. Der öffentliche Zorn müßte einen Jeden
treffm, der sich diesen Pflichten entziehen Und anderen Z et-
punkten zusteuern wollte, als sie der deutschen Nation gesetzt
sind. Der ächte Patriot stellt sich und all sein Gut willig
in den Dienst des Vaterlandes, daS alle seine Söhne liebend
FkUillkion.

Aorenöerg.
Fortsetzung.
Die HauSthür wurde von dem Schlaffer leicht geöffnet.
Man trat in den dunkeln Flur. Der Polizei-Lieutenant
ündete eine Blendlaterne an.
„Sie kennen die Stube des Bombelitz, Herr Laur?"
fragte er.
„Ja. eine Treppe hoch, rechter Hand."
„Gut. Sie klopfen an. Wenn er fragt, wer da sei,
nennen Sie Ihren Namen und sagen ihm, Sie hätten ihm
etwas Wichtiges mitzutheilen *
Theudobald zögerte, aber Herr von Alt ließ ihm keine
Zeit, sich zu besinnen. „Vorwärts," fuhr er dringend, aber
im leisesten Flüstertöne fort. „Sie thun ein gutes Werk,
und müssen «S vollenden, Herr Laur!"
Theudobald wurde sich seiner edlen Zwecke wieder be-
wußt, er drückte sich den Hut tiefer in die Stirn und ging
cran die Treppe hinauf. Auf den Zehen schlichen ihm die
Ü brigen nach, der Lieutenant blieb ihm dicht zur Seite.

umfaßt und ihnen Schutz und Hilfe in jeder Noth gewährt. ;
Schon das Alterthum Hat die Vaterlandsliebe unter die
Carvinattugenden des Menschen und deS Bürgers gestellt .
und der Geist aller Zeiten und aller Völker hat sic beschützt z
und geheiligt bis auf diesen Tag. Die heutigen Krieger- s
Vereine haben keine andere Aufgabe zu erfüllen als die: den i
vaterländischen Geist im Volke zu wecke», zu pflegen, zu !
fördern; eine hilfreiche Stütze des Deutschen Reichs in jeder
Gefährdung zu sein; für seine Unabhängigkeit und machtvolle
Grüße, wenn eS ruft, alle seine Kräfte einzusetzeu.
Die Fahnenweihe, die ein Kriegsrverein veranstaltet,
will ihn und Alle die dabei zugegen sind, sinnig an ihre i
patriotischen Pflichten erinnern und vornehmlich ein ernster !
Mahnruf sein zum Feststeheu in der gewonnenen Einheit,
in der deS Vaterlandes Stärke liegt. Tie Männer, von denen
diese Festfeier ausgegangen ist, sind — warum sollten wir's nicht
vor ihrem Angesicht aussprechen dürfen? — bewährte Freunde
deS dcuischen Vaterlandes. Sie haken zum größten Theilc ,
daS Ehrenkleid deS Kriegers, des Kriegers im Felde, ge-
tragen; sie haben Mühen und Entbehrungen erduldet, wie
sie die Kriegsarbeit unausweichlich mit sich führt; sie haben j
Gefahren, Wunden und Krankheiten bestanden, deS Krieges
unzertrennliche Begleiterinnen, und Manche, ach! viele brave
Söhne des Vaterlands haben auf Schlachtfeldern oder in
Lazarethen ihre Seele ausgehaucht, das Leben geopfert auf
dem Altäre deS Vaterlandes und ruhen jetzt, von unseren
Klagen umringt und tief betrauert von der dankbaren Mit-
welt, im Erdenschooße. Ehre und ewiger Nachruhm ihrem
Namen, ihrer Asche aber Gottes Frieden! Mit den Heber- !
lebenden, deren Brust jetzt Ehrenzeichen schmücken, die in !
heißem Kampfe errungen worben oder für sorgfältige Pflege
erkrankter und verwundeter Krieger und zur Erinnerung au
die durchlebte große Zeit gespendet fin>, gespendet mit Einem !
Worte „für Pflichttreue im Kriege", können wir auch heute j
aus dankbar-frohem Herzen sprechen, wie die Umschrift der l
deutschen Kriegsmedaille lautet : „Goit war mit uns. Ihm l
gebührt die Ehre!"
Auch fortan ist überall, wo die deutschen Fahnen wehen, l
des Vaterlandes Freiheit und Ehre gesichert. Auf den l
deu'schen Krikgervereinen, deren große Schaar als eine schlag- !
fertige Hut in des Valerlanves Rücken dasteht, des gebietenden
Winkes gewärtig; auf allen deutschen Männern und Jüng-
lingen, die neben der Erfüllung ihrer zeitlichen Berufsarbeit
Kopf und Herz den vaterländischen Interessen zuwenden,
nichts Vaterländisches, nichts Menschenwürdiges ferne von
sich halten; auf der aufwachsenden.deutschen Jugend, die
schon in ihren geregelten Leibesübungen, die mit Recht einen
feststehenden Theil ihrer Lernaufgaben bilden, nach körperlicher
„Hier ist die Thür," flüsterte Theudobald. Er klopfte
Anfangs leise, dann stärker, endlich regle es sich im Zim-
mer. Ein lautes Gähnen, dann die Frage: „Wer ist da?
Was soll das Lärmen?"
„Ich bin'S, Theudobald Laur. mach' auf!"
„Was zum Teufel willst Du in tiefer Nacht?"
„Ich muß Dich sprechen. Etwas höchst Wichtiges!
Mach' nur schnell auf."
„Wart' einen Augenblick, ich will erst Licht anstecken."
Gleich darauf öffnete Referendar Bombelitz, im Hemde,
ein Licht in der Hand, die Thür. Als er neben Laur die
Uniform sah, warf er das Licht zu Boden und wollte schnell
die Thür wieder schließen; ober es war zu spät. Eine
eiserne Faust hatte ihn beim Arm gepackt, der Polizei-Lieu-
tenant hielt ihn fest und drängte sich in das Zimmer, welches
durch die geöffnete Blendlaterne plötzlich erleuchte« wurde.
„Machen Sie keine wei.cren Versuche zu entwischen, i
Bombelitz, eS ist doch umsonst!" sagte Herr von Alt ruhig
zu seinem Gefangenen, der ihn, an allen Gliedern zitternd, «
mit Augen, die vor Entsetzen aus ihren Höhlen zu quellen !
schienen, anstierte. „Der Dorenberg ist aus dem Wege nach
dem Eriminal-Gefängniß erwischt und hat gestanden. Geben

Erstarkung und nach Tüchtigkeit für daS künftige Waffen-
gewerbe wacker emporringt; auf den deutshen Frauen und
Jungfrauen, die cs durch so viele mit rühml chem Eifer voll-
zogene Werke der pflegenden Menschenliebe bewiesen haben,
daß das Vaterland auf sie zählen kann; vor Allem aber
auf des Allmächtigen schützende und helfei.de Kraft, ohne
die wir nichts sind und nichts vermögen, ruht für die
kommenden Tage unsere feste Zuversicht und unser Heil.
Unter solchen Gedanken und Hoffnungen wollen wir
jetzt die Fahne deS Vereins, eine höchst ehrenwerthe Stiftung
des hiesigen Frauenvereins, entfalten.
Wir weihen sie, diese schöne reich auSgestattete Fahne,
die jetzt vor unfern Augen schwebt und die eine Standarte
deutscher Treue und deutschen Ruhmes sein soll, im Namen
der Religion — jede Weihe ist eine heilige, eine religiöse
Handlung, daher auch die löbliche Sitte, die Kriegerfabnen,
wo nur thunl'ch, durch Diener des göt lichen Wortes weihen
zu lassen — wir weihen sie im Namen deS deutschen Vater-
landes, das vertrauend auf uns bl ckt und an dem wir
sesthalten wollen mit unserem ganzen Herz-n; wir weihen
sie im Namen des KriegervereinS. dem sie gewidmet ist und
dessen Hallen und Züge fit fortan schmücken wird. Unser
Weihespruch lautet:
„Unverbrüchliche Treue dem Heldenkaiser. Deutschlands
Schutzherrn, der in allen bedeutsamen politischen Fragen
der Gegenwart sein Macht- und GeisteSschwert entscheidend in
die Wiagschaale legt, uns Treue dem Reiche, daS Er lenkt
mit Weisheit und Kraft! Unwandelbare Treue und vollste
Hingebung sodann dem edlen Fürsten, der der Stolz und das
Glück unseres Landes ist und eine hoch angesehene Stütze deS
deu'schen Reichs! Unauslöschliches Dankgesühl end ich dem
tapfern K.iegcrstande, der so große und bleibende Verdienste
um Deutschlands Neugestaltung sich erworben hat! Wo sie
weht, diese Fahne, fall deS theuren Vaterlandes gedacht sein
und heilige Begeisterung für seine Ehre und Macht die
Herz-m derer durchglüvn, denen sie voranleubtel! An ihrem
Aubllck erstarke der Muth, wenn er sinken sollte in schwerer
Stunde! Ihr W-Hen in den Lüsten sei ein Sinnbild deS
großen Gedankens, daß in allen Höh n und Tosen der Geist
Gottes waltet und daß der Sieg gewiß ist, wenn man
kämpft mit Goii für Fürst und Vaterland!
„H rr Gott, Dich loben wir,
R-g'ere unser Sinnen.
Laß Deines Geistes Gluth
Ja unsre Herzen dringen;
Krün' uns mit Deinem Heil;
Erfülle, beten wir,
Sie also nur die Sachen heraus, Sie verschlimmern srnst
nur Ihre Sache, denn wir finden sic doch!"
„Der Dorenberg verhaftet?" schrie Bombelitz außer sich
„Weshalb konnte auch der Lump sich nicht wenigstens diese
vierzehn Tage halten?"
„Wo sind die Sachen?"
„Dort im Spind."
Das Spind wurde geöffnet und sofort fiel Heldrcich
eine braune lederne Brieftasche in die Augen, welche er als
das Eigenthum des Majors Arnburg erkannte. Daneben
lag außer anderen Kleinigkeiten und einigen Schmucksachen
der Siegelring deS Majors, der dem des Baron Laßperg
vollkommen ähnlich war. Der Staatsanwalt, der jetzt von
der Unschuld des zum Tode Verurtheilten überzeugt war,
untersuchte sofort die Brieftasche. In derselben fand sich
außer manchen Werthpapieren und dem von Laßperg quit-
tirten Schuldschein des Majors ein Schriftstück, welches ein
plötzliches Helles Licht auf die Mordthat verbreitete, ein Brief
Dorenberg'« an seinen Oheim; er lautete:
Lieber Oheim!
In tiefster Verzweiflung und Reue schreibe ich Di
Ich habe mich so oft gegen Dich versündigt, daß Du mir
 
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