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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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April (No. 37 - 49)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0167
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wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag,
»nd Samstag.
Alle Postanstalten
and Boten nehmen Be«
stellungen an.


Amlsverkündigungsökall für den Amts- und AinisgerichlsßrzirK Schwetzingen.



Vre-tcyühyl. DbonneÄrni
Für's Rochcnbl ti 1 Mark
50 Pfennige.
Unterh'altungßblatt
35 Pfennige.
Inserate:
die »iergcspaltene Gar»
mondzcile oder deren Raum
12 Pfennige.

Allgemeiner Anzeiger -ür die badische und bayerische Rhein Pfalz.
Expedition Druck und Verlag der T. W. Moriell 'scheu Buchdruckerei in Schwetzingen

So. 42.

Dienstag, 13. April 1875.

IX. Jahrgang.

Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen dif Annoncen-Bukeanj, von Haasenstein ch Vogler, Rudolf Drossle und K. /. Pauke L Ko., Süddeutsche Anuoucen-Krpediion
von K. SttLhardt in Franksurt, Stuttgart, Berlin, LePzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das ISger'sche Äentral-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M

6. DieCombinationen der ultramontanen
und demokratischen Blätter.
Die süddeutschen demokratischen Blätter und die Organe
des UltramontaniSmuS weisen von Zeit zu Zeit auf die
Gefahren hin, welche Deutschland von Außen her bedrohen.
Sie thun dies mit einem gewissen Wohldehage», und sind
glücklich, wenn sie irgend eilten Vorgang zu entdecken glau-
ben, der ihren Auslassungen einen Schein von Wahrschein-
lichkeit gicbt. Jetzt ist es die Zusammenkunft des Kaisers
von Oesterreich mit dem Könige Viktor Emanuel,
das Aufgeben der Reise des deutschen Kaisers nach Italien,
welches sie dazu hinreißt, auf eine veränderte Stellung der
Großmächte unter sich hinzudeuten, und auf Grund franzö-
sischer Zeitungsartikel, eine Allianz Frankreichs, Italiens und
Oesterreichs, und eine Jsolirung Deutschlands als bevor-
stehend der Welt zu verkünden, daß sie natürlich von dieser
Allianz in letzter Linie eine Beseitigung der ihnen mißliebi-
gen Gestaltung der Dinge in Deutschland erboffen, kann man
zwischen den Zeilen lesen. Wenn sie an diesen Aussichten
nur ihr eigenes Gemüth laben würden, so wäre das ledig-
ihre Sache, aber sie malen die drohende Kriegsgefahr, an
welche sie im Grunde wohl selbst nicht glauben, an die Wand
um Andere zu schrecken und zu verhetzen. Sie greifen zu
diesem Mittel um Besorgniß, um Unzufriedenheit in der Be-
völkerung zu erregen; sie scheuen sich sogar bei diesen Gele-
genheiten nicht, den jetzigen Zuständen diejenigen unter dem
Verflossenen Bundestag entgegenzuhalten, und als glückliche
zu Preisen. — „Damals", so lauten die Phrasen „hatte
Deutschland nicht jene ungeheure Heeresmacht wie heute, und
wagte Niemand cs anzugreifen — es hatte überhaupt keine
Feinde! Gegenwärtig, wo es siegreich und, wie man sagt,
mächtig dasteht, muß es täglich mehr und mehr rüsten, um
mit den es umgebenden Gegnern gleichen Schritt zu halten;
wo es hinblickt, sieht es Feinde, die ihm den Untergang dro-
hen. Welche Zustände!"
Diejenigen, welche so raisonniren, vergessen den Grund
anzugeben, weßhalb Deutschland zur bundestäglichen Zeit, wie
sie sagen, keine Feinde hatten. Deutschland war damals eine
Null in der Politik, cs lauschte nach dem Weste» und dem
Osten, und fügte sich fromm jedem Wunsche, welcher von
Auswärts her laut wurde; wenn er jemals nntreden durfte,
so geschah dies auf Oesterreichs Wink und dann auch nur
als Echo dieses, seiner ganzen Zusammensetzung nach nicht
deutschen Staates, wollte es überhaupt einmal wägen den
Mund zu öffnen, so war es wieder vor Allen Oesterreich, das
ihm denselben'schleunigst schloß
Damals genossen weder Deutschland noch die Deutschen

Feuilleton.

Die «Ließe Kennt keine Grenze.
(Fortsetzung.)
Um 9 Uhr brach dir ganze Brigade auf. Die 32cr
! und 95er an der Spitze, dirigirte sich die Brigade Kontzki
zum Theil durch den Niederwald, zum Theil auch auf der
I Wiese, welche Benno in der Nacht betreten, auf Gunstett zu.
iDer Ort, nur mit einem Bataillon 50er besetzt, befand sich
Im der höchsten Noth und Dank der Energie des Divisions-
iKommandeurs, General-Lieutenant v. Gersdorff, wurde in
^dasselbe sofort das 95. Regiment geworfen und zu einem
iFrontal-Gegcnstoß durch Gunstett über die Sauer hinaus bc-
lordert. Es war die höchste Zeit, denn der Feind kam soeben
Im der Stärke einer Brigade von den jenseitigen Höhen herab,
Imn den so wichtigen und doch so schwach besetzten Punkt zu
«erobern. Der tapfere Herzog von Meiningen war mit dem
i DivistonS- und Brigadelommanüeur in den vordersten Reihen
loer Kämpfenden und'gerade sein Erscheinen und sein persön-
licher Muth trugen dazu bei, daß dies thüringische Regiment
smit einem füt die Franzosen so ganz und gar unerwarteten
Ingestüm vorging. Erst stutzten sie und glaubten, daß dieser

irgend welches Ansehen im Ausland ; aus jener Zeit stammen
die Spottnamen, mit Welche» die Amerikaner lind sogar die
Holländer und Dänen die Deutschen belegten. Gottlob jene
Zeiten sind vorüber, wer sie aber zurückwtMscht, der wünscht
die Erniedrigung seiner eigenen Nation!
Deutschland ist mächtig und groß geworden und jede
emporstcigende Größe hat ihre Neider, ihre Feinve das deutsche
Reich ist aber auch stark genug sich ihrer zu erwehren, und
jeder einzelne Deutsche hat die Pflicht dazu beizuträgen, daß
die K aft des Reiches nicht versteche.
Was aber das stete Hinweisen der demokratischen
und uitramontänen Blätter auf die drohende Kriegsgefahr
speziell anbetrifft, so wird man sofort die Grundlosigkeit ihrer
Andeutungen erkennen, wenn man bedenkt, daß die Fäden
der auswärtigen Politik in sämmtlichen europäischen Staaten
so verdeckt liegen, daß auch das Auge des raffinirtesten Jour-
nalisten das innere Gewebe nicht zu erkennen vermag.
Alle in den Blättern erscheinende Ergüße über äußere
Politik sind mehr oder minder Combinalionen, die nur in
den seltensten Fällen sich an gegebene Thatsachen anlehnen,
größten Theils aber der Phantasie der Verfasser entspringen
und deren innere Wünsche Ausdruck geben.
Dieser aft zur Beunruhignng Anlaß gebenden Mach-
werken gegenüber ist es die Pflicht der ehrlich denkenden
Presse auf das lörper- und bedeutungslose derselben hinzu-
weisen.
Wenn der Augenblick der wirklichen Gefahr naht, dann
werden diejenigen, welche auf der hohen Wacht des Reiches
stehen, dieselbe noch frühzeitig genug verkündigen.
Deutsches Reich.
— Wie verlautet, hat der Kaiser dem König A l-
fonso von Spanien den Schwarzen Adlerorden verliehen.
Auch soll Se. Majestät sich bereit erklärt haben, als Ritter
des Goldenen Vließes dem Fürsten Bismarck die Insig-
nien des ihm verliehenen Ordens zü überreichen. Von den
übrigen Prinzen des königlichen Hauses sind noch der Krön
Prinz und Prinz Friedrich Karl Ritter dieses höchsten spa
nischeN Ordens.
— Die badischen iiltramoulanen Blätter drucke» eine
Notiz der „Germania" nach, derzufolge Dr. Gelzer («sv,)
von unserm Großherzog in Berlin in Audienz empfangen
wurde. Dr. Gelzer wird bei dieser Gelegenheit als ein
„Sturmvogel" für die kathol. Kirche bezeichnet, deV immer
erschienen, wenn in kirchenpolitischer Beziehung etwas in
Aussicht war. Vielleicht haben die Ultramöntänen selbst
wieder etwas in xstcko und suchen die Urheberschaft abzu
lenken, denn daß der Staat eine Veränderung seiner Hat

tillig vornehmen werde, liegt außer Wahrscheinlichkeit.
— Die ttationolliberale Partei in M a nn h ei m,,hat
am 7. d. eine Versammlung gehalten, um zu den Gemeinde-
wablen Stellung zu nehmen. „Wahl der Gemeindeverwal-
tung Nach Befähigung, nicht nach Parteistellung" ist ihre
Parole; „kein wirtschaftlicher Stillstand, aber« weise Spar-
samkeit ; ein warmes Herz — nicht frostige Neutralität für
unser deutsches .Vaterland !" Die Demokraten des „MänNh.
Anz." haben all diesem Programm wenig Freude und wit-
tern dahinter (vielleicht nicht ohne Grund) die verbrecherische
Absicht, eine Aenderung in den Personen zu treffen. Sie
haben natürlich die Wiederwahl des demokratischen Stadt-
regimcnts auf ihre Fahne geschrieben und werden ihre Ge-
treuen in einer heute Samstag Abend stattflndcnym Versamm-
lung dafür begeistern. Personen, die in Mannheim gut be-
kannt sind, erzählten uns mit gutem Humor, daß bei den
bevorstehenden Wahlen Jeder etwas zu werden hoffe, nament-
lich sei die Overbürgermeisterstclle sehr umworben. Wenn
fünfzig Oberbürgermeister zu machen wären, so würde eS
doch noch viele enttäuschte Gesichter geben.
— Vor mehreren Wochen wurde zwischen Muggensturm
und Malsch eine schiene auf die Eisenbahn gelegt und da-
durch ein Zug gefährdet. Für die Entdeckung des THWrS
bietet jetzt die General-Direktion dgrch das Amtsgericht zu
Rastatt eine Belohnung von 100 Mark an.
— Die Freiwillige Feuerwehr von Lahr feiert am
Pfingstmontag, den 17. Mai, ihr 25jährigeS Stiftungsfest,
zu welchem die Vorarbeiten in vollem Gange sind. Nach
dem bis jetzt aufgestellten Programm sollen sämmtliche Korps
des Landes eingeladen und das Fest in einfacher aber wür-
diger Weise begangen tverden.
— Gegen de» Vikar Heizmann von Selbach hatte
das Kreis- und Hofgericht Freiburg wegen unbefugter
Vornahme kirchlicher Verrichtungen eine Geldstrafe von 7680
M., oder eine Gefängnißstrafe von 1?/r Jahren erkannt,
gegen de» Vikar Geppert von Neustadt aber Gefängniß-
flrafe von 6 Monaten und in einem andern Falle 800
M. Geldstrafe oder 5 Monate Gefängnißstrafe ausgesprochen.
Auf ergriffene Nichtigkeitsbeschwerde hob jedoch das Ober-
hofgericht diese Urtheile auf, indem es, und zwar im Ge-
gensatz zu der Anschauung des Obertribunals zu Berlin,
di- Ansicht wiederholt aussprach, daß nicht jede einzelne
unbefugte kirchliche Verrichtung au sich schon unbedingt ein
selbstständiges Vergehen bilde, daß vielmehr ein fortgesetztes
Vergehen anzunehmen sei. Gegen Heizmann wurde daräüf
hiu nur eine Strafe von 450 Mark oder 60 Tagen Ge-
fängniß, gegen Gsppert aber eine Gefängnißstrafe von 4
Monaten erkannt.

Eifer Nachlassen werde, als sie sich jedoch von dem Gegen-
iheil überzeugt hatten verließen sie eiligst dke Höhen. Mit
freudigem Hurrah wurden die verlassenen Positionen um so
lieber von den 95ern eingenommen,' als sich diese zü sammeln
hatten. Die zü der 43. Brigade ebenfalls gehörenden 32er
hatten inzwischen den Sauerbach überschritten und das Dorf
Morsbronn genommen. Durch dieses VorkomMniß waren
sie von den 95ern getrennt worden, und die feindliche Kavallerie,
welche dies bemerkte, glaubte durch eine energische Attaque
di« Brigade in die Sauer treiben zu können. Zu diesem
Zwecke warfen sie sich in stärkern Trupps ans die in Schützen-
züge aufgelösten Kompagnien, erhielten jedoch von diesen ein
so wirksames Schnellfeuer, daß sie mit bedeutendem Verluste
unter den fortwährenden Hnrrähs der Soldaten abziehen
mußten.
Die 94er rückten unkerdeß auch herän, durchwateten
und durchschwammen die Salier und nahmen unter Entwicke-
lung einer ganz übermenschlichen Bravour den vom 2. und
3. Zuavcn- und eiücm Turko-Regiment besetzten Niederwald.
Kaum war aber dieser Baum für Baum und Schritt für
Schritt erkämpft, so zeigte sich ein neues Streitobjekt. Die
feste Position Elsaßhausen gebot dem Vonücken der Truppen
ein augencklicheS Halt.

Da ertönte plötzlich das Signal: „Das Ganze ayon-
circn !" 83er. 94er und 95er, sowie Truppen der 21. Division
und des 5. Armeekorps stürmen mit nnwiderstehbqrer Gewalt
auf Elsaßhausen und — der Feind beginnt zu weichen, denn
nicht mit von diesen allein wird Elsaßhausen berannt, nein,
auch von allen übrigen angagirlen Truppen wird der Feind
auf der ganzen Linie in einer Weise angegriffen, daß er
wanken muß.
Benno hatte an dem letzteren Theile des Kampfes keinen
Antheil niehr nehmen können, da er sich plötzlich von seinem
Regiments abgefchniiten sah und unter die 82er gerathen war.
Kaum hatte er sich orientlrt, so hörte er auf einmos trotz
des rollenden Kanonendonners und des Geknatters deS Klein,
gewehrfeuers das schneidende und scharfe Geräusch, welches
eine Mittailleusenbatterie verursachte. Gleichzeitig bemerkte
er auch die entsetzliche Wirkung derselbe» neben, vor und
hinkt sich. Die Mitrailleusen mußten genommen werden.
Die 12 Kompagnie, der sich'Benno angeschloffen hatte, und
mit' der er jetzt unwillkürlich fortgeriffen wurde, stürmte den
Betz hinan und hatte bald die Batterie genommen, Aber
nur kurze Zeit konnte sie behauptet werden. Von allen
Seiten feindliches Feuer, mußte die brave 12. Kompagnie
zurückweichen. In demselben Augenblicke stürmten 2 Kompagnien
 
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