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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Mai (No. 50 - 61)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0219
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Erscheint
wöchentlich drei Mal :
Dienstag, Donnerstag,
»a« Samstag.
«ll- P»stanstaltcn
,«,» Boten nehmen Be«
^ st-llnngm an.


ihwchinger Wochenblatt
Amlsverkündigungsötalt für den Amis- und Amtsgerichtsbczirk Schwetzingen.

8


adische Hopfenzeitung.

BierteljLhrl. «tonnenttnt
Für', Wochenbl tt 1 Marl
50 Pfennig«.
Unterhaltung,hlatt
SS Pfennige.
Inserat,:
»ie »iergespaltene Ga»«
mond,eil« »der der«» Ran»
12 Pfennige

Allgemeiner Anzeiger für -ie badische nnd bayerische Ryeinpsalz.

Expedition, Druck und Verlag der T. W. Moriell'schen Buchdruckerei in Schwetzingen

^o. 55. Donnerstag, 13. Mai 1875._ _IX. Jahrgang.
A»s«r«t« V-N AU»Wäkt» nehmen für un, auch entgegen di- Annoncen-Bureaux von Kaaftnstetn L V-gker, Andoks Waffe und K. Z»a«Se L Ko., Süddeutsche Kunoutt«.-»»«»»»»
»an SlSckhardl in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel nnd Straßburg, sowie da, Zäger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt a.M.

* Rückblick ans den 11. Mai 1871!
Heute vor vier Jahren wurde der definitive Friede zwi-
schen Frankreich und Deutschland abgeschlossen. DaS deutsche
Volk ahnte damals nicht, daß er nahe vor der Eventualität
der Wiedereröffnung der Feindseligkeiten stand und der Ent-
schluß, die französischen Truppen aus's Neue anzugreifen,
Paris gewalisam zu nehmen, bereits nahezu gereift war.
Der Präliminarfriede vom 26. Februar 1871 hatte
zwar die zwei Hauptpunkte, Territorialabtretung und Zahlung
der Kriegskosten, festgestellt und glaubte man, annehmen zu
dürfen, daß die in Brüssel nur zur nebensächlichen Ergänzung
und Erläuterung des PräliminartractatS fortgeführten Ver-
handlungen zu denen ja obendrein nur Diplomaten geringeren
Ranges de-wendet waren, in kürzester Frist zu Ende geführt
sein würde i.
Aber in Brüssel ging'S nicht vom Platz. Von französi-
scher Seit fing man an, über die Höhe der Kriegsentschädi-
gung, üb> r die Zahlungstermine, ja sogar wegen der Gebiets-
abtretung zu feilschen, und entstand dadurch die Frage, ob
es in Versailles an der Kraft oder dem guten Willen, den
Vertrag zu erfüllen, fehle. In dem einen, wie dem andern
Falle mußten neue Garantien für die Ausführung des Prä-
liminarfrieoens verschafft werden, und das war nur durch
Gewalt möglich.
Ehe jedoch die Reichsregierung zu diesem äußersten
Mittel griff, fühlte sie das Bedürfniß, sich durch persönliche
Besprechung mit Mitgliedern der französische» Regierung voll«
Klarheit über die Situation zu verschaffen.
Dies ursprünglich der alleinige Zweck der Frankfurter
Conferenz, die am 6. Mai begann und vier Tage darauf
mit dem Abschluß des definitiven Friedens endigte. Was
der Reichskanzler selbst nicht erwartet, — seinen Mahnungen,
deren eisernen Ernst die Gegner aus Erfahrung kannten,
seiner erfinderischen Siaatskunst, die in den schwierigsten Ver-
hältnissen stets die richtigen Mittel zu finden und zu schaffen
weiß, gelang es, bis zur Mittagsstunde des 10. Mai 1871
das Ereigniß herbeiführen, welches in der deutschen Geschichte
als da» glorreichste und folgenschwerste dasteht, ein Ereigniß,
in dem der, welcher „Gott in der Geschichte sucht," Gott und
sein Gericht findet.
Die acht Tage später erfolgte Auswechslung der Rati-
fikationen (die späteren Uebereinkommen vom 12. Oktober
und 11. Dezember 1871 betrafen nur die praktische Aus-
führung einzelner Bestimmungen de- Hauptveriräge) bildet
den formellen Schlußact des deutsch-französischen Krieges
von 1870/71.
Fünf Männer haben bei diesem FriedenSwerk mitge-
wirkt. Deutscherseits, außer Bismarck, Graf H. v. Arnim,

Gesandter bei dem päpstlichen Stuhle, andererseits JuleS
Favre, Minister der auswärtigen Angelegenheiten der fran-
zösischen Republik, Pouyer-Quertier, Finaiizminister, und
Eugene de Goulard, Mitglied der Nationalversammlung.
Alle Fünf sind »och am Leben, im Amte nur noch
Bismarck.
Harry von Arnim, nachherigcr Botschafter in Paris,
der spätere „Acten-Arnim", kann, ein gerichteter Mann, das
deutsche Klima nicht vertragen und hält sich im Auslmtlfiauf.
Pouyer-Quertier und E. v. Goulard leben von ihre» Renten
und I. Favre betreibt wieder seine Advocatur.
Dem Letzteren war sicherlich der schmerzlichste Theil an
den Verhandlungen zugefallen. Die Hand, die in einer
Circulardepesche vom 8. September 1870 der Welt verkündigt
hatte: „Nicht einen Zoll breit von unserem Territorium" rc.,
— dieselbe Hand unterschrieb 6 Monate darauf in Versailles,
der Krönungsstadt des ersten deutschen Kaisers, die prälimi-
nare, — am 10. Mai 1871 in Frankfurt, der KrönungS-
stadt der Kaiser des heiligen römischen Reichs deutscher
Nation, die definitive Friedensurkunde. Zwei liebgewordene
Provinzen mit den stärksten Festungen und eine Summe
Geldes von bisher ungchörter Größe waren der Sieges-
Preis!
Grausame Sühne! I. Favre war unter den Schuldigen
der Schuldigste unter Allen, die daS Jahr 1870—71 auf
die Schaubühne Frankreichs gestellt, der Mannhafteste. Er
erkannt« seinen Fehler und hatte den moralischen Muth, dessen
Consequenzen zu ertragen.
In der Sitzung des gesetzgebenden Körpers vom 30.
Juni 1870, bei der Debatte über dar Contingent von
1871, bekämpfte I. Favre die hohe Ziffer der Regierung,
redete sogar allgemeiner Entwaffnung das Wort, und, unter
den 9, die in der wüsten Sitzung vom 15. Juli 1870 dem
KriegSgehcul der 246 unterlagen, glänzt I. Favre.
Von da ab bis zum Sturze des KaiserthumS verliert
ihn die Geschichte aus dem Auge. Erst als Mitglied der
Seplemberregierung erkennen wir ihn wieder; aber nur dem
Namen nach; die Gabe, die Wirklichkeit zu erkennen, eine
Eigenschaft, die dem Advokaten Favre nicht abzusprechen ge-
wesen, war dem Minister Favre vollständig abhanden ge-
kommen. Mit dem Programm vom 8. Sept. 1870, jenem
verhängnißvollen Gelübde, tritt Favre in eine Periode der
Irrungen ein. Kein Wunder auch! Die Barre der Gerichts-
höfe, die Tribüne -er Kammer ist nicht die richtige BildungS-
schule des Staatsmanns. Es galt hier nicht nm einen Civil-
prozeß, sondern eS handelte sich hier einen Völkerprozeß,
in welchem die Weltgeschichte den Spruch fällt und die Kanone
das Urtheil vollzieht.

Feuilleton.
Ale Ließe kennt keine Grenze.
(Fortsetzung.)
Claude Martin schüttelte den Kopf. „DaS ist nicht
möglich, Hauplmann. Ihr lönnt mit Euren Leuten morgen
blos bis Cornimont kommen. Denkt ich bin zu Pferde zehn
Stunden bis hierher geritten."
„Gut, so reqniriren wir morgen in Coriniment und
übermorgen in Wildenstein."
„Willst Du denn wieder, daß wir als Preußen auf-
treten sollen?" fragte Goviller.
„Versteht sich", antwortete dieser. »Die Leute haben
viel mehr Respekt!"
„'s ist eine gefährliche Geschichte! Schwarzer, unter
Miseren Leuten sind eine Menge, die kein Wort Deutsch
sprechen können .... wie leicht kann es kommen, daß wir
erkannt werden. Auch habe ich einen gewissen Abscheu vor
den preußischen Waff-nröcken .... ich glaube, wir haben
noch einmal Unglück in diesen verdammten Zwangsjacken."
„Wohl weil wir sie einigen Leichen bei Wörth vom
Leide gezogen Habens"

„Das gerade nicht — aber . . .
Und so zog diese Bande dann nach Wildenstein.
Dort angekommcn, bemächtigte sich der Schwarze so-
gleich des alten Schlosses in dem gegenwärtig Niemand
weil!« als Felice, des Eigentümers Tochter.
Mit räubischer Gier fingen die Gespenster der Vogesen
an zu plündern und durchsuchten alle Räume des Schlosses
ohne zu finden, was sie eigentlich suchten, das Geld.
Aus dem Innern des unbenutzten. Seitenflügels klang
jetzt auf einmal ein tolles Aufjauchzen. Felice erbebte;
wußte sie doch, daß gerade in jenem Flügel das Vermögen
ihres Vaters und das seines Kompagnon» aufbewahrt und
versteckt worden war.
„Sir haben das Geld", jubelte der andere Posten.
„Nein", sagte der Andere, — „es ist nur Wein, den
sie gefunden haben", als er in der Hausthüre des Seiten-
flügels zwei Soldaten mit Weinkörben herauskommen sah.
Auch der Schwarze erschien an einem Fenster des un-
bewohnten Flügels und fragte nach der Ursch« des Jubels.
Als er sie erfahren, sagte er zu seinem Gefährten: „Ich
glaubte schon, die Kerle hätten das Geld gefunden."
„Aber sieh nur", fiel ihm der Andere in'S Wort, —
„Deine Leute schaffen jetzt Tische und Bänke heraus ....

Mehr den vier Monate lang währte die Verblendung
bei Favre an. Mit der ersten in „das Gehirn der Welt"
cinschlagenden Bombe lüftete sich der Schleier, der bisher
FavreS Gehirn umdüstert hatte, und die BiSmarck'sche Epistel
vom 6. Januar 1871, die ihm von der beabsichtigten Reise
nach London ab- und das Verbleiben in Paris anräth, und
mit den Worten schließt:
„Ich kayn daher kaum annehmen, daß Ew. Excellenz
in der kritischen Lage, an deren Herbeiführung Sir
einen so wesentlichen Antheil hatten, sich der Möglich-
keit werden berauben wollen, zu einer Lösung mit-
zuwirken, wofür die Verantwortlichkeit auch Sie trifft,"
führte ihm das Crkenntnißvermögcn für das Reale wieder
vollends zurück.
Blutenden Herzens, aber in der Ueberzeugung. daß sein
glühend geliebtes, unglückliches Vaterland jetzt mehr denn
je mannhaften Beistands bedürfe, harrte Favre aus. und
schloß nach einander die Capitulation von Paris und den
Waffenstillstand, den Präliminarfrieden von Versailles und
den Frankfurter Frieden ab.
Das war die Thal eines Mannes und darum Achtung
einem solchen Gegner. „Unserin Bismarck" aber heute, als
an einem seiner Ehrentage auf'S Neue Dank und Preis und
Treue!

Deutsche- Reich.
— Da in jüngster Zeit die räuberischen Angriffe auf
fremde Handelsschiffe in den chinesischen Gewässern wieder
häufiger geworden sind, hat die kaiserliche Admira-
lität sich entschlossen, die beiden dauernd an der ostafia-
tischen Küste stationirten größeren Kriegsschiffe durch ein
flachgehendes Kriegsfahrzeug zu verstärken, welches bequem
die Strommünvungen, hinauffahren und die Seeräuber in
ihre Schlupfwinkel verfolgen kann. Es ist angeblich für
diesen Dienst Sr. Maj. Kanonenboot „Cyclop" bestimmt,
dessen Ausrüstung bereits in Kiel vollendet wird. Der
„Cyclop". welcher zu den Kanonenbooten erster Klaffe gehört,
ist vor Kurzem von Danzig nach 'Hel überführt und soll
demnächst seine Fahrt nach China antreten.

Seme Königlich« Hoheit der Troßherzog haben unter dem 8. d.
Mt», gnädigst geruht, den Hofrath vr. Ernst Wagner zum Oberschul-
rath und Kollegialmitglied der Oberschulbehörde mit Bestimmung de»
Tage» de» Dienstantritts auf den 10. Juli d. I. zu ernennen und de«
außerordentlichen Mitglied de» Oberschulrath», TymnafiumSdirel «r
Dr. Wendt, die Funktionen eine» ordentlichen Mitglied» der genannten
Behörde zu übertragen.
* Schwetzingen, 10. Mai. Wie unlängst die „Post",
so hat in ihrer DonnerstagSnummer die „Times" eS für
ich glaube gar sie wollen ein Zechgelage beginnen. Bei der
scharfen Luft, die heute vom Rheinkopf herkommt, werden
sie nicht lange im Freien bleiben", antwortete der Anführer.
„Laß sie nur trinken. ... je umnebelter sie sind, desto besser
für uns, Goviller."
„Wenn sie aber lieber nach dem vermaledeiten Gelbe
suchten !"
„Die finden eS doch nicht!"
„Man kann eS nicht wissen!"
„In jenem Flügel hat sie eS auch nicht versteckt . . . .
doch jetzt laß uns suchen!"
Aus dem Hofe erschallte rohes Gelächter. Die Roheit
und Brutalität erwochte sofort in dem zügellosen Haufen, als
die ersten Flaschen Wein geleert worden waren und Felice
mußte all die gemeinen Scherze und Zweideutigkeiten ruhig
mit anhören, ohne dagegen ankämpfen zu können.
Während Felice im Hofe die Zielscheibe aller gemeinen
Witze der Soldaten abgob, fitzten der Anführer und sein
Genosse ihre Untersuchungen fort, ohne aber zu einem Re-
sultate zu kommen. Sie hatten eben den letzten der bewohn-
ten Räume durchsucht und, da sie abermals Nichts gefunden,
beschlossen, jetzt Gewaltmaßregeln gegen Felice und da» Ge-
finbr in Anwendung zu bringen, als Claude Martin in de
 
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