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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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August (No. 89 - 101)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0391
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mondzeile oder deren Raum
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Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag ,
und Samstag.
Alle Postanstalten
ad Boten nehmen Be-
stellungen an.

Amlsverkündigungsbl'alt für den Amts- und Amtsgerichtsbezirk Schwetzingen

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpfalz
Expedition, Druck und Verlag der C. W. Moriell'schen Hofbuchdruckerei in Schwetzingen.

Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von ch> »alcns!ein L Bogl'cr, Itudskf Masse und K. A. Aauve ch Ho., Süddeutsche Annoncen-Krpedition
von K- Stöckhardl in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das Jäger jchc Lentral-Buraux für Jnscra e in Frankfurt a/M.

kein Hehl. „Mit oder ohne Kaiser,« schreibt es, „hat für
uns dieses „Fest" ebensowenig Werth, wie ein beliebiges
Schützen-, Turner- oder Sängersest, oder auch ein fort-
schrittliches Saufgelage. Was von den pordnzmen Phrasen
zu halten ist, weiß ohnehin Jedermann, und wir wollen
den Vereine» und Privaten, weiche siir dergleichen Blö sinn
Geld hinauswerfen können, das Privatvergnügen Nachsehen,
wenn fie herumziehen, sich besaufen und vom „Siege über i
Rom" schwätzen."
Mit komischer Aengstlichkeit pfl gen die Ultra- ^
montanen diesen Festen mtgeg-nzuseheii, die ihnen möglicher-- i
weise so viel Unangenehmes zu bringen versprechen, und eS
fällt ihnen gewiß jedesmal em schwerer Stein vom Herzen,
wenn der Tag vorübergegangen ist. ohne daß es eine De-
monstration gegen ste abgesetzt hat. Zur Vervollständigung
brauchen wir nur noch an das bekannte Kette ler'sche
Ausschreiben vom vorigen Jahre zu erinnern, in welchem
der streitbare Bischof mit gewohnter Heftigkeit gegen die
Sedanfeier auftrat, womit er freilich nicht verhindern
konnte, daß dieselbe mit Glanz begangen wurde.
Da der Sedantag j tzi wieder bevorsteht, sink wir
einigermaßen gespannt darauf, ob die ullramontane Partei
in ihrer Ablehnung beharren werde, oder ob es in ihrer
Mitte doch noch Leute giebt, welche wenigstens an diesem
einen Tage ihren sonstigen Gegnern tue Hand bieten,
um der Liebe Aller zum Vaterlande einen gemeinsamen
Ausdruck zu geben.
Deutsches Reich.
— Der deutsche Kager har st h sehr befriedigt über daS
Hermannsfest geäußert. Der Kaiser und der Kronprinz rc.
reisten vorgestern Abend nach Berlin Meister Bändel em-
pfing den Kconenorden 3. Klaffe und bezieht nunmehr Vom
Kaiser einen Jahresgehali von 4000 Tbl. und bei Ableben
Bandel's erhält dessen Wittwe 2000 Thaler.
— Aus Berlin wird gemeldet, daß in Ausführung
eines Bundesrathsbeschlnsses auf den den deutschen Münz-
stätten die Ausprägung von Fünfzigpfennigstücken
begonnen hat. Diese Arbeit ist so weit geviehen, oaß bereits
die Jnkurssetzuug der neuen Münzen nahe bevorsteht, deren
Prägung sehr gelungen sein soll. Sie wersen dem Mangel
an kleinem Geld gewiß erheblich abhelfen.
Karlsruhe. Leine Königliche Hoheit der Großherzog haben
Sich gnädigst bewogen gefunden, den Nachbenannten Höchstihren Orden
vom Zähringer Löwen zu verleihen und zwar . 1) den Stern zum
bereits innehabenden Kommandeurtreuz mit Eichenlaub dem Präsi enten
de» Großh. Handelsministeriums, Ludwig Turban: 2) dar Ritterkreuz
erster Klaffe dem Oberbürgermeister Eduard Moll, dem Kaufmann
lein Tochter. Denn das ist die wahre Vaterlandsliebe die
mit dem Schmerze um die Sünden des durch seine Schuld
unglücklichen, machtlosen Vaterlandes aichebt. Wie aber .
mich dieser Schmerz bei jenen edlen Worten eines zarten
Mädchens mit der ganzen Scheide und Bitterkeit erfaßte, -
so entflammte in mir auch in demselben Augenblicke das !
heilige Gelübde, das ich in dem Augenblicke ungesehen vor ?
meinem Gott that , alles das Biele oder das Wenige, das
Große oder das Kleine, dos an und in mir sein möchte,

L ür r8vptv»Lllrvi'
werden Bestellungen auf das »Schwetzinger Woche»
blatt, Bad. Hopfenztg." von ollen Postanstalten, un-
fern ZeitmvgSträgern und von der Expedition entgegen-
genommen.

* Die deutschen Nationalfeste und die
Uttramontanen.
Wie fremd dem Denken und Empfinden des deut-
schen Volkes die Ultramontanen geworden find, offenbart
sich unter Anderem bei den großen Nationalfesten. Die
Kunde von einem bevorstehenden Feste erregt bei dieser Partei
keine Freude, sondern setzt sie nur in Verlegenheit. Der
erste Gedanke scheint immer zu sein, daß jedes Nationalsest
seiner Natur nach eine Demonstration gegen den vaterlands-
losen Jisuitismus ist, und eS läßt sich auch die Richtigkeit
diese» Schluffes nicht wohl bestreiten. Wo aber die UlraS
kein Kapitol für ihre Parteizwecke herau-schlagen können,
da machen sie auch nicht mit. Wie unartige Buben st-llen
sie sich grollend bei Seite und suchen das Fest zu beschimpfen
und Anderen die Freude daran zu verderben. Daß sie durch
ein solches unwürdiges Benehmen ihrer Sache nicht nützen,
sondern sich nur noch mehr dem Volke als Feinde und
Störenfriede bemerklich machen, haben fie entweder nicht ein-
gesehen, oder ihr Haß ist so groß, daß sogar ihre hochauS-
gebildeie VerstillungSkunst den Dienst versagt.
Auch dem Hermannsfeste gegenüber haben sich die
Ultraim-ritanen ablehnend verhalten. Die „Germania" bringt
einen Artikel, worin sie über die angebliche Fälschung
der Tendenz nationaler Feste loSzieht und dem Denkmal im
Teuioburger Wald die Bedeutung eines Symbols der Ein-
heit des deutschen Volkes abspricht, weil man eS durch Herein-
ziehung des Kulturkampfes zu einem Mittel der Trennung
gemacht habe. Wir schwärmen durchaus nicht für die Er-
wähnung unserer inneren Streitigkeiten bei allen unseren
F.sten, aber bei d m Hermannsfeste lag die Parallele zwischen
dem Kampf gegen die frühere materielle und die heutige
geistige Römerherrschaft so nahe, daß sie sich kaum abweisen
ließ. Wäre übrigens bei diesem Anlaß leine Silbe vom
Kulturkampf gesprochen worden, die „Germania" hätte dar-
um ganz sicherlich kein anderes Gesicht zu dem Feste gemacht,
welches, wie wir fest überzeugt sind, niemals ihre Sympathie
finden wird.
DaS „Bayer. Vaterland" hat im Vergleich mit
der AlleS verdrehenden „Germania" wenigstens die ehrliche
Derbheit auf seiner Seite und macht aus seiner Gesinnung

Schlosser als Eyeprocuralor.
Fortsetzung.
„Die Bowle ist fertig, und ich denke, sie wird mir so
viel Ehre machen, wie ich trotz Podagra und aller Mühen
mit und ohne Bedientenseelen ihr anzuthun gedenke- Denn
b e ist Festtag, hoher Ehrentag meines lieben jungen
.mde« Ehrich von Roßdahl." Und wieder drückte der
i-i >?re Alke die ehrliche, tapfere Hand seines Lieblings.
„Herr von Roßvohl hat NuS noch immer nicht den
mmenhang zwischen der Schlofser'schea Weltgeschichte
in v seiner Berufung in den Großen Generalstab er-tiäri,
i cbcr Oberst!" — sagte die Frau Geheimräthin; — „eher
gi'm's kein GlaS auS der Bowle , bis diese Erklärung vol-
lendet ist. Mir ist sie noch sehr dunkel und dennoch sehr
in reffant."
„Ei, ich dächte, Ihre unvergleichliche Klugheit, gnädige
s- .!U, hätte Sie schon längst auf die Entdeckung jenes Zu- ' „Cr war die Schlosser'sche Weltgeschichte
i> uncnhangeS bringen müssen. Mich frappirle, mich de- Legeisteisterung meines Gelübdes geistig erst
schämte, mich begeisterte der Patriotismus Ihrer Fräulein einer treibenden Kraft ward. Mit bis dahir
 
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