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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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August (No. 89 - 101)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0399
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Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
Alle Postanstalten
„nd Boten nehmen Be-
stellungen an.


Amlsverkündigungsötall für den Amts- und Amtsgerichlsöezirk Schwetzingen

Badische Hopsenzeilung.

Vierteljahr!. Abonnement
gllr's Wochenblatt t Mark
50 Pfennige.
Unterhaltungsblatt
35 Pfennige.
Inserate:
die viergespaltene Gar-
mondzeile oder deren Raum
12 Pfennige.

Allgemeiner Anzeiger für die da dis che und bayerische Rhein Pfalz.
Expedition, Druck und Verlag der C. W. Moriell'schen Hosbuchdruckerei in Schwetzingen.

ölo. 1«v._ Samstag, den 28. August 1875. IX. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entg.-gen die Annoncen-Bureaux von Kaasenstel» L Jagler, Audolf Waffe und H. A. Jauve L tzo., Süddeutsche Annonccn-Hrpeditio«
von ß. Stöckhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie das Augersche Central-Buraux für Jnsera e in Frankfurt a./M.

l ür Ävi»
werden Bestellungen auf das „Schwetzinger Wochen-
blatt, Bad. Hopfenztg." von ollen Postanstalten, un-
fern Zeitungsträgern und von der Expedition entgegen-
genommen.
' Politische Wochenübersicht.
Schwetzingen, 27. August.
Seit Wochen haben sich viele Blätter mit der angeblich
bevorstehenden Erhöhung des Militäretats beschäftigt
und es hat dabei bisweilen an gehässigen Glossen nicht ge-
fehlt. Nun stellt Fch heraus, daß organisatorische Neuerungen
außer der Umwandlung des Eisenbahnbataillons in ein Re-
MMnt nicht, beabsichtigt sind und daß sonst nur noch im
Exlraordinatmm nicht bedeutende Mehrforocrungen für
militärische Bauten beansprucht werden. Das Effenbahn-
bataillon in seinem jetzigen Bestände ist bekanntlich eine
Organisation des General Feldmarschalls Grafen v. Mottle
und stützt sich auf Bedürfnisse und Erfahrungen, wie sie der
letzte Krieg im Gefolge hatte. Der Angabe von einer aber-
maligen Erhöhung der Unteroffizierg-Hälter wird
von gut unterrichteter Seite widersprochen. Es ist nach
dieser Richtung hin weder eine besondere Vorlage, noch eine
Mehrforderung im Etat beabsichtigt. Freilich sollen die Er-
gebnisse, welche man sich durch die bereits erfolgte Erhöhung
der Unieroffiziergehälter versprochen hat, hinter den ursprüng-
lichen Erwartungen zurückgeblieben sein; do h hofft man von
der Zeii eine bessere Gestattung dieser Dinge. Es ist nicht
unmöglich, daß oiese Angelegenheit ini Reichstage zu Er-
örterungen führt, dann aber nur zu dem Zwecke, um auf
frühere Anträge behufs Verbesserungen der Zivilversorgung
der Unteroffiziere und auf andere Mittel zurückzukommen,
die man früher bereits als nothwendig bezeichnet?, um eine
größere Anzahl tüchtiger und brauchbarer junger Leute für
die Unteroffiziers-Laufbahn heranzuziehen. Mit ziemlicher
Gewißheit darf der „Köln. Ztg." zufolge angenommen werden,
daß das P e ns ion s w e s e n Hinterbliebener von
Reichsbeamten in der nächsten Session des Reichstages seine
gesetzliche Regulirung finden wird, wie dies in der vorigen
Session durch den Präsidenten Delbrück bereits in Aussicht
gestellt worden ist.
Der König von Bayern liebt es, die Welt zu über-
raschen. Er, der sonst jeder Staatsaktion durch die Abreise
in eines seiner Bergschlöff r aus dem Wege zu gehen Pflegt,
hat auf letzten Sonntag eine große Revue über Truppen
des I. Armeecorps nicht blos anbefohlen, sondern sie auch
Fcuillrio».
Schlosser als Ktzeprocurator-
Schluß.
„Schon neun Jahre?" — sagte Frida nachdenkend.
„Da werden Sie allerdings wohl selbst nur wünschen können,
ans der Einförmigkeit unseres Ameisenstädtchens befreit zu
wn> n. Das große, herrliche Berlin wird Ihnen neue und
ungleich interessantere Verhältnisse bieten. Ich selbst muß
sagen, daß unser Städtchen doch zu klein und interesselos
ist für einen solchen Herrn, wie Lie, Herr Rittmeister."
»Ich geste'e offen, daß ich nicht ohne die Hoffnung,
innere Bcfiiedigung, wie sie die größere Anstrengung gewährt,
zu finden, in das Palais des Genenralstabes der Armee
eintreten werde. Ich stehe ja noch in den Jahren, wo der
Math die Lust weckt, steilere Höhen zu erklimmen. Aber
doch — das Herz findet sein Giück nicht in den großen
Verhältnissen, nicht in der geräuschvollen Rastlosigkeit des
öffentlichen Treibens. Ihr elterliches HanS werde ich dort
Vergeblich suchen."
„Aber wir viele andere Lhüren werden sich dem bc-

wirklich und persönlich abgehalten. U ber diesen Entschluß -
verlautet, er sei durch absprechende Artikel norddemscher i
Blätter über die bayerische Armee hervorgerufen worden und
die Revue habe den Zweck gehabt, die Militärhoheit des
Königs zu dokumentiren. Diese Veranlassung erscheint uns
aber doch zu unbedeutend und wir möchten eher annebmen,
der König habe vor der Inspektion durch den deutschen
Kronprinzen sich von dem Stand des Armeekorps überzeugen
wollen. Die durch General o. d. Tann kommaudine Revue,
zu welcher über 8000 Mann auscückteu, hat bei günstiger
Witterung und unter Anwesenheit einer riesigen Volksmenge
auf dem Münchener Macsfeloe stattgefunden. Der König
wurde überall enthusiastisch empfangen, was das „Bayer.
Vaterland" zu der Aeußerung begeistert: „Dieses Hochrufen
hat den zahlreich anwesenden Kindern ans dem Norden den
besten Beweis dafür geliefert, daß die noch nicht korrumpirten
Münchener mit aller Hochachtung und Liebe noch an ihrem
angestammten Könige hängen und auch im Stande wären,
zur Vertheidigung seiner Rechte, wie früher gegen die Oester-
reicher, so auch morgen gegen das freche annexionSlnstige
Borussenthum Gut und Blut, Leib und Leben hinzugeben.
Man reize den Löwen nicht!" Auf dem Heimritte
durch die von Hoch rufender Volksmenge dichtgsfüllte Dach-
auer und Vcieuner Sicaße ließ der der König den General-
stabsschef Grafen v. Boihmer, welcher durch Verleihung des
Prädikats „Excellsnz" ausgezeichnet wurde, den zum General-
major beförderten Obersten Frelherrn v. d. Tann und den
preußischen Miütärbevollmähligten v. S ülpnagel zu sich
Heranrufen und sprach mit ihnen m huldvollster W.ise.
Ferner wurde aus Aulaß dieses Tiges Generallieutenant
v. Orff, bisher mit der Führung des 2. Armeecorps be-
traut, zum Kommandeur desselben ernannt. Der König
machte selbst dem neuernannien Komnanüeur unter huld-
vollsten Grüßen und dem Armeekorps telegraphisch M i-
lheilung hteoon. — Kaum war diese Uebsrcaschung vorüber,
so folgte eine zweite. Der König konnte noch noch' von der
ungewohnten Sirapatze auSgeruht haben, so verkündete der
Telegraph, Le. Majestät seien zu mehrtätigem Aufenthalt
nach Reims (in der Champagne) abgereist. Schwerlich
wollte sich der König dam r dws der heute stattfindenden
offiziellen Feier seines Geburtstages entziehen. Wahrscheinlich
dürfte dieser Reise eine ähnliche Liebhaberei zu Grunde liegen
wie seinem vorjährigen Ausflug nach Versailles.
Wie man oer „Voss. Zig" aus Posen schreibt, un-
terliegt es allem Anscheine nach keinem Zweifel Mehr, daß
der vor etwa sechs Wochen in Haft genommene Domherr
Kurowsky durch die stntigehaoe Vornitersnchnng über-
führt worden ist, die Funktionen als geheimer apostolischer

! Delegat ausgeübt zu haben, und dürfte sonach seine Be-
strafung wegen Ausübrng bis höflicher Functionen bevorstehen.
Die aus der Haft entlassenen Geistlichen sowohl wie auch
die meisten denselben nahestehenden oder sonst für die An-
gelegenheit interesstrten Personen sprechen sich fast durchweg
mit Erbitterung über den Mißgriff aus, welchen die römische
Kurie unzweifelhaft gethan hat, indem sie durch die Einsetzung
einer geheimen Diözesanverwaliung so viele Geistliche der
Gefahr aussetze, eine höchst unfreiwillige Märlycer-Rolle
durchführen zu müssen und dabei Gesundheit und Vermögen
auf das Spiel zu setzen. Es scheint, als ob man auch in
maßgebenden Kreisen über diese Stimmung wohl informirt
sei, denn die prahlerische Behauptung der klerikalen Blätter,
daß nach Entdeckung des ersten Delegaten sofort ein zweiter
an seine Stelle treten würde, scheint sich nicht zn bewahr-
heiten. Darauf deutet auch dis als authentisch verbürgte
Aeußerung eines höhern Geistlichen des Breslauer Diözese
hin, daß für letztere die Ernennung eines geheimen Delegaten
weder bisher erfolgt, noch für die Zukunft in Aussicht ge-
nommen sei, daß man es vielmehr vorzikhen werde, den
Dekanen und Pröpsten zu überlassen, in vorkommenden Fällen
nach eigenem Ermessen zu handeln.
In Frankreich ist es bereis so weit gekommen,
daß ohne die Zustimmung des Papstes keine katholische Uni-
versität gegründet werden kann und daß derselbe sich die
OoeraMht über den Unterricht vorbehält. So ist nur mit
seiner Zustimmung die theologische Oberschale von Poitiers
als theologische Fakultät konstiluirt worden, Ueber dieses
direkte Eingreifen des P ipstes in den U uverstiälsunierricht
herrscht in allen jenen doktrinären Kreisen der Republikaner,
die so na>v waren, für die sogenannte U iterrichtssceiheit in
die Schranken zu treten, ein leicht begreiflicher jäher Schrecken.
„Was will man aus unserem Lande machen?" ruft die
„Ropubliqis Franyaise" voll Entsetzen aus. „Wir sind in
den Klauen einer ungeheuren Verschwörung, die ihre Netze
über Frankreich wie über eine Beule hlngeworfen hat."
Gambetta wird in Gesellschaft von Casimir Pericr
ein Rundreise durch die Departements machen und auf einem
Bankett in T-wyes eine Rede halten.
Vom Kriegsschauplatz in der Herzegowina ver-
lautet nichts Besonderes von Bedeutung, außer einer Meldung
aus slav scher Quelle aus Agram, wonach die Türken am
19. d. bei Jiblanica und den nä hstfolgenden Tag bei Marstk
zurückgeschlagen worden seien. Das türkische Dorf Mrahovo
Hab: sich den Insurgenten ergeben. Der Aufstand gewinne
an Ausdehnung Unter Beihilfe zahlreicher Montenegriner
sollen die Insurgenten mehrere Schanzen genommen haben
und Vermisch Pascha soll wegen seines Miggeschlcks abgesetz

rühmten jungen Rittmeister dort öffnen, wo das persönliche nicht zn fühlen gemeint', denn — Frida! — Ihr BUd
Verdienst doch auch in voller Währung angenommen wird, küßte ihn von meinen bleichen Lippen, und es klang Ihrer
Und ein Schlosser", fügte Frida schelmisch hinzu. s Stimme friedvoller Ton errnuihigend und Hoffnung weckend
„Nicht ist es" , enlgegnete Roßdahl lebha t, „dieser ' in meine Seele,
literarische Schatz Ihres Daheims, welcher meine sckönsten ^ „Frida!", fuhr von Roßdahl fort, die Schritte hem-
Erilmerungen hierherzieht, hier festhalten wird. Was ich . mend und die Hand des edlen Münchens ergreifend —
diesem Altmeister deutscher Geschichtschreibung verdanke, habe ^ „Frida! ich kann nicht von hier scheiden, nicht auf die hohe
ich schon angedeutet, wie es der Augenblick ungesncht veran- See des wogenden Lebens treiben, ohne den sicheren Com-
laßte. Aber nicht der alie Gelehrte hat den zündenden ! paß zu besitzen, ohne die schützende Macht der treuen Liebe
Funken des glühenden Patriotismus in mein thateudurstiges um mich zu wisien. Frida! ich kann diese Stätte nicht
Herz geworfen. Das thateu Sie, Frida!" schloß Roßdaht ^ verlassen, ohne den heiligen Schutz, den sie mir birgt, mit
in fast feierlichem, tief ernstem u. aufrichtig danküaremTone. ! mir zu nehmen. Frida! kannst, willst Du das Herz Deines
„Ich, ein junges, Wissens- und erfahrungsloses Mäd- ^ Ehr-chs sein?
chen?" fragte Frida, in bangem Eiröchen. j Zitternd und weinend warf sich das schöne Mädchen
„Aus Ihrem Munde Hütte einst der Jüngling die ^ die sie fest umschließenden Arme des edlen Mannes,
heilige Mahnung zu dem Kampfe der preußisch-deutschen heißer Kuß brannte ans ihrer weißen Stirn und be-
Sache. Aus Ihren reinen Augn bückee mich diebegeisternd- ' siegelt- das Bttndniß der nun zu Eins verschmolzenen glück-
Gluth der thatcnbereiten Vaterlandsliebe wie strafend und ' ^chen Seelen.
doch in tiefster Seele feurig begeisternd au. U d als ich ^ „Ehrich, mein Ehrich!" hauchte das liebe Mädchen,
in jener dunklen Nach, zum Tode verwindet auf dem ^ „Ehrich, ich Deine Frida?" fragte sie schüchtern und bang,
j Schlachtfelde von Königgrütz lag, mein treues Pferd todt ^ Da trat die treue Mutter hinzu und erfuhr zu großer
§ neben mir, da habe ich den Schmerz der brennenden Wunde Freude das hell strahlende Glück ihrer Tochter und ihres
 
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