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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Mai (No. 50 - 61)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0215
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Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag,
»nd Gamstag.
Alle Postanstalten
«> Baten nehmen Be-
stellungen an.

Amtsverkündigungsötalt für den Amts- und Amtsgerichtsöczirk Kchwchingen.
Badische Hopfenzeitung.

VierteljShrl. Abonnement
Für'« Wochenblatt 1 Marl
SO Pfennig».
Unterhaltung»«»«
bi Pfennige.
Inserate:
die »iergespalten« Gar.
mondzcile »der deren
IS Pfenniae

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Ryeinpfalz.
Expedition, Druck und B-rlag der T. W. Mori, ll 'schen Buchdruckerei in Schwetzingen

8«. 54.

Dienstag, 11. Mai 1875.

IX. Jahrgang.

Ansernt« von Auswärts nehmen für UN« auch entgegen die Annoncen-Bur-aux von Kaasenkein L Vogler, Rudolf Mosse und K. /. DauSe L Ho., Süddeutsche Annoncen-Hrpediio»
»an H. SlSLHardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, B ,el und «tratzburg, sowie da« KSger'sche Lentral-Bureaux für Inserate in Frankfurt a./M.

* Zum Klostergesetz in Prentzen.
Selbst Männer, welche im gegenwärtigen Kampfe mit
der herrschsüchtigen Kurie auf Seite der Regierung stehen,
finde» das gegenwärtig dem preußischen Abgeordnetenhaus
zur Berathung vorliegende Klostergesetz etwas zu hart und
läßt sich dies nur dadurch erklären, weil die preußische Ver-
fassung seit Jahren in dieser Richtung, man darf eS wohl
behaupten, zu milde war, und weil diese Männer von der
Wohlthätigkeit des praktischen Berufes einzelner Orden ein-
genommen und nicht bedenken, welche treue Werkzeuge diese
Orden und Congregationen in Händen der deutschfeindlichen
Kurie und deshalb wie schädlich diese dem Staate sind. Tie
„Prob. Corr." brachte in ihrer neuesten Nummer einen längeren
Leitartikel, welcher die Dringlichkeit des Vollzugs des Kloster-
gesetzeS sehr schön beleuchtet. Sie sagt am Schluffe erwähnten
Artikels:
„Die obere Leitung aller Orden geht von Rom und
dem dort entscheidenden Willen aus, — und es liegt in der
Natur der Dinge, daß unter Kämpfen wie die jetzigen das
ganze Netz von Orden und Genossenschaften zugleich für die
Bearbeitung der Bevölkerung im Geiste des ultramontane»
Widerstandes gegen die Staatsgewalt benutzt wird. Je
größer die Anerkennung und Sympathie ist, welche die Or-
densbrüder und Schwestern sich in der Erfüllung ihres prak-
tischen Berufs erworben haben, desto willkommener Werkzeuge
müssen sie der ultramontanen Agitation sein. Die weiblichen
Congregationen zumcU dringen durch ihren unmittelbaren Be-
ruf in Kreise ein, weiche der Einwirkung der Geistliche» oft
nicht zugänglich sind, und cS ist eine Erfahrung, die in den
katholischen Landestheilen jetzt täglich gemacht wird, daß die
Schwestern mit der ganzen Hingebung, die sie ihrem eigent-
lichen Berufe widmen, sich auch als Helferinnen der Geist-
lichen und der klerikalen Führer in den Sachen deS kirch-
lichen Kampfes erweisen.
Vor Allem aber ist eS unvermeidlich, daß die Jugend-
erziehung, welche von geistlichen Genossenschaften unter dem
Einflüsse der römischen Oberen geleitet wird, bei der jetzigen
Stellung RomS zum preußischen Staate entschiedene Gefahren
für die Entwickelung des Volksgeistes hervorrvft. Die Schul-
brüder und »Schwestern müßten geradezu ihrem innersten
Berufe untreu sein, wenn sie nicht ihren Zöglingen die Auf-
fassungen kirchlicher Dinge einzuflößen bemüht sein sollten,
welche zur Zeit von Rom als unbedingte und maßgebende
Lehren verkündet werden.
Je unumwundener und rücksichtsloser die feindliche
Stellung des Papstes dem preußischen Staatswesen gegenüber
sich jüngst offenbart hat, desto mehr mußte auch die ultra-
montane Einwirkung der geistlichen Orden Gegenstand ernster
MMeton.
Are Ließe kennt keine Grenze.
(Fortsetzung.)
Dort angekommen, mußten sie den Weg zu Fuß fort-
setzen und wurden ihnen die Orte Hirrmagni und Rougoment
als Punkte bezeichnet, in denen sich die Franktireurs zuletzt
gezeigt hätten. Nach einigen kurzen Märschen waren diese
Orte ausgesucht, allein überall hörten sie nur, daß die Ban-
den sich höher in's Gebirge gezogen hätten.
Benno brach mit seinen Leuten auf. In St. Maurice
stieß die Kolonne Benno's auf zwei andere, welche sich ge-
meinschaftlicher Berathung wegen an diesem Orte ein Rendez-
vous gaben. Die Erscheinung einer neuen dritten Kolonne,
deren Führer mit den Oertlichkciten gerade dieses TheilZ der
Vogesen genau bekannt war, war den beiden anderen Führern
sehr angenehm.
Es wurde ein förmlicher Kriegsrath abgehalten und ein
gemeinsamer Operationsplan entworfen, nach dem sich auf
Anrathen Benno's Hauptmann Sterchenbach von St. Maurice
aus nach der Maselotte hinziehen, Premierliculenannt v.
Beulwitz von St. Maurice nach St. Amarin hin operiren

Erwägung und durchgreifender Abhülfe werden. Nachdem
der Papst eS gewagt hat, preußische Staatsgesetze seinerseits
für „ungültig" zu erklären, kann W Regierung unsers Königs
es nicht mehr geschehen lassen, daß die katholische Jugend
und weite Schichten der Bevölkerimg dem Einflüsse geistlicher
Orden überlassen werden, für welche die päpstlichen Aus-
sprüche und Weisungen unbedingt Geltung „gleich den Aus-
sprüchen Gottes" haben.
Wenn die angekündigte Maßregel tief und scharf ein-
greift in lang gepflegte und vielfach von der Achtung und
Liebe der Bevölkerung getragene Einrichtungen-, so trifft die
Verantwortung auch für diese Folge des kirchlichen Kampfes
die geistlichen Machthaber in Rom, welche in dem Wahn
und Dünkel ihrer allgemeinen Weltherrschaft die Geschicke der
deutschen katholischen Kirche gering achten und, von Heraus-
forderung zu Herausforderung schreitend, unsere Regierung
zu immer stärkerer Abwehr nöthigen, unbekümmert darum,
daß sie durch ihr Verhalten die gesammten kirchlichen Ein-
richtungen in Deutschland immer weiterer Zerrüttung ent»
gegenführen."
Im Auslande herrscht nur eine Stimme darüber, daß
das Klostcrgesetz im Vergleich mit ähnlichen Gesetzen anderer
Staaten, z. B. Portugals, Italiens und selbst Spaniens äußerst
milde ist. Der „konservative Standard," bekanntlich kein
großer Freund Deutschlands, meint: „Wenn wir einräumen,
daß aus Gründen der Politik und zum Besten deS Gemein-
wohles religiöse Orden auf dem Wege der Gesetzgebung ab-
geschafft werden können, so müssen wir gestehen, daß vaS
preußische Parlament aufgefordert wird, bei diesem Scheitle
sanft und fast ehrfürchtig aufzutreten. Kein leidenschaftsloser
Beobachter kann leugnen, daß die K-öster starke Waffmplütze
des Vatikan auf feindlichem Gebiete sind. Begeisterte Katho-
liken nennen selbst die Ordensleute die streitbare Miliz der
römischen Kirche. Rom kann nicht erwarten, daß ein Staat,
dem es Trotz bietet, seine verschanzten Standlager auf dem
eigenen Gebiete schone. Die Vorlage scheint Raum zur Ver-
söhnung und zu neuen Vereinbarungen in der Zukunft zu
lassen. Der Vatican würde wohl thun, die Zeit zu benützen
und Versöhnung zu suchen, ehe es zu spät ist." Wie kann
aber unter den jetzigen Verhältnissen von Versöhnung mit
den Römischen die Rede sein, ohne daß der Staat, gering
gesagt, an seiner Autorität Einbuße erleidet. Nie und nimmer
mehr! Nur dann ist Versöhnung möglich, wenn die Geistlich-
keit sich den Gesetzen unterwürft, wie jeder andere Unter-
than auch.
Deutsches Reich.
— Der vierzehntägige Aufenthalt in Wiesbaden
und er von St. Amarin aus nach Guebweiler zu mit seinen
Leuten Vorgehen wollte. Das in Münster liegende größere
Detachement wurde von dem Vorhaben in Kenntniß gesetzt
und gebeten, in ähnlicher Weise eine vierte Linie im Norden
zu bilden und die Banden vor sich her zu drängen.
Die „Gespenster der Vogesen" ahnten nicht, welches
drohende Gewitter sich über ihren Köpfen zusammenzog.
In einem abgelegenen Waldwirthshaase in der Nähe von
Vaguey hatten eS sich die bärtigen, wilden Gestalten bequem
gemacht. Alle Raume des Hauses und des Nebengebäudes
waren von zechenden, singenden und skandalirenden Gruppen
gefüllt.
Nur der Anführer der Schaar saß, den Kopf in die
Hand gestützt, in sich gekehrt an dem großen, eigenen Tische
der Hinterstube und stimmte nicht mit ein in den rohen Jubel,
der um ihn her tobte.
„Prosit, Schwarzer!" rief der an der anderen Seite
des Tisches Sitzende dem Anführer zu.
„Laß mich", enigegnete dieser mürrisch.
„Nun, Du wirst mir doch Bc'cheid thun?"
„Ich mag nicht!"
„Warum?"
„Weil ich zu denken Habel"

soll dem Kaiser ganz ausgezeichnet bekommen sein. Fast
jeden Tag sah man ihn mit seiner Tochter und ihrem Ge-
mahl, der Großherzogin und dem Großherzog von Baden,
auf der Promenade oder auf Ausflügen in die Umgegend.
Der Kaiser wird demnächst in gewohnter Weise den Uebungen
der Gardetruppen beiwohnen und sodann die Frühjahrspara-
dcn abhalien. Ucber die Rcisedisposition des Kaisers wäh-
rend der Sommermonate ist noch kein bestimmter Beschluß
gefaßt. Wie verlautet, wird Se. Majestät Ende dieses Mo-
nats nach erfolgtem Besuche des Königs von Schweden sich
zur Kur nach Ems und sodann nach Gastein begeben.
Von Gastein aus dürfte der Kaiser, falls seine Gesundheit
es gestattet, die Reise nach Italien zum Besuche deS
Königs Viktor Emanuel unternehmen. Für den Herbst ist
der gewohnte Aufenthalt in Baden-Baden ins Auge
gefaßt.
— Der Oberschulrath inKarlsruhe hat den Volks-
schullehrplan hinsichtlich des Rechenunterrichts einer Revision
unterzogen, wonach das Rechnen mit gemeinen Brüchen auf
ein äußerst geringes Maß beschränkt, dagegen das Dezimal-
rechnen auf breitester Grundlage angeordnet ist. Die ge-
nannte Behörde ging dabei jedenfalls von der Ansicht aus,
daß nach der Einführung der neuen Maße, Münzen und
Gewichte das gemeine Bmchrechnen im praktischen Leben weit
weniger zur Anwendung komme.
— Dem Vernehmen nach wird der zwischen Baden
und Hess en-Darmstadt abgeschlossene Staatsvertrag
wegen Fortsetzung der Odenwaldbahn und Bau der
Slrecke Mannheim-Worms-Wolfskehlen-Frankfurt in den
nächsten Tagen Seitens der hessischen Kammer ratifizirt
werden.
— Neupriester Walz von Malsch, der 3 Monate
im Wieslocher Amtsgefängniß verweilte, wurde am 3. d.
nach Mosbach verbracht, um dort weitere 2 Monate ab-
zubüßen.
— Die Maikäfer zeigen sich in diesem Jahre mas-
senhaft. Um zum Einsammeln und Tödten derselben an-
zuhalten, werden in Breiten aus der dortigen Stadtkaffe
für 20 Liter 80 Pfennige bezahlt.
— Am verflossenen Dienstag wurde einem Kanonier
auf dem Schießplätze Polygon bei Kehl ein Arm vom Leibe
hinweggsschossen, da derselbe nicht schnell genug von der
Mündung der Kanone sich entfernen konnte.
— Letzten Feiertag Abend gegen 5 Uhr wollte sich in
Karlsruhe ein Unteroffizier der Artillerie vor dem Kaffee-
hause Speck, Ecke der Wald- und Langenstraße, mittelst
einer Pistole entleiben, der Schuß hatte aber nur eine unbe-
deutende Kopfverletzung zur Folge. Der Mann wurde ver-
W „Wird auch viel sein!" warf der Kumpan des Schwar-
zen spöttisch hin.
Als der Schwarze aufsprang, rollten seine großen Augen
fürchterlich in ihren Höhlen umher. Er riß den sechsläufigen
Revolver aus dem Gurt und hielt ihn auf den Störer seiner
Ruhe.
„Wirst Du mich jetzt in Ruhe lasse», oder."
Der angerufene kannte die Hitze de» Schwarzen und
entgegnete daher in einem Tone, der ein eigenjhümliche«
Gemisch von Wuth, Grimm und zur Schau getragener Unter-
würfigkeit zugleich war.
„Ich habe Dich ja nicht beleidigen wollen, Schwarzer
. . . meinte es gut .... thu' den Revolver weg I .... ich
mag dem Dinge nicht gern in den Lauf sehen!"
Der Anführer legte den Revolver auf den Tisch.
„Gott straf' mich Schwarzer! ich habe eS nicht um
Dich verdient, daß Du mir den Lauf des Revolvers zeigst.
Wäre ich vorgestern nicht bei Plombier gewesen, wahrhaftig,
der Dragoner hätte Dir den Kopf gespalten."
„Das war Deine verdammte Pflicht «nd Schuldigkeit!"
brauste der Schwarze wieder auf.
„Nun gut", warf der Andere wieder hin, — „so kannst
Du mir doch deswegen Bescheid thun."
 
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