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Bezirk Schwetzingen [Editor]; Amtsbezirk Philippsburg [Editor]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Februar (No. 13 - 24)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0067
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Wr'r Wochenblatt 1 Mar
50 PfeNNiae.
- Unterhalbingdblatt
", 35 Pfennig'.
In s erat e:
die »ier-espaltene Gar-
mondzcile »der der,» Ranm
12 Pfennige.

Amtsverkündigungsökatt für den Amts- und Amtsgerichtsöezirk Schwetzingen

Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Ryei «Pfalz.

Expedition, Druck und Verlag der C. W. Mo ri e ll'scheu Buchdruckerei in Kchwehingen

17._ _Donnerstag, 11. Februar 1875. IX. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen für uns auch entgegen die Annoncen-Bureaux von Kaasensteiu L Jogker, Itudoss Mahle und H. /. z»auve L Ka., Küddnrlscht Anaoncest-KtPedii»«
von H. Stöckhardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Ttraßburg, sowie das ISger'sche Central-Bureaux für Inserate in Frankfurt äl/Mi

Deutsches Reich.
° Schwetzingen, 10. Febr. Es ist merkwürdig
und in der Thal auch für weitere Kreise nicht ohne Inte-
resse, wie die Ullramontaiien in Franken beherrsch! weroen
so dag sie aus's Wort gehorchen, wie ein Kind, da- die
Strafe fürchtet. Den schrecklichsten Blödsinn Produziren
die ultra montanen Blätter in Franken und immer finden
sie gehorsam gläubige Anhänger, die willig ihren Nacken
unter das Joch der Verdummung beugen. So hat sich z.
B. jetzt in unseren ultramonianen Kreisen die Ansicht tief
cinwurzelt, daß der deutsche Dichter Friedrich Schiller ka-
tholisch gestorben sei und das Hüupwrzan der römischen
Partei in Franken, das Würzburger „Fränkische Volksblatt"
beweist dies in einer Serie von mehr als zehn Artikeln,
obwohl ihm sowohl von Seite des Bürgermeisters von Wei-
mar als auch des Enkels Schillers, Frhr. v. Gleichen, schriftlich
in unzweideutigster Weise das Gegentheil bekannt gegeben
wurde. Doch dies genügt noch nicht; man läßt Wunder-
erscheinungen statlfinden, wie im E saß. nur mit dem Unter-
schiede, daß man dieselben kluger Weise nicht an die Öf-
fentlichkeit bringt, man erzählt in kaiholischen Kasino'- und
Vereinen haarsträubende Geschichten vom Papste, man ver-
sichert den Gläubigen, daß König Max II. von Bayern
noch gar nicht gestorben, sondern auf eine Insel im fernen
Ozean entführt sei, um dort den Tag der großen Entschei-
dung in Bayern abzuwarten, kurz man bringt das dümmste
Zeug ans Tageslicht und — ein gläubiges Gemüth
brugi sich vor dem Schrecklichsten. Geheime Broschürenver-
eine, an deien Spitze Sie Geistlichen selbst stehen, treiben
ihr Unwesen in vollster Blülhe; dabei wird über Kaiser
und Reich raisonnirt, daß Gott erbarme!
— Das Bezirksamt Heidelberg hat den Kaufmann
Jakob Lindau in Heidelberg und den Dekan Kilian Benz
in Dilsberg schuldig erklär!, unter sammtverbinslicher Haft-
barkeit binnen 14 Tagen bei Zwangsvermeiden den Beirag
von 488 M. 57 Pf. an die Amtsiasse in Heidelberg, be-
hufs Ausfolgung an die Fordecungsberechtigten zu bezahlen
und die Kosten des Verfahrens zu tragen. Dieser Betrag
betriffl die Deckung der Kosten, die durch Abholung der
von Heidelberg nach Dilsberg verbrachten Orgel der Chor-
kirche in Heidelberg entstanden sind. Außerdem verlautet
in Heidelberg, daß Lindau, Dekan Benz und Kirchendiener
Langeuberger wegen Hinwegnahme der Orgel ans der den
Alikalholikcn zur Mitbenützung eingeräumten Heiliggeistchor-
kirche in Anklagestand versetzt und zur Aburtheiluug vor die
Strafkammer desKreisgerichts zu Mannheim verwiesen wurden.
— Letzten Donnerstag Abend fand in Karlsruhe bei
dem Präsidenten des Ministeriums des Gr. Hauses, der
Justiz und des Auswärtigen, Herrn v. Freidorf, ein Ball
st tt, welchen II. KK. HH. der Großherzog und die Groß-
Icuillktml.
Pie Hlaöen.
(Fortsetzung.)
Er stand auf, verbeugte sich gegen den Präsidenten
und sagte:
„Man wird mir die Bemerkung erlauben, daß, wenn
>u vergangenen Jahre bei derselben Affaire das Wort „Roman"
>. t,r oft ausgesprochen wurde, wir dieses Mal uns vollständig
n oas Geöiet der Märchen verirren. Ei» Mensch soll ver-
teilt werden, weil er seine Schulden bezahlt hat! Und die
Worte eines spanischen Pferdehändlers werden als Worte
Evangeliums betrachtet! Das Ganze kommt mir etwas
fantastisch vor. Ich will Beweise, anstatt Hypothesen; auch
eine Legende figurirte in unserem Drama. Mich wundert,
daß man noch nicht von Raben gesprochen hat und daß diese
noch nicht an die Fensterscheiben geklopft haben. Diese Zeugen-
schaft würde zwar in der Lus! schweben, aber was wir eben
gehört haben, scheint mir nicht viel besser."
Der Versuch des Advokaten, die ganze Sache in'S Lächer-
liche zu ziehen, hatte nur sehr geringen Erfolg.
Marianno Pedares hatte nichts mehr hinzuzufügen.

Herzogin und I. Kaiser!. Hoh. die Prinzessin Wilhelm mit
ihrem Besuche beehrten. Es hatten sich auch Fürst Hohen-
lohe mit Gemahlin, Fürst Löwenstein, die Mitglieder des
Staatsministeriums und andere hochgestellte Beamte, die
Generale v. Werder, v. Pritzelwitz, v. Helven-SarnowSki,
Wirth v. Bonin und ein großer Thcil des Offizierkorps,
die oberen Hoscharaen und zahlreiche Gäste aller Kreise der
Gesellschaft bei dem Feste betheiligt, welches bis gegen 3
Uhr Morgens währte.
— Der „karlsr. Zig." zufolge ist nicht der ganze
Betrag des auf dem letzien Lanslage zur Fortführung der
Eisenbahnbauten bewilligten Anlehsns, sondern nur ein
größerer Theil desselben an Pie bereits bekannten Geldinsti-
tute begeben worden.
— Die Neupriester Rudolf Freidhof von Rittersbach,
Leopold Ochs zu Unterwittighausen, Karl Sauer zu Gerchs»
heim und Anton Geier zu Königshofen wurden am 4 dS.
von der Mosbacher Strafkammer wegen unbefugter Aus-
übung kirchlicher Funktionen zu einer Geldstrafe von je 150
Mark (>m Falle der Unbeibringlichkeit zu einer Gefängniß-
strafe von 4 Wachen) und zu den Kosten verurthcilt.
— In der am 4. d. stattgehabten Schnng der Straf-
kammer Freiburg wurde der Neupriester Heinrich Geppert
von Elgersweier (angestellt in Neustadt) wegen unbefugter
Ausübung kirchlicher Funktionen, nachdem schon zweimal
wegen des gleichen Vergehens gegen ihn erkannt worden
war, zu einer Geldstrafe von 800 Mark und im Falle
ihrer Unbeibringlichkeit zu 5 Monaien Gefänguiß verurtheilt.
— Der am 3. ö. Abends vom Jahrmärkte, in Kro-
tzintzsn heimkehrende Peter Gungwisch von Offnasingen, wurde
am 4. d. früh zwischen letzterm Orte und Krotzingen auf
der Bahn gräßlich verstümmelt aufgefunden. Derselbe wollte
wahrscheinlich beim Nuchhausegehen den Bahndamm benü-
tzen und wurde hiebei, da die Nacht sehr finster und stür-
misch war, von einem Zuge überfahren. Der Verunglückte,
welcher Ruthschreiber und Steuererheber der Gemeinde Off-
nadingen war, hinlerläßt eine Wittwe und mehrere Kinder.
— Der „Höhg. Erz." erfährt aus bester Quelle, daß
sich wieder drei weitere tüchtige Priester dem Aukaiholizis»
mus zuzewendet haben und wayl alsbald in Funktion treten
werben; auch soll ein bekannter Geistlicher in unserer Nähe,
schreibt das Blatt weiter, mit einem hervorragenden alika-
tholischen Kollegen wegen Wieöeranschluß an die wahre ka-
tholische Kirche in Unterhandlung stehen. Hieraus ersieht
man, daß die alikatholische Bewegung stelssoci im Wachs-
thum begriffen ist.
— Unsere Leser werden sich vielleicht noch erinnern»
daß wir am Schluffe des letzten Jahres von einem Falle
berichteten, das ein Unschuldiger wegen Brandstiftung ver-
urlheilt wurde und auch bereits über 2 Jahre au der gegen
Susanne begann ihre Aussagen.
21.
Diese Vernehmung geschah inmitten eines tiefen
Schweigens, das nur von Zeit zu Zeit von Ausrufen de»
Erstaunens und Abschsues unterbrochen wurde.
Sie erzählte Alles, was der Leser schon weiß; die Ein-
fachheit ihres Berichtes erhöhte noch den Effekt. Die ganze
Versammlung bewunderte die Energie dieser Liebe, diesen
Herroismus, diese Hingebung.
Das Gelingen des Werkes schrieb sie allein Gott zu,
und dieser fromme Enthusiasmus fand ein Echo in allen
Seelen.
Sie erhob ihre Augen zu der Tribüne und ihr Blick
begegnete dort Frau von Ribiöre, welche ihr zulächelte, Mid
Marie, welche ihr ihre Händchen entgegenstreckte.
Als sie geendet hate, fragte, der Präsident :
„So waren Sie also wirklich am 28. November 1825
um sieben Uhr Morgens in dem Hause Jakob Boucards?"
„Ja, Herr Präsident."
„Nun, so erklärt cs sich, warum Sie glaubten, vor den
Geschworenen Ihre erste Aussage zurückzichen zu müssen, die
schon durch Jakob bestritten war, was ihm seine Liebe ringe-

ihn erkannten Zuchthausstrafe erstanden hatte, als seine Un-
schuld sich herausstellte. Dem unschuldig Bestraften, Daniel
Karle von Güadlingen, hat nun, einer Mittheilung der „Frb.
Z>g." zufolge, unser allergnädigster Landesherr die schöne
Summe von tausend Mark in huldvollster Weise zuerken-
nen lassen.
Karlsruhe, 5. Febr. Um Kollisionen mit den Si-
tzungen des Reichstages zu vermeiden, beabsichtigt dem Ver-
nehmen nach die Großhetzogliche Regierung den Landtag
schon im Monat August oder September d. Ji einzüberufen.
— Bei den Stadtverordnetenwahlen findet hier eine außer-
ordentlich lebhafte Beiheiligung statt. Fünf verschiedene
Vorschlagslisten find ausgegeben. Von der IN. Klaffe, welche
bereits gewählt, ist keine dieser Listen vollständig angenom-
men worden. — Bälle, Konzerte, Vorlesungen, Narrenvcr-
sammlungeii drängen sich hier so auf- und in einander,
daß man unmöglich Allem nachgehen kann. Gestern gab
die Bärengesellschaft ihren Ball, der immer einer der be-
suchtesten und gemüthlichsten ist.
Akeibrrrg, 7. Febr. Donnerstag, den 4. ds, Mts.
Morgens von 11—12 Uhr hielt Prof. MicheliS von hier
zum ersten Male allkatholischen Religionsunterricht in dem
zu ebener Erde gelegenen Schulzimmer des Theaterplatz-
schulhauses ab. Knaben aus der Zweiten und vierten Klaffe
der katholischen Volksschule trafen auf dem Gange vor ge-
nanntem Schulzimmer zusammen, öffneten die Thüre und
riefen Herr MicheliS zu: Was willst du altkutholischer
Brut. . . . l? — Die eingelcitete Untersuchung dürfte in-
teressante Aufschlüsse geben.
Württemberg. Die muthmaßlichen beiden Raub-
mörder, sie vor 14 Tagen die mörderische Unthat inLaup-
heim verübt, sind in Basel in Haft genommen worden; eS
sind zwei junge Menschen, noch nicht 20 Jahre alt. Der
Polizeikommifsär Falschebner und der LanojägerstationSkom-
manoant von Ulm waren ihnen immer auf den Fersen;
letzterer hat ihre Spur bis in die Nähe von Zürich verfolgt
und sie dort erst verloren, aber die BaSler Polizei hat in
einem Trödlerladen, wo der eine die geraubten Werthqegen»
stände veräußern wollte, ihn verhaftet. Da» blutige Drama
wird sich nun vor dem Schwurgericht« Ulm abwickeln.
Bayern. Als Grund der Entweichung des Fran-
ziskanerpaters Alfons auS dem Kloster zu Landshut stellt
sich nach einer Korrespondenz des „Regensburger Tagblatt"
heraus. daß derselbe kürzlich bei einem Beteranenfeste in
Piaffenhausen in begeisterter schwungvoller Rede einen Toast
auf vas Deutsche Reich und den Deutschen Kaiser ausbrachte.
Durch das Zuthun eine- B-rrätherS unter den Anwesenden
wurde dieser „verbrecherische" Handlung sowohl dem OcoenS-
provinzial in München als dem Quardian in Landshut
denunzirt und der Reichsfreund in der Franziskanerkutt«
geben hat. Er wollte, daß in seinem Unglück wenigstens
Ihr Ruf makellos bliebe. Aber heute, wo die Lage eine
ganz andere ist, glauben Sie, daß er noch bei seinem Leugnen
beharren wird?"
„Ich denke nicht," antwortete sie.
„Wir wollen sehen," erwiderte der Präsident. „Ich
^ habe ihn hierher bringen lassen — Gerichtsdiener, führen
' Sie Jakob Boucard vor."
Darauf war Niemand gefaßt. Bei dem Aufruf diese»
Namens entstand eine ganz außerordentliche Bewegung im
Publikum-
Jakob trat ein; aber er war nicht qllein und man konnte
sich nun erklären, warum Herr von Estrrac nicht gleich beim
Anfang der Sitzung erschienen war. Jakob hatte zu seiner
Linken dm Oberförster, zu seiner Rechten den Abbo Brrnier,
Seelsorger de» Bagno zu Toulon.
Der alte Soldat und der alte Priester hatten ihm diesen
Beweis von Achtung geben wollen; durch die Autorität ihrer
Stellung und ihres Namen» entschiedest sie das, was im
Prozeß noch schwankend schien. Was kümmerte unter diesem
Schutze Jakab seine rothe Jacke, von welcher dir Justiz ihn
jetzt entkleiden sollte?
 
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