Erscheint
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
«lle Postanstalten
«d Boten nehmen Be-
stellungen an.
Amlsverkündigungsölalt für den Amis- und AmlsgerichlsöezirK Schwetzingen.
Badische Hopfe,»zeitung.
Bierteljährl. Abonnement
Für s Wochenblatt 1 Mart
50 Pfennige.
- UnterhaltungSblatt
85 Pfennige.
Inserate:
die virrgefpaltene Gar-
mondzeile oder deren Raum
12 Pfennige.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpsalz.
Expedition, Druck und Verlag der C. W. Moriell 'schen Hofbuchdruckerei in Schwetzingen.
Ho. 96.__ _ Donnerstag, den 19. August 1875._IX. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen für unk auch entgegen die Annoncen-Pureaux von Kaafenllein L Mogler, Iludokf Masse und H. A. Daube L Go., Süddeutsch« Knnonceu-Krpeditio»
»on G. St-ethardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie dar Jägerische Tentral-Buraux für Inserate in Frankfurt a/M.
Einladung
zur Abhaltung der
Landesversammlung der national > liberalen
Partei in Offenburg.
Die nahe bevorstehenden, mehr als die Hälfte der ba-
dischen Volksvertretung erneuernden Wahlen veranlassen den
Unterzeichneten LandcSauSschuß die Angehörigen und Freunde
der national-liberalen Partei auf
Sonntag, de« 22. August l. I.,
Nachmittags >/,2 Uhr
zu einer in Offenburg in der Armbruster'schen
Halle (nahe dem Lahnhof) abzuhaltenden LandeSversamm-
lung rinzuladen.
Der Zweck dieser Zusammentrittes ist, sich zu verstän-
digen über die wichtigsten im kommenden Landtag« zu er-
strebenden Ziele. Dies soll geschehen durch eine an die
Wähler in allen Bezirken zu richtende gemeinsame Ansprache.
Sie wird der Offenburger Versammlung im Entwürfe
vorgelegt werden.
Mitbürger I Es ist unser Aller Pflicht mit ausdauernden
Bemühungen dafür einzustehen, daß auch durch diese Neu-
wahlen zu Badens Volksvertretung vie treue Liebe zum
Deutschen Reiche, die hingebungsvolle Arbeit unsere heimath-
lichen Einrichtung-n. im Geiste bürgerlicher Freiheit und de»
Fortschrittes, gekräfligt und gefördert werde.
LllerwäriS rüsten sich die Gegner unserer theuerfien
Errungenschaften zum bevorstehenden Wahlkampfe.
Sie entfalten diesmal ganz besonders rührig ihre viel»
fälligen und einheitlich geleiteten Kräfte. Zeiget durch Euer
zahlreiches Erscheinen von nah und fern in der Offenburger
Versammlung, daß auch wir nicht zu feiern gedenken, daß
wir vielmehr entschlossen und im Stande find, diese Gegner
zum Wohl des Landes zu besiegen!
Mannheim, de» 15. August 1875.
Der Landesausschuß der national-liberalen Partei
in Baden:
Herr Kiefer in Mannheim. Vorsitzender.
„ Kirsner in Donaueschingen.
„ Muntschri in Heidelberg.
„ Pflüger in Lörrach.
„ Ariedrich in Durlach.
„ Mum in Heidelberg.
, „ Schmidt in Constanz.
„ Hstaravicini in Breiten.
„ Maer in Mannheim.
Feuilleton.
Schlosser als ßtzeprocuralor.
Fortsetzung.
„O, nicht doch, nicht doch, lieber Noßdahl," erwiderte
rasch der Oberst, und fragte, diir ihm sehr fatale Thema
abbrechend, seinen früheren Adjutanten nach dem Befinden
seines alten Feldlameraden, seines Vaters.
„Danke verbindlichst; ich habe noch gestern die besten
Nachrichten von ihm selbst erhalten und aus dem humor-
vollen Tone seines Briefes schließen dürfen, daß die gute
Laune ihn nicht verlosten hat."
„Freut,mich sehr; er ist ein Prachtmensch, Ihr guter
Papa l Wie er au» dem Regiment ausschied, verlor das
OffizierkorpS seinen prächtigen Kerl und eine unversiegliche
Quelle de» grmüthlichsten Humor».*
„Dann haben Eie, Herr von Roßdahl, wohl die hu-
moristische Ader ererbt? Ich habe Sie immer darum be-
neidet. Der wirkliche Humor steht, dünkt mich, gerade den
tapferen Rittern vorzüglich."
»Eie Pud zu freundlich, gnädige Frau l Ja der Lhat
Die Mannheimer Hafenfeier.
Schon am Nachmittage des 14- begann sich die Stadt
in reichen Flaggenschmuck zu hüllen, der sich übrigens am
Festtage selbst noch beträchtlich vermehrte. Mit einbrechender
Dunkelheit wurde die Feier durch Böllerschüsse von den
Hafenquais und den Schiffen eingeleitet, und bald füllten
sich die Räume deS Ballhauses und die anstoßenden Theile
des Schloßgartens, in welchen auf Veranlassung deS
Comite's einige Wirthe Plätze zur Bewirthung vieler hundert
Gäste für beihe Abende hergerichtet hatten, mit einer fröh-
lichen Menge. Viele der geladenen Festgäste trafen bereits
Abends ein und waren der Gegenstand besonderer Aufmerk-
samleit deS Comite's. Eine nach vielen Tausenden zählende
Volksmenge, zu der auch die Nachbarorte ihr Kontingent
gestellt hatten, drängte nach der oberen Stadt, vor Allem
nach dem Schloßhofe, um Zeuge der Ankunft Sr. König!.
Hoheit des Großherzogs zu sein. Um 10 Uhr trafen
Se. König!. Hoheit in Begleitung deS ErbgroßherzogS, des
Generals der Infanterie v. Neudronn, deS Geh. LegationS-
raths v. Ungern - Stcrnberg u. s. w., am Bahnhofe von
den Mitgliedern deS Festkomite's begrüßt, im Schloßhofe
ein. An der Kavaliertreppe des rechten SchloßflügelS war
eine Schwadron des 1. badischen Leib-DragonerregimentS
mit der Standarte als Ehrenwache aufgestellt; Se. König!.
Hoheit scy. . .eren Front ab, worauf der König!. Oberst
v. d. Goltz die Schwadron im Parademarsch vorüberführte.
Se. Königl. Hoheit zogen sich nunmehr in Ihre Gemächer
zurück. Kurz darauf brachten, an der Spitze de? Zuges die
Musik des 2. GcenadierregimentS, die hiesigen Gesangvereine,
von der Feuerwehr mit farbigen Lampen geleitet, auf der
Schloßterrasse dem hohen Gaste ihren Sängergruß durch
Vortrag der Lieder „Das ist der Tag de» Herrn", „DaS
deutsche Lied" und „Die Wacht am Rhein", welch letzteres
L>ed von der RegimenlSmusik begleitet wurde. Feuerwehr
und Sänger begaben sich von da an ihre vorbehaltenen
Plätze vor dem Ballhause, und die herrliche Aignstnacht
hielt noch lauge die Festbpsucher in großer Zahl beisammen.
Im Garten des Ballhauses war die Grcnadiermusik elwa
um 10*/- Uhr durch die Musik des Leib-DragonerregimentS
abgelöst worden.
Am Festlage selbst entfaltete sich schon früh ein regeS
Leben in den Straßen. Massenhaft brachten die Bahnzüge
Besucher von Nah und Fern, denen aber auch ein unver-
geßlich schönes Schauspiel bereitet wurde. Um ^/-10 Uhr
fanden sich auf dem Marktplatze die Vereine und Korpora-
tionen ein, welche ihre Teilnahme am Festzuge zugesagt
hatten, während sich im großen RathhauS-Suale die geladenen
Festgäste versammelten. Unter letzteren befand sich eine
größere Zahl höherer Beamten aus Karlsruhe, sodann Ver-
treter des Handelsstandes und der Schifffahrt vom ganzen
Rheingebiete. Kurz nach 10 Uhr setzte sich der stattliche
Zug, in welchem drei Musikcorps sich befanden, in Bewegung,
voraus diejenigen Personen, welche zur Fahrt auf den drei
zur Landung bestimmten Festschiffcn, „Der Hohenzoller",
„Agrippina" und „Mannheim V." tingeladen waren, darauf
die übrigen, theilS für die BegleitungSschiffe, theilS für den
direkten Zug nach dem Hafen bestimmten Theilnehmer.
Der Zug bewegte sich die breite Straße hinauf, bog an den
Planken ein, um drei Seiten deS ParadeplatzeS zu durch-
ziehen, bewegte sich um dem Quadrat 6 1. herum wieder
nach der breiten Straße und ging sodann zur Begrüßung
Sr. König!. Hoheit nach dem Schloßhofe. Auf dem DoUone
deS Mittelbaues befanden sich Se. Königl. Hoheit der ^»roß-
Herzog, der Erbgroßherzog, StaatSminister Jolly, StaatSrath
Ellstätter, Ministerialprästdent Turban, Oderhofrichter Ob-
kircher, General v. Neubronn und eine Anzahl von Comitt-
mitgliedern, an deren Spitze Stadtdireklor Hebting und
Oberbürgermeister Moll. Jede Abtheilung de» Zuge» be-
grüßte, ehe sie durch da» große Portal weiterging, jubelnd
den LandeSherrn, der in huldreichster Weise für den Gruß
dankte, und dann ging es weiter, über die neue Brücken-
auffahrt nach der alten Brückenauffahrt und nach den Lan-
dungsbrücken.
Das Schauspiel, welche» der Strom und seine Ufer
boten, war überaus schön; der Strom bedeckt von den reich
mit Flaggen und Wimpeln geschmückten Dampfschiffen und
Remorqueren, die stehende Brücke und die Ufer, sowie die
an ihnen verankerten Fahrzeuge über und über gefüllt mit
fröhlichen Zuschauern und darüber ein sonnigstrahlcnder
Himmel. Es währte über eine Stunde, dis die Einschiffung
der etwa 4000 betragenden Theilnehmer der Fahrt sich
unter mehreren Salven von Böllerschüssen vollzogen hatte.
Zuletzt bestieg Se. Kö ligl. Hoheit der Gcoßherzog mit Ge-
folge den stattlichen Dampfer „Der Hohenzoller", dasselbe
Fahrzeug, auf welchem HSchstdieselbcn vor nun neunzehn
Jahren ihre jugendliche Gemahlin der neuen Heimath zu-
geführt hatten. Fünfzehn Dampfer stark setzte sich die Fest-
floitille in Bewegung. Dem „Hohenzoller" folgten in der
angegebenen Reihe: Agrippina, Mannheim V., Haardt,
Mathias Stinnes III., Franz Haniel 1., Ruhrort VI.,
Maximilian, Rhenus IV.. Pfalz II., Taunus. Trauer«
Köln I., ein Schraubendampfer, Stadt Ludwigshafen und
Joseph an Pauline. Die Fahrt ging den Strom abwärts
bis an den Frankenthaler Kanal, wo gegenüber der Mündung
deS AltrheinS die Schiffe sich drehten, um stromaufwärts an
der Neckarmündung vorüber in den Hafen zu gelangen.
darf ich gestehen, daß mir Nichts widerlicher ist, als böse
Launen, und daß ich deshalb von je krampfhaft vermieden
habe, mit dem linken Fuße zuerst das Bett zu verlassen."
„O, wenn das Mittel hülfe!" sprach der Oberst wie
mit einem stillen seufzer.
„Doch, bitte Herr von Roßdahl, nehmen Sie doch Ihren
gewohnten Platz ein! Es ist heute hier auf dem Hügel so
still und schön, daß ich Vorschlägen möchte, hier zum Abend-
brod anrichten lassen zu dürfen. Oser ziehen Sie, Knopfs-
burg, die gedecktere Position im Garten vor?"
„Keineswegs; auch ich finde e» hier ganz besonders
angenehm und bleibe gern in diesem bequemen Sessel."
„Sie schenken uns doch diesen Abend?" wandte sich
die gastfreundliche Gehcimräthin zu ihrem jungen Gaste,
„und sind heute endlich einmal nicht so flüchtig, wie in den
letzten Wochen."
„Wenn Sie gestalten, so werde ich Ihr dankbarer
Gast sein, und um so lieber. als ich nur »och zwei Tage
der hiesigen Garnison angehöre und nicht weiß, ob ich noch
einmal um daS unschätzbare Glück Ihrer Gastfreundschaft
bitten darf."
.Wie? Sie sind doch nicht versetzt?" fiel fast erschrocken
die freundliche Wirthin ein; der Oberst aber horchte neu-
' gierig auf.
„Leider ja," entgegnete rasch der ebenso sicher wie be-
scheiden auftretende Lieutenant; soeben erhalte ich die Aller-
höchste Ordre, welche mich dem Großen Generalstabr als
persönlichen Adjutanten des Feldmarschalls Grafen Moltke
zutheilt."
„Gratulire, gratulire!" rief der Oberst, aufrichtig er-
freut und dem glücklichen Freunde und Schützling herzlich
die Hand schüttelnd. „DaS ist brav von meinem aller-
gnädigsten König und Herrn gehandelt! Hätte keinen Bes-
seren in der ganzen Armee für den alten GeneralstabSmeister
finden können; freut mich auch für den Alten, daß er sich
einen so richtigen Nachfolger aursucht."
„Allzu freundlich. allzu günstig gedacht, erwiderte der
Gefeierte mit einer abwehrenden Handbewegung.
„Ich freue mich gewiß auch von Herzen," wandte sich
die Gehcimräthin im Tone deS aufrichtigen Wohlwollen»
einer mütterlich?» Freundin zu dem jungen Rittmeister, „unk
theile ganz die Ansicht und die Aussicht unseren treuen
Freundes. Aber meine freudige Theillnahme wird — ich
bin immer aufrichtig — doch beeinträchtigt durch den Vrr»
wöchentlich drei Mal:
Dienstag, Donnerstag
und Samstag.
«lle Postanstalten
«d Boten nehmen Be-
stellungen an.
Amlsverkündigungsölalt für den Amis- und AmlsgerichlsöezirK Schwetzingen.
Badische Hopfe,»zeitung.
Bierteljährl. Abonnement
Für s Wochenblatt 1 Mart
50 Pfennige.
- UnterhaltungSblatt
85 Pfennige.
Inserate:
die virrgefpaltene Gar-
mondzeile oder deren Raum
12 Pfennige.
Allgemeiner Anzeiger für die badische und bayerische Rheinpsalz.
Expedition, Druck und Verlag der C. W. Moriell 'schen Hofbuchdruckerei in Schwetzingen.
Ho. 96.__ _ Donnerstag, den 19. August 1875._IX. Jahrgang.
Inserate von Auswärts nehmen für unk auch entgegen die Annoncen-Pureaux von Kaafenllein L Mogler, Iludokf Masse und H. A. Daube L Go., Süddeutsch« Knnonceu-Krpeditio»
»on G. St-ethardt in Frankfurt, Stuttgart, Berlin, Leipzig, München, Wien, Zürich, Basel und Straßburg, sowie dar Jägerische Tentral-Buraux für Inserate in Frankfurt a/M.
Einladung
zur Abhaltung der
Landesversammlung der national > liberalen
Partei in Offenburg.
Die nahe bevorstehenden, mehr als die Hälfte der ba-
dischen Volksvertretung erneuernden Wahlen veranlassen den
Unterzeichneten LandcSauSschuß die Angehörigen und Freunde
der national-liberalen Partei auf
Sonntag, de« 22. August l. I.,
Nachmittags >/,2 Uhr
zu einer in Offenburg in der Armbruster'schen
Halle (nahe dem Lahnhof) abzuhaltenden LandeSversamm-
lung rinzuladen.
Der Zweck dieser Zusammentrittes ist, sich zu verstän-
digen über die wichtigsten im kommenden Landtag« zu er-
strebenden Ziele. Dies soll geschehen durch eine an die
Wähler in allen Bezirken zu richtende gemeinsame Ansprache.
Sie wird der Offenburger Versammlung im Entwürfe
vorgelegt werden.
Mitbürger I Es ist unser Aller Pflicht mit ausdauernden
Bemühungen dafür einzustehen, daß auch durch diese Neu-
wahlen zu Badens Volksvertretung vie treue Liebe zum
Deutschen Reiche, die hingebungsvolle Arbeit unsere heimath-
lichen Einrichtung-n. im Geiste bürgerlicher Freiheit und de»
Fortschrittes, gekräfligt und gefördert werde.
LllerwäriS rüsten sich die Gegner unserer theuerfien
Errungenschaften zum bevorstehenden Wahlkampfe.
Sie entfalten diesmal ganz besonders rührig ihre viel»
fälligen und einheitlich geleiteten Kräfte. Zeiget durch Euer
zahlreiches Erscheinen von nah und fern in der Offenburger
Versammlung, daß auch wir nicht zu feiern gedenken, daß
wir vielmehr entschlossen und im Stande find, diese Gegner
zum Wohl des Landes zu besiegen!
Mannheim, de» 15. August 1875.
Der Landesausschuß der national-liberalen Partei
in Baden:
Herr Kiefer in Mannheim. Vorsitzender.
„ Kirsner in Donaueschingen.
„ Muntschri in Heidelberg.
„ Pflüger in Lörrach.
„ Ariedrich in Durlach.
„ Mum in Heidelberg.
, „ Schmidt in Constanz.
„ Hstaravicini in Breiten.
„ Maer in Mannheim.
Feuilleton.
Schlosser als ßtzeprocuralor.
Fortsetzung.
„O, nicht doch, nicht doch, lieber Noßdahl," erwiderte
rasch der Oberst, und fragte, diir ihm sehr fatale Thema
abbrechend, seinen früheren Adjutanten nach dem Befinden
seines alten Feldlameraden, seines Vaters.
„Danke verbindlichst; ich habe noch gestern die besten
Nachrichten von ihm selbst erhalten und aus dem humor-
vollen Tone seines Briefes schließen dürfen, daß die gute
Laune ihn nicht verlosten hat."
„Freut,mich sehr; er ist ein Prachtmensch, Ihr guter
Papa l Wie er au» dem Regiment ausschied, verlor das
OffizierkorpS seinen prächtigen Kerl und eine unversiegliche
Quelle de» grmüthlichsten Humor».*
„Dann haben Eie, Herr von Roßdahl, wohl die hu-
moristische Ader ererbt? Ich habe Sie immer darum be-
neidet. Der wirkliche Humor steht, dünkt mich, gerade den
tapferen Rittern vorzüglich."
»Eie Pud zu freundlich, gnädige Frau l Ja der Lhat
Die Mannheimer Hafenfeier.
Schon am Nachmittage des 14- begann sich die Stadt
in reichen Flaggenschmuck zu hüllen, der sich übrigens am
Festtage selbst noch beträchtlich vermehrte. Mit einbrechender
Dunkelheit wurde die Feier durch Böllerschüsse von den
Hafenquais und den Schiffen eingeleitet, und bald füllten
sich die Räume deS Ballhauses und die anstoßenden Theile
des Schloßgartens, in welchen auf Veranlassung deS
Comite's einige Wirthe Plätze zur Bewirthung vieler hundert
Gäste für beihe Abende hergerichtet hatten, mit einer fröh-
lichen Menge. Viele der geladenen Festgäste trafen bereits
Abends ein und waren der Gegenstand besonderer Aufmerk-
samleit deS Comite's. Eine nach vielen Tausenden zählende
Volksmenge, zu der auch die Nachbarorte ihr Kontingent
gestellt hatten, drängte nach der oberen Stadt, vor Allem
nach dem Schloßhofe, um Zeuge der Ankunft Sr. König!.
Hoheit des Großherzogs zu sein. Um 10 Uhr trafen
Se. König!. Hoheit in Begleitung deS ErbgroßherzogS, des
Generals der Infanterie v. Neudronn, deS Geh. LegationS-
raths v. Ungern - Stcrnberg u. s. w., am Bahnhofe von
den Mitgliedern deS Festkomite's begrüßt, im Schloßhofe
ein. An der Kavaliertreppe des rechten SchloßflügelS war
eine Schwadron des 1. badischen Leib-DragonerregimentS
mit der Standarte als Ehrenwache aufgestellt; Se. König!.
Hoheit scy. . .eren Front ab, worauf der König!. Oberst
v. d. Goltz die Schwadron im Parademarsch vorüberführte.
Se. Königl. Hoheit zogen sich nunmehr in Ihre Gemächer
zurück. Kurz darauf brachten, an der Spitze de? Zuges die
Musik des 2. GcenadierregimentS, die hiesigen Gesangvereine,
von der Feuerwehr mit farbigen Lampen geleitet, auf der
Schloßterrasse dem hohen Gaste ihren Sängergruß durch
Vortrag der Lieder „Das ist der Tag de» Herrn", „DaS
deutsche Lied" und „Die Wacht am Rhein", welch letzteres
L>ed von der RegimenlSmusik begleitet wurde. Feuerwehr
und Sänger begaben sich von da an ihre vorbehaltenen
Plätze vor dem Ballhause, und die herrliche Aignstnacht
hielt noch lauge die Festbpsucher in großer Zahl beisammen.
Im Garten des Ballhauses war die Grcnadiermusik elwa
um 10*/- Uhr durch die Musik des Leib-DragonerregimentS
abgelöst worden.
Am Festlage selbst entfaltete sich schon früh ein regeS
Leben in den Straßen. Massenhaft brachten die Bahnzüge
Besucher von Nah und Fern, denen aber auch ein unver-
geßlich schönes Schauspiel bereitet wurde. Um ^/-10 Uhr
fanden sich auf dem Marktplatze die Vereine und Korpora-
tionen ein, welche ihre Teilnahme am Festzuge zugesagt
hatten, während sich im großen RathhauS-Suale die geladenen
Festgäste versammelten. Unter letzteren befand sich eine
größere Zahl höherer Beamten aus Karlsruhe, sodann Ver-
treter des Handelsstandes und der Schifffahrt vom ganzen
Rheingebiete. Kurz nach 10 Uhr setzte sich der stattliche
Zug, in welchem drei Musikcorps sich befanden, in Bewegung,
voraus diejenigen Personen, welche zur Fahrt auf den drei
zur Landung bestimmten Festschiffcn, „Der Hohenzoller",
„Agrippina" und „Mannheim V." tingeladen waren, darauf
die übrigen, theilS für die BegleitungSschiffe, theilS für den
direkten Zug nach dem Hafen bestimmten Theilnehmer.
Der Zug bewegte sich die breite Straße hinauf, bog an den
Planken ein, um drei Seiten deS ParadeplatzeS zu durch-
ziehen, bewegte sich um dem Quadrat 6 1. herum wieder
nach der breiten Straße und ging sodann zur Begrüßung
Sr. König!. Hoheit nach dem Schloßhofe. Auf dem DoUone
deS Mittelbaues befanden sich Se. Königl. Hoheit der ^»roß-
Herzog, der Erbgroßherzog, StaatSminister Jolly, StaatSrath
Ellstätter, Ministerialprästdent Turban, Oderhofrichter Ob-
kircher, General v. Neubronn und eine Anzahl von Comitt-
mitgliedern, an deren Spitze Stadtdireklor Hebting und
Oberbürgermeister Moll. Jede Abtheilung de» Zuge» be-
grüßte, ehe sie durch da» große Portal weiterging, jubelnd
den LandeSherrn, der in huldreichster Weise für den Gruß
dankte, und dann ging es weiter, über die neue Brücken-
auffahrt nach der alten Brückenauffahrt und nach den Lan-
dungsbrücken.
Das Schauspiel, welche» der Strom und seine Ufer
boten, war überaus schön; der Strom bedeckt von den reich
mit Flaggen und Wimpeln geschmückten Dampfschiffen und
Remorqueren, die stehende Brücke und die Ufer, sowie die
an ihnen verankerten Fahrzeuge über und über gefüllt mit
fröhlichen Zuschauern und darüber ein sonnigstrahlcnder
Himmel. Es währte über eine Stunde, dis die Einschiffung
der etwa 4000 betragenden Theilnehmer der Fahrt sich
unter mehreren Salven von Böllerschüssen vollzogen hatte.
Zuletzt bestieg Se. Kö ligl. Hoheit der Gcoßherzog mit Ge-
folge den stattlichen Dampfer „Der Hohenzoller", dasselbe
Fahrzeug, auf welchem HSchstdieselbcn vor nun neunzehn
Jahren ihre jugendliche Gemahlin der neuen Heimath zu-
geführt hatten. Fünfzehn Dampfer stark setzte sich die Fest-
floitille in Bewegung. Dem „Hohenzoller" folgten in der
angegebenen Reihe: Agrippina, Mannheim V., Haardt,
Mathias Stinnes III., Franz Haniel 1., Ruhrort VI.,
Maximilian, Rhenus IV.. Pfalz II., Taunus. Trauer«
Köln I., ein Schraubendampfer, Stadt Ludwigshafen und
Joseph an Pauline. Die Fahrt ging den Strom abwärts
bis an den Frankenthaler Kanal, wo gegenüber der Mündung
deS AltrheinS die Schiffe sich drehten, um stromaufwärts an
der Neckarmündung vorüber in den Hafen zu gelangen.
darf ich gestehen, daß mir Nichts widerlicher ist, als böse
Launen, und daß ich deshalb von je krampfhaft vermieden
habe, mit dem linken Fuße zuerst das Bett zu verlassen."
„O, wenn das Mittel hülfe!" sprach der Oberst wie
mit einem stillen seufzer.
„Doch, bitte Herr von Roßdahl, nehmen Sie doch Ihren
gewohnten Platz ein! Es ist heute hier auf dem Hügel so
still und schön, daß ich Vorschlägen möchte, hier zum Abend-
brod anrichten lassen zu dürfen. Oser ziehen Sie, Knopfs-
burg, die gedecktere Position im Garten vor?"
„Keineswegs; auch ich finde e» hier ganz besonders
angenehm und bleibe gern in diesem bequemen Sessel."
„Sie schenken uns doch diesen Abend?" wandte sich
die gastfreundliche Gehcimräthin zu ihrem jungen Gaste,
„und sind heute endlich einmal nicht so flüchtig, wie in den
letzten Wochen."
„Wenn Sie gestalten, so werde ich Ihr dankbarer
Gast sein, und um so lieber. als ich nur »och zwei Tage
der hiesigen Garnison angehöre und nicht weiß, ob ich noch
einmal um daS unschätzbare Glück Ihrer Gastfreundschaft
bitten darf."
.Wie? Sie sind doch nicht versetzt?" fiel fast erschrocken
die freundliche Wirthin ein; der Oberst aber horchte neu-
' gierig auf.
„Leider ja," entgegnete rasch der ebenso sicher wie be-
scheiden auftretende Lieutenant; soeben erhalte ich die Aller-
höchste Ordre, welche mich dem Großen Generalstabr als
persönlichen Adjutanten des Feldmarschalls Grafen Moltke
zutheilt."
„Gratulire, gratulire!" rief der Oberst, aufrichtig er-
freut und dem glücklichen Freunde und Schützling herzlich
die Hand schüttelnd. „DaS ist brav von meinem aller-
gnädigsten König und Herrn gehandelt! Hätte keinen Bes-
seren in der ganzen Armee für den alten GeneralstabSmeister
finden können; freut mich auch für den Alten, daß er sich
einen so richtigen Nachfolger aursucht."
„Allzu freundlich. allzu günstig gedacht, erwiderte der
Gefeierte mit einer abwehrenden Handbewegung.
„Ich freue mich gewiß auch von Herzen," wandte sich
die Gehcimräthin im Tone deS aufrichtigen Wohlwollen»
einer mütterlich?» Freundin zu dem jungen Rittmeister, „unk
theile ganz die Ansicht und die Aussicht unseren treuen
Freundes. Aber meine freudige Theillnahme wird — ich
bin immer aufrichtig — doch beeinträchtigt durch den Vrr»