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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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Januar (No. 1 - 12)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0048
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AuS dem östlichen Asien trifft die Nachricht ein, daß
der erst zwanzigjährige Kaiser von China, T'ung-chih, welcher
vor zwei Jahren die Regierung antrat, gestorben sei. Der
Thronerbe ist ein unmündiger Kna,e, für welchen eine Regent-
schaft ausgestellt werden muß. Bei Einsetzung derselben wird
sich der Einfluß der ausländerfeindlichen Elemente mit jenen
der europäerfreundlichen messen. Die vier Oheime des ver-
storbenen Königs, welche die nächste Anwartschaft auf die
Führung der Regentschaft haben, gehören theils der einen,
theils der andern Richtung an. Der Ausgang ihrer Wett-
bewerbung muß natürlich eine große Rückwirkung aüf die
Handelspolitik der europäischen Staaten üben, welche sich in
China einen Markt eröffnet haben, den sie sich immer zu-
gänglicher machen wollen.
Vor Kurzem lief die Nachricht durch die Blätter, daß
in Uruguay ein Aufstand ausgebrochen sei. Die „Times"
veröffentlicht nun ein Telegramm, welches der Minister des
Auswärtigen in Montevideo an den Generalconsul der Re-
publik in London gerichtet hat, dem zufolge der tiefste Friede
in Uruguay herrsche. Die frühere Mittheilung erweist sich
demnach als eine Erfindung.

Deutsches Reich.
— Das Finanzministerium macht neuerdings bekannt,
daß die Generalstaatskaffe mit hinreichenden Beständen in
Reichsmünzen, Reichskafsenscheinen und stellvertretenden
Münzen der Thalerwährung versehen ist und forthin versehen
werden wird, um den Bezirkskassen die zur Umwechslung
benöthigten Zahlungsmittel auf Erfordern liefern zu können.
— Aus Baden schreibt man der „Weser-Ztg." : Es
soll demnächst ein Verband deutscher Arbeiterbildungsvereine
in's Leben treten. Der Arbeiterbildungsverein in Mann-
heim hat die Vorarbeiten zu diesem Zwecke übernommen.
— Der große Ausschuß in Buchen lehnte in seiner
letzten Sitzung die Vereinigung der dortigen israelitischen
Volksschule mit der katholischen Ortsschule mit überwiegen-
der Mehrheit ab, trotzdem die Siadlkasse auch den israeli-
tischen Lehrer zu besolden hat und ihr durch die Verschmel-
zung der beiden Schulen ein Vorlheil erwachsen würde.
— Nach dem „Schwäb. Merkur" macht die schlimme
Lage der Bewohner desjenigen Theils von Mannheim,
welcher jenseits des Neckars liegt, den Veriretern der Stadt
schwere Sorgen. Zufolge übertriebener Erwartungen von
dem Emporblühen Mannheims zur Großstadt hatten sich
zahlreiche Spekulanten veranlaß! gesehen, jenseits des Neckars
Wohnhäuser zu hohen Preisen zu bauen. Da dieser Stadt-
theil von der Altstadt aber weit entfernt und auch keine
paffende Wegverbindung vorhanden ist, konnten die gebauten
Häuser nicht um die erwarteten Preise weiter verkauft wer-
den, und finden zum Theil kaum Miethbewohner. Die Folge
dieser, sowie mancher anderen überspannten Spekulationen
äußert sich nunmehr in zahlreichen Zwangsversteigerungen
und Ganten, und wir fürchten, daß die Zahl dieser fatalen
Schlußkatastrophen noch lange nicht erschöpft sein wird.
Stuttgart, 25. Jan. Die Eröffnung des fünften
deutschen Bundesschießens ist, wie der Beobachter hört, auf
1. August in Aussicht genommen.
München, 27. Jan. Sämmtliche bayrischen Bischöfe
haben eine gemeinschaftliche Vorstellung gegen die Einführung
der Civilehe an den König direkt gerichtet.
Berlin, 26. Jan. Der Kaiser empfing heute Mit-
tagS I*/r Uhr den spanischen Gesandten Grafen Rascon,
welcher ein Schreiben des Königs Alfonso an den Kaiser
überreichte, worin Alfonso seine Thronbesteigung anzeigl.
Berlin, 27. Jan. Gestern Abend hat sich die Ju-
stizkommission des Reichstags konstituirt. Zum Vorsitzenden
wurde Miguel, zum Stellvertreter Schwarze gewählt.
Berlin, 27. Jan. Wie in Abgeordnetenkreisen ver-
lautet, würde der Schluß des Reichstages durch Fürst Bis-
marck ohne Feierlichkeit erfolgen ; doch sei der Tag noch nicht:
bestimmt. Ferner heißt es, daß mit Rücksicht auf das, auf
alle Zweige auszudehnende Provinzialdotationsgesetz eine Vor- ^

läge zu erwarten sei, welche auch für die westlichen Pro-
vinzen eine Reform der Provinzialordnung feststellen werde.!
Die Vorlagen, betreffend eine neue Communalordnung, seien
nicht zu erwarten, dagegen hätten die Bürgermeister-Kon-
ferenzen zu Ergebnissen geführt, die sich in der Städteord-
nungs-Vorlage darstellen würden.
Die Anerkennung des Königs Alfons durch den deut-
schen Kaiser ist gutem Vernehmen nach durch den Einpfang
des spanischen Gesandten Rascon als erfolgt anzusehen ; die
Accredirung des diesseitigen Gesandten für Madrid wird
folgen. Die drei Kaisermächte werden in Form der Aner-
kennung ziemlich gleichmäßig verfahren, ohne dieselbe zu
einem gemeinschaftlichen gleichzeitigen Akt zu machen.
Berlin, 27. Jan. Der Reichstag nahm die 88
15 bis 44 des Bankgesetzes in der KommissionSfaffung an.
Während der letzten Debatte stürzte ein Stück Deckenver-
zierung in dn Reichstagssaal herab, ohne daß Jemand da-
durch verletzt wurde. Das Haus vertagte sich in Folge dessen
bis auf den morgigen Tag.
Kiel, 25. Jan. Der Korvettenkapitän v. Elsendecher
ist, der Kieler Zeitung zufolge, zum deutschen Ministerprä-
sidenten und Generalkonsul in Japan ernannt worden.

Ausland.
Bern, 26. Jan. Der katholische Kirchengemeinderath
in Bern sprach den liberal-katholischen Professoren der hie-
sigen Hochschule die Befugniß zu, gottesdienstliche Verrich-
tungen in der katholischen Kirche auszuüden.
Genf, 27. Jan. Laut „Courier de Geneve" werden
die ultramontanen wegen Eindringens in die Kirche von
Compesieres beim Bundesgerichte Klage erheben.
In der Schweiz hat der Altkatholicismus erhebliche
Fortschritte gemacht. In Genf, Solothurn, Aargau, Luzern,
hat derselbe die Oberhand, während in andtren Cantonen
die Bildung altkalholischer Gemeinden in Aussicht genommen
ist. Zusammen verfügt der schweizerische Altkatholicismus
über mehr als fünfzig Priester mit einer entsprechenden An-
zahl bereits förmlich constituirter Gemeinden. Die Röm-
linge sind wüthend über diese Fortschritte der reformatori-
schen Bewegung, und suchen sich bei jeder Gelegenheit Luft
zu machen. So wurde neulich eine altkatholische Taufe in
der Genfer Gemeinde Combesieres auf das Pöbelhafteste
durch Steinwürfe und andere Gewaltthätigkeiten verhindert
so daß militärische Maßregeln getroffen werden mußten-
Paris, 24. Jan. Nachrichten aus Madrid versichern,
die erste Zusammenkunft von karlistischen und alfonsistischen
Parlamentärs habe am 23. Jan. die Grundlagen einer
Konvention aufgestellt, deren Annahme wahrscheinlich sei.
Versailles, 27. Jan. Die Nationalversammlung
begann heute die Berathung des Gesetzentwurfs betreffs Be-
steuerung der Zündhölzer, nahm Artikel 1 des Entwurfs
an und vertagte die Berathung der beiden noch übrigen
Artikel auf morgen. Nach Erledigung dieses Entwurfs wird
die Versammlung morgen die zweite Lesung der konstitutio-
nellen Gesetze vornehmen.
Nizza, 26 Jan. Graf Arnim ist hier angekommen,
um den Winter Hierselbst zu verbringen.
Bahonne, 27. Jan. Ein spanischer Regierungskom-
missär ist in Angelegenheit des „Gustav" bereits in Paffages
eingetroffen; die Regierung beabsichtigt, Genugthuung und
Schadenersatz zu gewähren. Die Offensive gegen Zarauz
unterbleibt vorläufig, weil Z-pplien und der Steuermann
noch in der Gewalt der Karlisteu sind.
Bayonne, 26 Jan. Ein hier zirkulirendes Gerücht
will von einem Duell zwischen dem Kurlisten Dorregaray
und einem französischen OPzier wissen, in welchem ersterer
verwundet wurde.
Spanien. Der abscheuliche Befehl des Karlistenge-
nerals Lizarraga, welche alle auch nur in der Nähe ihrer
Berufsorte angetroffenen Eisenbahn- und Telegraphenbeam-
ten dem Tose überliefert, ist leioer kein leeres Wort geblie-
ben. In Mores haben die Karlisten einen Telegraphisten

„Herein!" sagte Susanne.
Es war Perondi, ihm folgte die Wirthin.
Susanne bestellte ein Mittagessen, und die Wirthin
ging hinaus.
„Ich habe gar keinen Hunger," sagte Perondi, welcher
Susanne schweigend betrachtete.
„Es macht nichts, man muß essen, Kräfte sammeln
— es ist ein weiter Weg bis Aubenas."
„Susanne! Susanne! Bist Du es wirklich? Ach, Du
bist gekommen. Du hast Dein Versprechen gehalten!" rief
der Piewontese entzückt.
„Ja, aber halte auch das Deinige," antwortete das
junge Mädchen mit festem Tone. „Du weißt. Du darfst
mir erst von Liebe sprechen, wenn wir in Deinem Lande
sind. Ich habe hier gesagt, Du wärst mein Bruder, man
wird gleich kommen und das Essen bringen, also bezähme
Dich und Deine Blicke, welche mir Furcht einjagen."
„Das ist das erste Mal," sagte Matteo mit leuchtenden
Augen, „daß wir allein zusammen sind, allein in einem
Zimmer, fern von den Spionen, welche nach mir schossen.
Susanne, ich liebe Dich! ich liebe Dich!"
„Aber schweig doch, man kommt."

In der Thal, die Wirthin brachte das Essen.
Susanne machte ihr ein Zeichen.
„Jetzt," sagte Frau Bardin, „werde ich in den Keller
gehen und Ihnen eine Flasche von meinem besten Wein
heraufholen.
Susanne setzte die Teller zurecht. „Nun iß !" sagte sie.
Der Piemontese setzte sich.
Er zog aus seiner Tasche ein Messer und die Augen
beständig auf das junge Mädchen gerichtet, begann er das
Brot und das Fleisch zu schneiden.
Bald erschien die Wirthin wieder; sie hielt eine mit
Staub bedeckte Flasche in der Hand.
„Da, meine Kinder," sagte sie, „das wird Euch das
Herz erfreuen."
Dabei machte sie Susannen ein Zeichen und deutete
auf das Fenster.
Als sie hinausgegangen war, entkorkte Perondi die
Flasche, füllte sein Glas und leerte es auf einen Zug.
„Ah!" rief er mit der Zunge schnalzend, „die Frau
hat Recht, er ist besser, als der i'm Gehöft."
Er trank ein zweites Glas, darauf lief er zur Thür
und verschloß sie von innen.

aus der Mitte seiner flehenden Kindel zum Richtplatze ge«
schleppt und erschossen, worauf 4 der Mordbrenner in die
Wohnung der unglücklichen Wittwe eindrangen und, in-
dem sie ein unter das Bett gestelltes Gefäß mit Erdöl an-
zündeten, daS HauS niederbrannten. Wohl können spani-
sche Blätter, wenn sie diese Unthat verzeichnen, hinzusetzen:
welcher Schimpf für uns, daß diese Vorgänge im Auslande
bekannt werden ! Angesichts solcher Barbarei hat der Kriegs-
minister an den General Quesada, Oberbefehlshaber der
Armee des Zentrums, zum Schutze der wehrlosen Beamten
eine Verfügung erlassen, daß jeder bewaffnete Karlist, der
innerhalb der Grenzlinie der Armee des Zentrums auf einer
Bahnstrecke oder in einer Entfernung von weniger als einer
Stunde von einer solchen betroffen wird, dem Kommandiren-
den der nächsten Truppen-Abtheilung vorzuführen ist, der
den Gefangenen nach mündlichem Verhör und religiöser Vor-
bereitung erschießen lassen und alsdann an den General
darüber berichten soll.
Madrid, 25. Jan. Die Karlisten von Vizcaya und
Guipuzcoa sind mit ihrem ganzen Kriegsmaterial in Na-
varra angelangt. Eine andere Nachricht lautet; die Karli-
sten haben ihre Artillerie und Reiterei in Ripoll zusainmen-
gezogen.
Madrid, 26. Jan. General Primo de Rivera ist
zum Oberkommandanien des 2. Corps der Nordarmee er-
nannt worden. — In der Provinz Castellon haben sich im
Laufe des Monats Januar 600 Karlisten der neuen Regie-
rung unterworfen. — Karlistische Ueberläufer aus Estella
berichten: Don Karlos habe mehrere, des Einverständnisses
mit dem Feimde angeklagte Offiziere und Unteroffiziere er-
schießen lassen. — Der Oberkommandant der Nordarmee hat
allen Karlisten, welche vor dem 31 Jan. die Waffen nieder-
legen, Amnestie versprochen.
Madrid, 27. Jan. Die Operationen der Armee zum
Entsatz von Pampelona werden beschleunigt, sämmtliche Trup-
pen bei Peralta sind bereits abgerückt.
Madrid, 28. Jan. Die Regierungstruppen besetzten
Punyo in oer Provinz Navarra an der Straße nach Pam-
pelona. D e Karlisten zogen sich ohne Wiederstand nach
Artacoz zurück, das darauf ebenfalls genommen wurde. Die
deutsche Regierung richtete, wie verlautet, ein Dankschreiben
an den Maire und die Einwohner von Guetararia, welche
die Mannschaft der deutschen Brigg „Gustav" unterstützten.
Im Haag sind Meldungen eingetroffen, nach welchen
die holländischen Truppen in Aichin eine feindliche Stel-
lung im Norden der Moschee von Langbattah genommen
haben und zwar ohne Verluste. Der Werth derartiger „Er-
oberungen" ist nur äußerst gering. Es handelt sich dabei
lediglich um mehr oder weniger wichtige Positionen dicht bei
dem von den Holländern seit verflossenem Frühjahr besetzten
Kraton. Dieser Kraton, eine Art befestigten Lagers, ist
aber überhaupt der einzige Punkt des ausgedehnten Archiv-
Landes, welchen die Holländer bis jetzt i.n Besitz haben.
Und selbst diese Position könne» sie nur unter den schwer-
sten Opfern an Menschenleben und Geld behaupten. Ei»
sehr erheblicher Prozentsatz der Truppen auf Sumatra liegt
fortwährend in den Lazarethen, Cholera und Fieber raffen
die Europäer zu vielen Hundert)» hm. Wenig erfreut muß
man daher im Haag über den Schluß der oben erwähnten
Depesche sein: daß der Gesundheitszustand der Truppen noch
weniger befriedigender als bisher sei.
London, 26. Jan. Die „Times" meldet aus Shanghai
von gestern, daß der Kaiser von China gestorben ist. Sein
Nachfolger ist erst 5 Jahre alt. Eine Störung der öffent-
lichen Ruhe in Folge des Todesfalles hat nicht stattge-
funden.
London, 27. Jan. Der „Times" wird aus San-
tander telegraphirt: Der „Nautilus" befindet sich noch in
Paffages und erwartet den „Albatroß" und die „Augusta".
'Zwei spanische Kriegsschiffe kreuzen vorZoruuz. Die „Times"
^ äußert ihre Anerkennung über die Einführung der Civilehe
in Deutschland.
„Was machst Du denn?" fragte Susanne unruhig.
„Was ich mache? Glaubst Du, ich will gestört sein?"
Dabei trank er ein drittes Glas.
„Was willst Du sagen?"
„Ich will sagen, daß wir die Zeit benutzen müssen-
Jetzt gehörst Du mir — es gibt keinen Widerstand mehr "
„Bist Du ein Narr?" rief Susanne. „Soll ich nach
Hilfe rufen?"
„Nach Hilfe rufen," antwortete er, „um Deine Schande
zu entdecken? Man wird bald wissen, daß Du nicht meine
Schwester bist."
„Aber Deine Versprechen?"
„O, die habe ich beim Wein vergessen."
Der liebende Mensch war verschwunden, es blieb nur
das wilde Thier mit seinen Begierden.
(Fortsetzung folgt.)

Verschiedenes.
(Mißliche Übereinstimmung.) Pfarrer: „Meine lieben
Leute, Ihr müßt Euch halt vertragen; Eines muß dem
Andern nachgeben!" — Bäurin: „Ja, ich geb' so immer
nach. Hochwürden, aber er — er will nie nachgeben und daS
ärgert mich allemal so, daß ich hernach auch nicht uachgcb' I"
 
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