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Bezirk Schwetzingen [Hrsg.]; Amtsbezirk Philippsburg [Hrsg.]
Schwetzinger Wochenblatt: Amts-Verkündigungsblatt für den Bezirk Schwetzingen ; badische Hopfenzeitung (9) — 1875

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April (No. 37 - 49)
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https://doi.org/10.11588/diglit.41571#0148
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welche a^er noch nicht mit dem Entwerthuugszeichen versehen
sein dürfen, bei den Postanstatten gegen Freimarken von
gleichen Werthbeträgen umgetauscht werden. Ein Umtausch
verdorbener Postkarten und gestempelter Streifbänder findet
nach wie vor nicht statt.

Ausland.
Bern, 27. März. Der Buudesrath hat in Betreff
deS RecurseS gegen die Ausweisung jurassischer Geistlicher die
Berner Regierung zur Anzeige eingeladen, ob und wie lange
die Ausweisung noch fortbefiehen solle und welche Gründe sie
für diese außerordentliche Maßregel geltend mache. Der Bun-
desrath hat sich Vorbehalten, je nach Umständen angemessene
Verfügung zu treffen. — Der Recurs betreffs Rückgabe der
Kirchengüter und Wiederherstellung des römisch-katholischen
CultuS wurde abgewiesen.
Paris, 29. März. Heute fand die Beerdigung Oui-
netS, Redakteur einer republikanischen Zeitung, statt. Viktor
Hugo, Gambetta und andere Deputirte der Linken und eine
große Volksmenge, worunter viele Studenten, wohnten dem
Begräbnisse bei. Am Grabe sprachen Viktor Hugo, Gam-
belta, Laboulaye und Brisson. — Der deutsche Botschafter
Fürst Hohenlohe ist heute hier wieder eingetroffen.
Paris, 31. März. Ein amtliches Dekret verbietet
die Ein- und Durchfuhr nordamerischer und kanadischer Kar-
listen und aller zu deren Verpackung verwendeten Gegen-
stände für das französische Gebiet.
Bayorme, 27. März. Der „Agence Havas" wird
aus Bayonne vom 27. März gemeldet: Don Carlos hatte
in Estella Deputationen von vier Provinzen versammelt, um
von denselben neue Steuern zu verlangen. Die Deputaten
erklärten indeß, daß sie dem Lande keine neuen Opfer auf-
erlegen könnten. Don Carlos drohte hierauf, sich zurückzu-
ziehen; nichtsdestoweniger hielten die Deputaten ihre Wei-
gerung aufrecht. Die Angelegenheit wurde in Folge dessen
vertagt.
Spanien. Don Carlos läßt sich weder durch
Labrera's Manifest, noch durch die Weigerung der Vertreter
der vier karlistischin Provinzen, ihm ferner noch Geld zu
geben, einschüchtern. Nachrichten aus Santander zufolge
steht der Prätendent gegenwärtig mit 14 Bataillonen und
Artillerie, zusammen etwa neuntausend Mann, in Biskaya,
um von dort aus nach den Küstendistrikten der Provinzen
Santander und Asturien vorzudringen. Zur Abwehr des
Angriffs koncentriren die Alfonsisten eiligst Truppen in den
bedrohten Gegenden. General Loma ist aus San Sebastian
herbeigeeilt, um über die zum Widerstand bestimmten Heeres-
theile in Santander den Oberbefehl zu übernehmen; von
Süden rückt General Villegas längs der dortigen Bahnli-
nien ebenfalls heran. Daß Don Carlos seinerseits ent-
schloss-n ist mit den Caberisten kurzen Prozeß zu machen
beweist ein von ihm erlassener Befehl, jeden Verbreiter des
Cabrera'schen Manifestes ohne Weiteres zu erschießen.
Santander, 29. März. General Loma wird mit
Infanterie und Artillerie von San Sebastian erwartet.
Derselbe übernimmt wahrscheinlich das Oberkommando über
die Truppen in der Provinz Santander, um gegen die Karlisten
zu kämpfen, welche mit 14 Bataillonen und mehreren Ge-
schützen einen Angriff vorbereiten.
San Sebastian, 26. März. Loma ist in Zuru-
garray angekommen. Die Vorposten der Karlisten und die
alfonsistischen Miquelets fraternisiren. Auch in der Um-
gebung San Sebastians kommen zahlreiche Friedenskund-
gebungen vor.
u. Barcelona, 26. März. Die königlichen Truppen
zogen vorgestern in Santa Coloma und Oueralt ein, nach-
dem sie starke Stellungen der Karlisten unter Tristany ge-
nommen hatten.
New-No*k, 29. März. Neuerdings find in Rio'
Grande wieder räuberische Einfälle mexikanischer Banden^
vorgekommen. Eine Poststation wurde geplündert und der-!
bräunt und mehrere Farmen zerstört. Die Regierung hat-

Maßregeln angeordnet, diese Ausschreitungen zu bestrafen.
Nachrichten auS Cuba zufolge fahren die Insurgenten fort,
Zuckerpflanzungen niedcrzubrennen. Generalkapitän Dalma-
seda fordert in einer Proklamation die Bevölkerung auf, sich
gegen die Insurgenten zu vereinigen.
Australien. Die Elberfelder Zeitung schreibt: Die
blutige Verfolgung, welche die Protestanten auf der Südsee-
insel Uvea unter den Augen französischer Behörden von
den Katholiken erlitten haben, hat die protestantischen Kreise
Englands mächtig erregt. Nachdem bereits eine Deputation
den Staatssekretär Derby zur Bestrafung der Mörder auf-
forderte und von demselben die Verführung erhielt, daß er
ihre Beschwerden pollkommen begründet erachte, geht man
nur damit um, die Angelegenheit im englischen Parlament
zur Sprache zu bringen und demselben auch die Stimme
der deutschen Presse über die blutige Gewaltthat zu unter-
breiten. Auch die Reichsrcgierung habe in Erwägung ge-
zogen, in welcher Weise die schmachtvolle Unterdrückung pro-
testantischer Christen seitens ihrer katholischen Glaubensge-
noffen auf den unter französischem Protektorat stehenden
Südseeinseln zu verhindern sei. Hoffentlich gelingt es, in
dieser Angelegenheit ein gemeinsames Vorgehen mit Groß-
britanien zu vereinbaren".
Kopfen-Werichle.
Nürnberg, 25. März. (Syndikatsbericht.) Ueber
das Geschäft läßt sich im Allgemeinen nichts Neues berich-
ten und ist nur zu erwähnen, daß in den letzten Tagen von
den längere Zeit vernachlässigten geringen und geringsten
Export-Sorten circa 80 bis 100 Ballen zu sehr reduzirten
Preisen (von 80 bis 100 fl.) verkauft wurden. In besseren
Qualitäten bleiben Umsätze schwach und mögen solche seit
unserem letzten Berichte kaum meh.r als 200 Ballen betragen,
wobei Preise sich nur schwer behaupten konnten. Unter den
schwachen Zufuhren machen sich mehrere Sendungen Retour-
Waare bemerklich, welche nur zu sehr billigen Preisen an
Mann zu bringen sind. Stimmung unverändert matt.

Marktwaare prima . . .
Angeboten.
fl-
Bezahlt.
fl-
136-133
dlo. mittel . . .
130—125
dto. gering . . .
115-110
Aisch- u. Zenngründer prima .
138—135
mittel und gering
130-120
Altdorfer u. Hersbrucker Ge-
birgshopfen . .
140-136
Hallertau Siegelgut prima .
152-148
dto. dto. mittel
142-140
Hallertau ohne Siegel prima
148-144
dto. mittel
140—130
Spalt Stadt.
180—170
Spalter Umgebung . . .
160-150
Spalter Land schwere Lagen.
150-145
leichtere Lagen .
140-136
Württemberger prima . . .
145—140
dto. mittel . . .
136-120
Polnischer prima ....
142-140
dto. mittel ....
130—125
dto. gering ....
120—110
Altmärkcr.
110— 80
Elsässer prima.
140-136
dto. mittel.
133-125
Lothringer mittel ....
115—110
Oberösterreicher mittel . . .
105-100
-to. gering . . .
100— 95
Aeltere Jahrgänge 1873er .
64- 44
64- 44
1870er—1867er .
10— 7

Saaz, 26. März. Die kühle Temperatur des März
war dem Brauen besonders günstig und übte auch einige
Wirkung auf unser Hopfengeschäft auS, indem sich in abge-
laufener Woche hier vermehrte Nachfrage nach hiesigem
Bezirks- und Kreis-Hopfen zeigte; es gelangten 13 Ballen

von Crsterem uud 24 Ballen Von Letzterem an der Hopfen
Halle zur Abwage und Plombirung und sollen diese m t
fl. 315—225 per Wiener Netto-Centner bezahlt worbe :
sein. Da sie aus Magazinen der Hopfenhändler stammten,
so ist auch der Preis nicht offiziell angegeben worden, rn o
wir konnten die obigen Ziffern eben nur Privatmittheilurig.il
entnehmen.
Brüssel, 24. März. Offizielle Notirungen der hie-
sigen Börse:
Aloster Hopfen Fr. 170—175 per 50 Kilo
Poperingher Hopfen „ 190—200 „ „
Bayerische „ „ 300—400 „ „

Aus Stadt und Land.
L Vom Unterland, 24. März. Am 22. d. wurd
in Reilingen Herr Pfarrer Daniel Waag unter zahl-
reicher Begleitung dieser seiner früheren Gemeinde, sowie unter
innigster Theilnahme treuer Freunde zu Grabe getragen.
Pfarrer Waag war geboren im Jahr 1805 zu Karlsruhe,
studirte, nachdem er das dortige Lyceum durchgemacht, zu Halle
und Heidelberg und erhielt nach wohlbestandenem Staats-
examen seine ersten Anstellungen als Vckar und Pfarrverweser
zu Gochsheim, Mundingen, Leutershausen und Neckarau. Im
Jahr 1835 erhielt er die Pfarrei Reilingen, mit dem früheren
Filial Hockenheim. Er besorgte bis zu seiner Pensionirung
1872 die Arbeit dieser großen Pfarrei mit seltener Pflicht-
treue und sührte daneben noch während der 40er und 50er
Jahre mit treuer Hingabe an die Schüler die Geschäfte der
ausgedehnten Bezirksschulvisitatur Oberheidelberg. Waag war
ein Mann von vorzüglicher Arbeitskraft, ein begabter Kanzel-
redncr, ein treuer Seelsorger, musterhafter und leutseliger
Charakter, der freien Richtung aufrichtig zugethan. Seit
seiner Pensionirung drückte schwere Krankheit, seinen sonst so
lebhaften Geist darnieder. Er erlag derselben am 20. d. in
einem Alter von 69 Jahren. Sein Nachfolger, der Orts-
geistliche Hr. Pf. Ritzhaupt verlieh in seiner Leichenpredigt,
anknüpfend an das Schriftwort: „Gedenket Eurer Lehrer,
welche Euch das Wort Gottes verkündet haben rc.", den Ge-
fühlen der Liebe und Hochachtung, welche sich der Verewigte
in seiner Gemeinde erworben hatte, einen warmen Ausdruck.
Derselbe hinterläßt, als unverheirathet keine Familie. Hr.
Dekan Dr. Junker von Schwetzingen sprach mit Bezug
darauf in seinem tiefempfundenen Nachruf im Namen der
Diöcese das zutreffende Wort — „dis ganze Gemeinde war
seine Familie." Den anwesenden Lehrern des OrtS, wie des
Bezirks gebührt für ihr Erscheinen, sowie ihren erhebenden
Gesang noch der besondere Dank der Freunde de? Entschlafe-
nen. Sei» Andenken wird unter uns in Segen bleiben!
Mannheim, 24. Mürz. In der letzten Sitzung der
Strafkammer wurden nachstehende Uriheile gefällt: 1) Johann
Andreas Kaibel von Schillingstadt, schon gerichtlich bestraft,
stand als Bäckergeselle in Schriesheim in Arbeit. Dort machte
er die Bekanntschaft einer Bürgerstochter und versprach sie
zu heirathen. Um sein Vermögen, das er hoch gegriffen,
nachzuweisen, fertigte er ein Vermögcnszeugniß an. Darauf
hin wurde die Bürgerstochter geheirathet, ein Haus in Dossen-
heim angekauft und dort die Bäckern betrieben. Aber der
Betrug kam bald an den Tag, denn Kaibel machte viele
Schulden, die er nicht bezahlen konnte. So kam die Sache
mit dem falschen Vermögenszeugnisse an das Licht, die junge
Frau war genöthigt zu ihren Eltern zurückzukehren, während
Kaibel in Untersuchnngsverhaft kam. Er wurde zu einer
Zuchthausstrafe von 2 Jahren und 6 Monaten und zu einer
Geldstrafe von 500 Mark verurtheilt. 2) Johann Joachim
von Hohensachsen stieg in der Nacht vom 25. auf 26. Oktober
v. I. in die Wirthszimmer des Martin Schulz in Heddesheim
ein, suchte die Geldschublade zu erbrechen, bei welchem Ge-
schäfte er aber vertrieben wurde. Seither ist er flüchtig.
Er wurde zu 1 Jahr Gefängniß verurtheilt. 3) Ludwig
Erk von Wackern, der am 19. Januar d. I. ein bei Eppel-
heim auf einem Acker stehendes Apfelbäumchen abgeschnitten

„Wie geht's dem Herrn Sohn?" fragte Felice Manteau,
als sie an die Gartenthür der Försterei trat, an der die Ober- s
försterin stand.
„Danke für gütige Nachfrage — eS geht so ziemlich gut.
Wenn die Damen sonst Lust haben einzutreten, so sind sie
mir willkommen!"
„Wir würden aber doch wohl stören!" sagte Anna v.
Hohenheim.
„Keineswegs, gnädiges Fräulein... Sie wissen, ich
rechne es mir stets zur Ehre an, wenn ich sie in meiner Be-
hausung begrüßen kann. Und das Unwohlsein meines SohneS
ist von geringer Tragweite."
Felice machte von der Einladung sofort Gebrauch, Anna
v. Hohenheim folgte zögernd.
Benno hatte sich, als er die Beiden kommen hörte, in
eine halbliegende Stellung gebracht und nickte den Eintreten-
den freundlich zu.
Das Gespräch war bald in vollem Flusse, und Benno
mußte den beiden Damen alle Einzelheiten des Abenteuers
getreulich wiedergeben, wie sie der Leser bereits ans dem
ersten Kapitel kennt.

Hierüber war eine ziemliche Zeit verflossen und Anna
^v. Hohenheim drängte zum Nachhausegehen, Felice dagegen'
wußte immer wieder neue Themata anzuschlagen, bis endlich
auch ihr Unlerhaltungsstoff zu Ende ging.
„Aber ich kann Dich gar nicht begreifen", sagte Anna
v. Hohenheim zu Felice, als sie wieder auf dem Waldwege
nach dem Schlosse zu gingen, weßholb Du so viel mit dem
Förster sprechen konntest. Er muß wahrhaftig schließlich
denken, daß nicht bloß Neugier die Triebfeder Deines Dort-
seinS gewesen ist.
Felice lachte aus vollem Halse.
„Siehst Du schon wieder Gespenster, Aennchen. Nein,
nein, Anna — um mich brauchst Du Dich nicht zu sorgen-
Wenn Du überhaupt glaubst, daß sich ein tieferes Interesse
für Benno in mir gelöst habe, so bist Du vollständig im
Jrrthum. Benno ist ein Vollblutdeutscher und ich eine echte
Französin, die für ihr Vaterland den letzten Tropfen Blut
freudig verspritzen würde, ich glaube, ich wäre im Stande,
allein gegen Deutschland zu Felde zu ziehen."
Anna v. Hohenheim lächelte über die Deklamationen
FeliceS.

„Gott sei Dank, daß die Befürchtungen noch in nebel-
grauer Ferne existiren", sagte sie.
„Glaube nicht!"
„Aber es ist ja kein zwingender Grund vorhanden,
der Frankreich in einen Krieg mit Deutschland verwickeln
könnte."
Felice blieb stehen.
„Anna, ist das wirklich Deine Ueberzeugung, oder redest
Du Dir... .
Anna v. Hohenheim gerieth in Verlegenheit.
(Fortsetzung folgt.)
Verschiedenes.
Einem Herrn wurde in Berlin sein Pincenez (Zwicker)
im Gewühl der Straße abgeschnitten. Drei Tage später rr-
hält der Beraubte sein Pincenez wieder mit folgendem Be-
gleitschreiben, das wir wörtlich kopiren: „Ihre Peucenee da
cs für meine Augen und Nase nicht past werde ich mich meine
Augen nicht erscht damit rujeniren, auch will mich derPfaut-
leiher nur 25 Silber davor geben, weil das Gold nischt tam t.
Für 25 Jroschen schneide ich so'n Ding nich wieder ab und
schmeiße mir man bloS noch uf Uren und Kelten. Es eint
pfiehlt sich Ihnen Ihr getreuer Max. Auf dein Couvert stch-
nebm der Adresse: Frei mach ich es yoch noch!
 
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