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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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I. Lieferung (März 1913)
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Zu einer Stelle in Rigauds Einnahmebuch
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0017

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ZU EINER STELLE IN RiGAUDS EINNAHMEBUCH.
Bei Paul EudeE »Les Iivres des comptes de HyacintheRigaud«
(Paris 1910, S. 117 f.) liest man als erste Eintragung für s Jahr 1740 im
Einnahmebuch des Rigaud ^Monsieur !e Prince de Eichtenstein Ambas-
sadeur de I'Empe(reur) en grand figure jusque'aux genoux (habillement
repete) d'apres celui du Portrait de Monsieur le Duc d'Antin.«
Sogleich danach ist bemerkt:
?Autre en petit figure en pie en habit deceremonie de L'ordre de
la Toison d'or (entierement original). Ces deux portraits ont ete pa'fes un
grand prix et de plus le Prince gratifia M. Rigaud d une superbe tabatiere
d'or enrichie de diamants estimee 5 ä 6000 l(ivres)<*). Die Gesamtsumme
ist nicht eingetragen.
Diese Aufschreibungen Rigauds sind von Bedeutung nach mehreren
Seiten hin. Rückschlüsse liegen nahe. Der genannte »Prince de Lichten-
stein, Embassadeur de l'Empereur« kann nur Fürst Josef Wenzel sein
(geboren 1696, Regent seit 1748, gestorben 1772), der von 1738 bis 1741
kaiserlicher Botschafter in Paris war. Fürst Josef Wenzel muß mit Rigauds
Leistungen sehr zufrieden gewesen sein, denn ihre glänzende Bezahlung
ging weit über die Preise hinaus, die Rigaud sonst für seine Bildnisse er-
halten hatte.**)
Zu beachten ist gewiß ferner die Stelle mit der Anspielung auf das
Bildnis des Duc d'Antin. Rigaud gesteht ein, daß er die Anordnung des
eigenen älteren Werkes wieder benützt hat. Und in der Tat ist die Haltung
der Arme und Hände, das Anbringen des Feldherrnstabes und des Helmes,
des Degens nächst verwandt in dem einen Liechtenstein-Bildnis, das wir
sogleich kennen lernen werden, und im Antin-Porträt. Der Mantel ist
anders gelegt und geformt. Das mehrmals wiederholte Porträt des Duc
d'Antin ist weit bekannt durch den vorzüglichen Stich von Tardieu, ein
großes Blatt, das dieser Künstler als Aufnahmewerk in die Pariser Aka-
demie 1720 gearbeitet hat.
Die beiden Bildnisse, die in Rigauds Einnahmebuch verzeichnet stehen,
ein Kniestück und eine Darstellung in ganzer Figur, haben sich im fürst-
lichen Besitz bis heute erhalten und sind nun in der fürstlichen Galerie
zu sehen. Die Abbildungen anbei werden der Güte des regierenden
Fürsten Johann von und zu Liechtenstein verdankt.
Das Kniestück befand sich lange Zeit im Majoratshaus***), das ist
im fürstlichen Stadtpalais zu Wien, kam erst uni die Wende von 1907 auf
1908 in die Galerie, und fehlt deshalb in den Galeriekatalogen von 1873
und 1885. Fantis Verzeichnis von 1767 übergeht beide Bilder, die sich
zur Zeit der Katalogabfassung eben nicht in der Galerie befunden haben.
Dallingers und Luchinis Katalog von 1780 beschreibt das kleinere mit
der ganzen Figur (als Nr. 294) und nennt eine Zeichnung Rigauds zu
einem fremden Gemälde (als Nr. 434). Nach Angabe der beiden Ealke-
0 Gekürzt sind beide Maie Monsieur, ferner Empereur, habiiiement, entierement,
original und iivres.
**) Gewöhnlich waren es in jenen Jahren 600 Iivres, nur ganz selten 3000, ge-
legentlich 300, 500 und 1000, die Rigaud für ein Bildnis erhielt. Früher (1715) hatte er
einmal 8000 1. und (1729) 15.000 1. vom König für dessen Porträte bekommen.
***) Vgl. Karl Höß: *Fiirst Johann 11. von Liechtenstein und die bildende Künste, S.19.
 
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