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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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Eine alte Ansicht von Schottwien
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Frimmel, Theodor von: Ein Bildnis des Dichters Grillparzer im Besitze des Herrn Erik Severin zu Stockholm
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0253

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reichliche Ergänzungen zu meiner Zusammenstellung finden, und ich möchte
es nicht versäumen, den kunstliebenden Freunden des Semmerings die Bitte
vorzutragen, daß man mich auf versteckte Ansichten aufmerksam mache.

EIN BILDNIS DES DICHTERS GRILLPARZER IM BESITZE DES HERRN
ERIK SEVERIN ZU STOCKHOLM.
Manche Bemühungen sind an die Beschreibung und Kritik der Por-
träte des österreichischen Dichters, Denkers und Dulders Grillparzer ge-
wendet worden. Auf Grundlage des reichlichen Materiales könnte man ge-
legentlich die Herausgabe eines Buches wagen, das sich mit der äußeren
Erscheinung Grillparzers im Zusammenhang mit seinem Lebenslauf be-
schäftigen würde. Erinnere ich mich recht, so hatte vor einiger Zeit A. Müller-
Guttenbrunn nicht übel Lust, ein derartiges Buch zu verfassen. Was bis
gegen 1904 bekannt war, ist verzeichnet in dem Büchlein: „Das Grillparzer-
zimmer im Wiener Rathause", einer, wie man sagen muß, „geheimen" Ver-
öffentlichung, die durch C. Glossy und W. Englmann sorgfältig vorbereitet
worden ist, aber dann ohne Verlagsangabe und ohne Jahreszahl nicht eben
sorgsam gedruckt und nicht in den Handel gebracht worden ist. Es war
1904. Man findet diese Seltenheit des Wiener Buchwesens in der Bibliothek
der Stadt Wien. Da und dort sind zum angedeuteten Thema neue Beiträge
geliefert worden, darunter die Veröffentlichung des Goebelschen Grillparzer-
bildnisses bei Dr. Aug. Heymann in Wien durch die „Blätter für Gemälde-
kunde", Bd. Hl, S. 144 ff.*) Heute wird ein weiteres Grillparzerbildnis be-
sprochen, das bisher unbeachtet geblieben ist und dessen Mitteilung ich der
Freundlichkeit des Herrn Dr. Olof Granberg in Stockholm verdanke. Die
Photographie, die ich durch Granberg erhielt, entspricht in der Größe dem
Vorbilde. Dieses ist eine Miniatur von 11X87 cm. Sie gehört Herrn Erik
Severin zu Stockholm. Granberg teilte mir zur Beschreibung noch fol-
gendes mit: „Gouache. Blondes Haar. Lichtgelbe Weste. Blauer Frack mit
vergoldeten Knöpfen. Graublauer Hintergrund." Das getreue Photo läßt
deutlich die Signatur und Datierung unterscheiden: „Betty Fröhlich pinx
20 July 821 Wien". Nach dem Namen Fröhlich entweder eine Paraphe oder
ein durchstochenes p. Worte in lateinischer Kursive. Ziffern arabisch. Nach
20 fehlt der Punkt.
(Dazu Tafel LXV )
Betty Fröhlich war unter den „Schwestern Fröhlich", die durch Grill-
parzer berühmt geworden sind, die malerisch begabte. Ihr könnte man den
Versuch Zutrauen, den von ihr verehrten Dichter zu porträtieren. Doch ist
das Bildchen, wie es auch die Photographie erkennen läßt, in den Einzel-
heiten unsicher behandelt, wogegen die ganze Anordnung und allgemeine
Auffassung den geübten Künstler verrät. Derlei Gegensätze verraten die Ko-
pie. Und in der Tat erkannte Dr. W. Englmann alsbald die Beziehung
der Fröhlichschen Miniatur zu einem Daffingerschen Bildchen, als ich ihm

*) Durch die Verstellung eines Abschnittes ist dort ein Mißverständnis zu be-
klagen gewesen. Auf S. 146 sind der zweite und dritte Abschnitt miteinander vertauscht.
Auch ist mehrmals statt Engelmann zu lesen: Englmann.
 
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