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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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VII. Lieferung (Juli 1914)
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Peltzer, Rudolf Arthur: Über Jan Lys
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Die neueste Sammeltätigkeit der Albertina
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0174

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sinn genau übereinstimmenden Stich des Jeremias Falck*) hinreichend be-
glaubigt, so würde man schwerlich an einen Urheber denken, der bereits
1629 gestorben ist! Auch kompositionell ist das Bild von solchem Schwung,
daß es kaum mehr angeht, derartige religiöse Kompositionen des Lys hinter
seinen andern Schöpfungen zurückzusetzen, wenn er auch manchmal bibli-
sche Stoffe ganz italienisch-konventionell behandelt. Seine Zeit schätzte be-
sonders das Hieronymusbild, das sich heute noch in derTolentinerkirche
zu Venedig befindet. (Wiedergefunden durch Dr. Frimmel, der das Bild
1896 in der "Wiener Zeitung« vom 17. und 18. Juli besprochen hat.) Wir
glauben einen andern lebensgroßen Hieronymus von einfacherer Haltung
aber gleichfalls virtuoser Mache kürzlich unter der Rubrik ^Deutscher Nach-
ahmer des Ribera« in Schleißheim gesehen zu haben, vermutlich das
Bild, das 1711 im Nürnberger Rathaus (gleichfalls aus Sandrarts Nachlaß
stammend) hing.
Überschaut man den Reichtum dieses Talents, so drängt sich unwill-
kürlich der Vergleich mit Lys großem Zeitgenossen Rubens auf. Unter
günstigeren Umständen darf man wohl sagen hätte aus Lys ein holländi-
scher Rubens werden können.

DIE NEUESTE SAMMELTÄTIGKEIT DER ALBERTINA.
Der Weltruf der Albertina gründet sich, wie bekannt, einerseits auf die
reiche Sammlung alter Graphik, die eine Vollständigkeit erreicht hat, wie
selten anderswo, andererseits auf den einzigartigen Besitz alter Handzeich-
nungen, unter denen wieder die größtexistierende Dürer-Sammlung an
erster Stelle zu nennen ist. Die Leitung der Sammlung ist aber auch seit
Jahren bemüht, neue Blätter zu erwerben, und zwar Werke von alten und
auch modernen Meistern.
Da den ständigen Besuchern der Albertina die jährlich stattfindenden
Ausstellungen der Neuerwerbungen einen guten Überblick über die be-
deutendsten Ankäufe der Sammlung innerhalb der Spanne eines Jahres ver-
mittelt, die Leser dieser Zeitschrift aber nicht durch lange Listen von Künstler-
namen ermüdet werden sollen, so dürfte unser Bericht sich füglich darauf
beschränken, nur die letzterworbenen interessantesten und charakteristischesten
Blätter kurz zu würdigen.
Eines der bedeutendsten und wertvollsten Blätter, dessen Besitz die
Albertina der umfassenden Kenntnis alter Handzeichnungen ihres Direktors,
Dr. Josef Meder, verdankt, ist ein Rembrandt (vgl. die Abb.). Es ist eine
tuschlavierte Skizze zu dem Bild "Die Reue des Judas« bei den Erben Martinets
in Paris. Neben diesem Hauptblatt seien aus der niederländischen Schule
erwähnt die Studie zü einem Regentenstück von J. Ovens; ein Damen-

*) Aus dem Kabinet Reynst. Vgl. J. Block, Jeremias Falck, Nr. 26. Der gleich-
falls von Falck gestochene "Heilige Petrus« wurde von den Generalstaaten aus der
Sammlung Reynst an König Karl 11. geschenkt und befindet sich vielleicht noch in
England. Beide Bilder wie auch das große Bordell der Kasseler Galerie stammen ver-
mutlich aus dem Besitz des Johann Reynst »gentilhuomo olandese« in Venedig, dessen
dort und in Amsterdam befindliche Gemälde Ridolfi oft erwähnt: vgl. Meraviglie,
1648, 1, p. 232 Tn Venetia e altri nelle sue case in Amsterdamo«.
 
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