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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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X. Lieferung
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Die Bilder des N. M. Rossi in der gräflich Harrachschen Galerie
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Frimmel, Theodor von: Eine Zeichnung von Artur Grottger aus dem Jahre 1865
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Aus dem Semmeringgebiet, [5]: die Märtenbrücken
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0248

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zog, zu sich bescheiden iassen und zum Zweck einer genauen Autopsie bei
ihm zu bieiben befohlen. Der Vorgang hatte die staunenden und bewun-
dernden Bücke des Pubiikums auf den Künstler gelenkt.*) Vieüeicht hat
er sich auch irgendwo unter den auf den Stufen des Aitars Knienden
»sebbene in piccolo« seibst verewigt.
Leinwand, 2*56 hoch, 5 70 breit (Ait Nr. 79, P. F.). (J. Dernjac.)

EiNE ZEICHNUNG VON ARTUR GROTTGER AUS DEM JAHRE 1865.
Durch die Freundüchkeit des Herrn Oberiandesgerichtsrates Carl Pöll,
Bezirksgerichtsleiters in Scheibbs, lernte ich ein merkwürdiges Blatt von
Grottgers Hand kennen, das für den Maler Adolf Obermüllner gezeichnet
worden ist. Dem vorliegenden Heft ist eine Abbildung beigegeben, die
gleichfalls durch das dankenswerte Entgegenkommen des Herrn Oberlandes-
gerichtsrates Pöll ermöglicht wurde (vergl. Tafel LX1X).
Die Grottgersche Zeichnung hat sich in der Familie Obermüllner ver-
erbt und gehört jetzt der Frau Rätin Pöll, geborenen Obermüllner. Nach einer
völlig einwandfreien Überlieferung hat Grottger die Zeichnung innerhalb
weniger Stunden hergestellt, und zwar auf einem Stück Tapete, da anderes
eben nicht zur Hand war, als der Künstler beginnen wollte. Mit schwarzer
Kreide und weißer Pinselhöhung (wie Grottger sie liebte) ist dargestellt,
was nach den Trachten und sonstigen Merkmalen leicht zu deuten ist.
Während eines Schneesturmes werden verhaftete Polen von russischem
Militär durch die Steppe getrieben. Maler Obermüllner notierte dazu: „Ein
Zug polnischer Verbannter nach Sibirien. Eigenthum von Frau Louise Ober-
müllner V1L Neubaugasse Nr. 3ö".
Die Zeichnung ist monogrammiert und datiert. Rechts unten das be-
kannte verschlungene A G. Daneben die Jahreszahl 1865 (Breite 0 57,
Höhe 019 und 0 25). Das Blatt gehört dem Gedankenkreise an, dem die
Grottgersche Reihe „Polonia" von 1863 entsprungen ist.
Zurückkehrende Gefangene oder glücklich entronnene Flüchtlinge aus
Sibirien werden die Zeichnung mit einigem Schauder ansehen. Der pein-
liche Eindruck von der Darstellung tritt für den Kunstfreund zurück hinter
der Bewunderung für die starke Vorstellungskraft des Künstlers, der in voll-
kommener Beherrschung der Mittel in einem Anlauf sogleich eine ziemlich
verwickelte Komposition wirkungsvoll auf die Fläche brachte. Th. v. Fr.

AUS DEM SEMMERINGGEBIET.
Die Märtenbrücken.
Den Bergsattel ausgenommen, dürfte kaum eine Stelle im Bereiche des
Semmerings so merkwürdig sein, wie die, wo die beiden Märtenbrücken stehen,
*) »In questa occasione ebbe il Rossi un distintissimo onore, che tu veduto
ed ammirato da ognino; e tu, che approssimandosi verso sua casa laprocessione
e nel mentre che arriva all'altare de'Gesinti, che si fa infaccia aha Strada di S. Gia-
como, tu mandato achiamare da! Vicere, che lo porti seco osservar bene tai funzione
e to tiene appresso di se nel mentre si fece ia descritta benedizione neli' aitare sudetti
incontro !a posta.« Id. ibid.
 
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