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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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III. Lieferung (September 1913)
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Die Sammlung Peltzer in Köln: (Bildnisse, Sittenbilder, religiöse Darstellungen, Allegorien, Landschaften, Architekturbilder, Stilleben, Tierbilder)
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DIE SAMMLUNG PELTZER IN KÖLN.
(Bildnisse, Sittenbilder, religiöse Darstellungen, Allegorien,
Landschaften, Architekturbilder, Stilleben, Tierbilder.)
ln der Stadt, in der ein Jabach, F. E. Wallraf, die Brüder Boisseree,
ein Lyversberg, J. J. Merlo, Essingh, Weyer, Brasseur, Neven, Nelles,
Bruchmann, Ruh!, Clave-Bouhaben, Bourgeois, Oppenheim und so viele,
viele andere als Sammler tätig waren, hatte auch Landesgerichtsrat Rudolf
Peltzer eine, man weiß es, höchst wertvolle Galerie zusammengebracht.
Die Bestandteile der älteren Kölner Sammlungen wollen in der ganzen
Kulturwelt zusammengesucht sein, der Jabachsche Besitz, zumeist im
Louvre, in Berlin und Köln. Die Boissereeschen Bilder, die aus Köln nach
Heidelberg, dann nach Stuttgart gewandert waren, um dann 1827 in den
Besitz Königs Ludwig von Bayern zu gelangen, sind in den bayrischen
Staatssammlungen, hauptsächlich in München zu finden. Die Brasseursche
Galerie ging nach Ryssel (Lille), und ein ganzes Wanderbuch müßte ge-
schrieben werden, um die Wege all der Bilder nur zu skizzieren, die ehe-
dem in anderem kölnischem Besitz gewesen sind. Einige der jüngeren
Kölner Sammlungen sind mir noch bekannt geworden, als sie unzerrissen
und unversehrt in Köln beisammen waren, so die Sammlung Oppenheim
und die Galerie Peltzer. Nun erfahre ich, daß die letztgenannte Galerie
bestimmt versteigert werden soll, und ich nehme von den Peltzerschen
Bildern gewissermaßen Abschied, indem ich über sie berichte und aus der
Masse von mehreren hundert Nummern einige heraussuche, die ich als
besonders wertvoll er kannt habe, oder die mir subjektiv Zusagen. Ich habe
die Galerie noch mit dem Sammler selbst vor Jahren durchgenommen und
sie seit seinem Tode nochmals Bild für Bild angesehen. Eine lange Reihe
von Hinweisen auf einzelne Bilder der Sammlung findet sich in der Kunst-
literatur. Denn in den 1880er und 1890er Jahren war sie viel besucht von
den damaligen Gemäldefreunden und Gelehrten: aber der Besitzer wurde
alt, greisenhaft. Das gereichte seiner Sammlung zum Schaden. Nicht nur,
daß er keine Besuche mehr empfangen konnte und seine Bilder nahezu
vergessen hatte, sondern auch, daß von anderer Seite in einer Weise, die
an dieser Stelle nicht eigens gekennzeichnet wird, vorzügliche Bilder aus
der Sammlung entfernt wurden, dies bewirkte zusammen einen raschen
Niedergang des weitreichenden guten Rufes der Sammlung. Mit dem Erkalten
der Teilnahme geht es ja so rasch. Am 1. April 1910 starb Peltzer. Die
Erben, mit Eifer nach den verlorenen Bildern ausspähend, haben mehrere
Jahre gebraucht, ehe die meisten Gemälde, die fortgekommen waren, wieder
zurückerobert werden konnten. Die Wiedergewinnung ist bis auf weniges
geglückt, und man kann jetzt die Sammlung wieder beinahe vollständig
beisammen sehen im Oberlichtsaal und einigen Nebenräumen des Peltzer-
schen Hauses zu Köln, Marienplatz 7.
Auch das Llauptwerk unter den alten Kölnischen, nämlich das
weibliche Bildnis vom Meister von Sankt Severin ist wieder in die
Galerie Peltzer zurückgekehrt. Es ist wiederholt besprochen und ab-
gebildet worden, so daß diesmal wohl ein kleiner Netzdruck genügt,
um das Bild den Sachkundigen in Erinnerung zu bringen. Der Meister von
Sankt Severin dürfte trotz vieler Anklänge an Quentin Massys und an die
l
 
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