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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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V. und VI. Lieferung (Mai 1914)
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Untersuchung von Holzarten der Malbretter
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Aus Büchern und Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0137

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Der Zweck dieser Zeiten ist dann erreicht, wenn es getungen sein
sottte, dem botanisch nicht geschütten Kunstfreunde die Mittet an die Hand
zu geben, in diesen Teit der ihn interessierenden Materiatienkunde setb-
ständig tiefer einzudringen. Dr. Franz v. Frimmet.

AUS BÜCHERN UND ZEtTSCHRtFTEN.
Lambert Sustris von Amsterdam von Rudotf Arthur Pettzer.
Mit 6 Tafetn und 5 Textabbitdungen. — Jahrbuch der Kunsthistorischen
Sammtungen des Atterhöchsten Kaiserhauses, Bd. XXt, Heft 4, Novem-
ber 1913.
Man wird in dem tetzterschienenen Heft des viet zu wenig bekannten
Jahrbuches ein durch ernste Forscherarbeit zusammengestetttes statttiches
Oeuvre eines Maters der Mitte des 16. Jahrhunderts begrüßen, den man
eigenttich bis jetzt nur dem Namen nach, höchstens nach seinem Bitde
Venus und Amor im Louvre, kannte. Dieser bedeutende Künstter Lambert
Sustris ist stets mit seinem Sohn Friedrich Sustris und auch mit dem
unsicheren Lambert Lombard verwechselt worden. An dieser Konfusion
ist woht Sandrarts Teutsche Academie schutd, deren fatsche Angaben über
die Sustris noch in den modernen Künsttertexika zu spüren sind. Von dem
Wenigen, was über den Lebenstauf des itatianisierten Amsterdamers Lam-
bert Sustris bekannt ist, scheint das Wichtigste, daß er, um etwa 1520 in
Amsterdam geboren, schon früh nach Venedig in die Lehre gekommen
war. Vasari erwähnte ihn sehr anerkennend; erst eine spätere Quette
(Ridotfi) nennt ihn, woht mit Recht, einen Schüter Tizians. Später arbeitete
er in Padua, wo er nach 1568 gestorben zu sein scheint. (Sein Sohn
Friedrich, Erbauer der Münchner Michaetskirche, tebte ats Mater und
Architekt des Herzogs von Bayern 1573 bis zu seinem Tode 1599 in
München.) Die bisher bekannten Bitder des Lambert Sustris waren außer
der schon genannten Venus mit dem Amor: ein Noti me tangere und
eine Judith im Museum zu Litte, weiter in Caen (Museum) eine Taufe
Christi, sofern man überhaupt Bitder in Litte und Caen bekannt nennen
darf. Weiter aber wußte man nichts von ihm, die kunstgeschichttiche Lite-
ratur ignorierte ihn bisher vöttig. Zwei sehr interessante Bitder konnte
Pettzer ihm zunächst zuweisen, nämtich die venezianische Kinderstube
im Provinzialmuseum zu Hannover und das Frauenbad im Hofmuseum
in Wien. Aufgefatten war die eigentümliche, freudige Hettfarbigkeit dieser
Bitder ja schon fange, man riet auf einen deutschen »Manieristenc. Die
Kinderstube ist ein tanggestreckter venezianischer Prunksaa! mit einem
Himmetbett, auf dem eine Dame mit einem Kinde liegt; in der Mitte des
Saates wird ein Kind gebadet. Größere Kinder spieten mit einem Hund,
andere mit einem Kätzchen, am Kaminfeuer wird die Windet getrocknet.
Es ist das atte, ins Genre transponierte Thema der Geburt der Maria, ent-
zückend naiv mit ganz hetten Farben geschildert. Die gleiche Hettigkeit,
das gleiche Verstreuen der Figuren in einem großen Raum auf diesem
Bitde, das in Hannover dem späten Ferraresen Scarsettino gegeben wird,
zeigt das Frauenbad im Wiener Hofmuseum, wo es (nach Wickhoff)
ganz unberechtigterweise dem Münchner Christoph Schwarz zuge-
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