Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

DOI Heft:
IV. Lieferung (Dezember 1913)
DOI Artikel:
Ein Cassonebild aus der Richtung des Bernardino Parentino
DOI Artikel:
Ein Werk des Gaspar Netscher in der Wiener Sammlung Dux
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0104

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
94

mußte bis in die neueste Zeit verschoben werden. Mittlerweile war Ab-
bildung und Beschreibung bei W. Suida in »Oesterreichs Kunstschätze«
Tate! XiV vorausgenommen worden.
Der Richtung nach ist die Benennung Bernardino Parentino ohne
Zweifei richtig, auch wenn ich nach der Vergieichung mit den Resten der
Wandmaiereien in Padua und dem signierten Werk in Modena und mit
den Biidern, die jenem Werk am nächsten stehen, nicht recht an die eigen-
händige Ausführung giauben kann. Ais Truhenbiid darf es sich freiiich
eine etwas fiüchtigere Ausführung herausnehmen, und man kann ja immerhin
die Maierei auch ais fiüchtigere Arbeit des Meisters ansehen. Die Dar-
steiiung betrifft entweder eine ins venezianische übersetzte Erzähiung
aus dem Aitertum (ist's vieiieicht die Entführung der Helena) oder eine
Noveiie aus dem Zeitaiter des Maiers. Die Abbiidung macht neuerdings
auf die noch ungedeutete Darsteiiung aufmerksam und veraniaßt vieiieicht
einen besonders beiesenen Fachgenossen, den dargesteiiten Figuren die
richtigen Namen zu geben. Erimmei.

EiN WERK DES OASPAR NETSCHER iN DER WiENER
SAMMLUNG DUX.
Zu den ersten giückiichen Erwerbungen des Sammierpaares Dux in
Wien gehörte ein Gemäide von G. Netscher, das sicher wert ist, durch
Abbiidung und kritische Erörterungen den Freunden hoüändischer Malerei
bekannt gemacht zu werden. Es ist ja nicht mehr vollkommen gut er-
haben. ich konnte Übermaiungen aus verschiedenen Zeiten feststeiien.
Auch ist das Unterziehen mit neuer Leinwand anzumerken, aber aus den
vielen woh! erhaltenen Stehen ist die Meisterhand noch zu erschließen,
und überdies wird in wiiikommener Weise die Benennung durch ein aites
Schabkunstbiatt von Jan Verk oije gestützt, das dieselbe Darstellung bringt
und den Gaspar Netscher ais Urheber des Gemäldes nennt. »G. Netscher
Pinxit«, »J.Verkoje Skuip«, »ex formis Nicoiai Visscher cum Privii: Ordin:
Beigii Faederati« sind die Inschriften auf dem geschabten Biatt. im Namen
Verkoije ist das i vom Schriftenstecher ausgelassen worden.
Die Darsteiiung betrifft die Nymphe Callisto, die vom verkieideten
Jupiter besucht wird. Der iiebedurstige Gott hat die Gestalt Dianens an-
genommen, um sich der Nymphe unauffältig nähern zu können. Auf diese
Vermeidung spielt die Maske an, die der kieine Liebesgott vor sich hält.
Man erblickt ihn rechts im Mittelgründe. (H. 52, Br. 44 rvzz.)
Die Wanderungen des Bildes sind vorläufig nicht recht klar. Mit
einiger Wahrscheinlichkeit läßt sich annehmen, daß dieser G. Netscher im
Besitz von Emerich Bukovitsch war, des Schauspielers, der eine Zeitlang
das Deutsche Volkstheater in Wien geleitet hat. Dann eine breite Kluft
bis zu einer alten Katalogangabe aus dem Jahre 1773. Im Dictionnaire des
ventes von Mireur kommt als Bestandteil der Sammlung Van der Marek
ein G. Netscher vor, der wohl mit dem Bild bei Dux zusammenfallen
wird. »Jupiter sous la forme de Diane caresse Calisto. L'amour est debout
tenant un masque« (19 Zoll zu 16). Dieses Bild brachte im Jahr 1773
vierhundert zwanzig Franken.
 
Annotationen