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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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II. Lieferung (Juni 1913)
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Reichel, Anton: Ein Beitrag zur Biographie Emanuel Peters
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Der Lionardo in der Fürst Liechtensteinschen Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0050

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So weit reichen die Dokumente; es erübrigt nur noch zu bemerken,
daß E. Peter in keinem Zusammenhang mit der bei Wurzbach, Bd. XXH,
S. 135, erwähnten Künstierfamiiie der Petter steht.

DER HONARDO iN DER FÜRST L1ECHTENSTE1NSCHEN OALERiE.
Neben Bildern, die noch nicht bekannt, oder noch nicht abgebildet
sind, gedenke ich auch eine Reihe berühmter, längst besprochener Bilder
in die Studien und Skizzen aufzunehmen. Sie können dann bei der An-
ordnung des Blattes mit den lose beigefügten Abbildungen leicht zur Ver-
gleichung mit weniger bekannten Werken der Malerei benützt werden.
Überdies gibt es ja überall diese oder jene kleine Neuigkeit auch über allbe-
kannte Bilder mitzuteilen. So ist es auch mit dem Bildnis der Ginevra
dei Benci in der Galerie des Fürsten Liechtenstein zu Wien, einem Werk
des Lionardo da Vinci, das nun doch so ziemlich allgemein anerkannt ist.
Vor den Zeiten Waagens ist eine Erwähnung des Bildes als eines Bestand-
teiles der Galerie Liechtenstein bisher nicht gefunden worden. Denn, wenn
bei Demarteau 1846 gedruckt steht, daß man in der Galerie Liechtenstein
»plusieurs excellcnts tableaux de da VincP< sah, so muß nicht auch schon
das Bcnci-Bildnis mit gemeint gewesen sein. Man war früher mit dem
großen Namen sehr freigebig (vgl. Demarteau, »Huit jours ä Vienne«, Wien,
1846, Bd. 1, S. 116). Waagen in seinem allbekannten Werk beschreibt das
Porträt, das damals noch nicht auf eine bestimmte Persönlichkeit bezogen
war, ziemlich eingehend unter Beachtung der Kehrseite. Er spricht die Ver-
mutung aus, daß Lionardo der Urheber des Bildes sei. Aber er läßt auch
durchblicken, daß er an Boltraffio gedacht habe. Diese Vorsicht war nicht
recht am Platze. Seither sind die Lionardesken wenigstens so weit studiert
worden, daß in diesem Falle die Autorschaft des mehr derben Bollraffio
auszuschließen ist aus stilkritischen Gründen. Auch der Zeit nach könnte
nur schwer an eine Jugendarbeit des Boltraffio (1467 bis 1515) gedacht
werden. Muß man doch dieses Bildnis in die Periode um 1470 bis 1480 ver-
setzen. Das wird durch die Tracht z. B. bei der Vergleichung mit Verrocchios
Büste im Bargello zu Florenz recht deutlich. Aber die stilistischen Zu-
sammenhänge mit einer beglaubigten Jugendarbeit des Lionardo sind so
fest, daß man andere Hände in diesem Falle wohl gänzlich ausschließen
muß. ln der Accademia zu Florenz befindet sich bekanntlich Verrocchios
Taufe Christi, in welcher der eine, der zartere, mehr künstlerisch fein auf-
gefaßte knieende Engel vom jugendlichen Lionardo gemalt ist. Zu Vasaris
Zeiten war das noch wohl bekannt, und der Aretiner hat die Entstehungs-
geschichte dieses Engels auf die Nachwelt gebracht. Wiederholt bin ich
nach Besuchen in Florenz mit oder ohne Abbildung in die Liechtenstein-
Galerie gegangen, wo mir jedesmal der stilistische Zusammenhang des
Engels mit dem Bildnis klar wurde. Eine Zeitlang trat störend der Wider-
spruch Giovanni Morellis mit dem Hinweis auf Verrocchio in die Er-
örterungen ein (vgl. des älteren Habich Mitteilung in Lützows Kunstchronik,
Neue Folge, Bd. IV, Sp. 240, und Lermolieff: Kunstkritische Studien, Die
Galerie zu Berlin, S. 36 f.). Aber durch W. Bode wurde in seinen Arbeiten
über die Galerie Liechtenstein Lionardos Urheberschaft im Zusammenhang
 
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