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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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VIII. und IX. Lieferung (Dezember 1914, Kriegsheft)
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Frimmel, Theodor von: Bilderschicksale: Vortrag, gehalten zugunsten des Roten Kreuzes am 8. November 1914 in Wiener-Neudorf
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Das Gemälde von Fritz l'Allemand: nach der Schlacht
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0216

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teilnahmslos bleiben. Die Monna Lisa gehört ja zu den kostbarsten Bildern,
die der Louvre besitzt.
Es ist ziemlich sicher vom weltberühmten Künstler unmittelbar in die
Hände des französischen Königs Franz 1. übergegangen und ununter-
brochen in königlich französischem und dann in nationahranzösischem Be-
sitz geblieben, bis es im August 1911 von einem Dekorateur und Maler
und nebstbei geschicktem Entwender von Kunstsachen, der im Louvre be-
schäftigt war, aus der Salle carree der Louvregalerie entwendet wurde.
Der Dieb versteckte das Bild bei sich in Paris und versuchte es dann,
gegen Ende des vorigen Jahres (1913) den Schatz in Italien zu verkaufen.
Dort erkannte man aber nach dem Aussehen des Bildes und nach der
Vergleichung mit der großen Photographie der Monna Lisa im Louvre
ganz sicher, daß es sich um das gestohlene Bild aus Paris handle.
Der Dieb wurde in Florenz festgenommen. Das wieder gewonnene
Bild kam in Florenz, Rom und Mailand zur Ausstellung unter ungeheurem
Andrang, so daß z. B. bei Gelegenheit der Mailänder Schaustellung nicht
weniger als 40 ohnmächtige Frauen hinausgetragen werden mußten. [Nach
Zeitungsberichten.] Am letzten Dezember 1913 nachmittag oder in der
Silvesternacht hielt die Monna Fisa wieder ihren Einzug in Paris. Gegen-
wärtig soll das kostbare Bild in einer Stahlkiste gut verborgen sein,
geschützt vor deutschen Bomben. Nach anderen Nachrichten sei es schon
seit Wochen (ungefähr seitdem die französische Regierung aus Paris aus-
gewandert ist) in ein sicheres Provinzmuseum geschafft worden. Die Sache
läßt sich begreiflicherweise jetzt nicht überprüfen.
Was über die Schicksale einiger Wertbilder heute vorgebracht wurde,
mag Ihnen, verehrte Anwesende, wohl andeuten, wie es Bildern überhaupt
ergeht, wie sie in die Welt hinausgehen, wie sie dort behandelt und
herumgeschoben werden, bis sie entweder nach und nach physisch zer-
fallen oder von einem vorzeitigen, gewaltsamen Ende ereilt werden.
Dr. Theodor v. Frimmel.
Den Schluß des Vortrages bildete die Danksagung an die Förderer
der Sache, besonders an die Gemeinde und Schule in Wiener-Neudorf
und an die Besucher des Vortrages, die durch ihr opferwilliges Erscheinen
dem Roten Kreuz eine neue Förderung haben zukommen lassen.

DAS GEMÄFDE VON FRITZ DAFLEMAND: NACH DER SCHLACHT.
Darstellungen von Schlachtfeldern, kriegerischen Ereignissen und von
allem, was mit der Kriegskunst zusammenhängt, fesseln gerade jetzt unsere
Aufmerksamkeit ganz besonders, und ich brauche es kaum zu betonen,
daß ich L'Allemands Bild: »Nach der Schlacht« vorher niemals mit so
viel Teilnahme betrachtet habe als eben in diesen Kriegsmonaten. Eine
Veröffentlichung des Gemäldes, das bisher so gut wie unbekannt ge-
blieben ist, bedarf also kaum einer besonderen Erklärung oder gar Ent-
schuldigung.
Eine Abbildung auf Tafel LXH unterrichtet über die Anordnung und
Lichtverteilung. Der äußerste Vordergrund ist eben vom abendlichen
 
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