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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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VIII. und IX. Lieferung (Dezember 1914, Kriegsheft)
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Das Gemälde von Fritz l'Allemand: nach der Schlacht
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0217

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205

Schatten erreicht worden. Der zerstampfte Grasboden breitet sich in
düsterer braungrüner Gesamttärbung vor uns aus. Der hingestreckte
Krieger aus dem Regiment der Chevaux iegers bringt durch die Uniform
dunkelstes und helleres B!au herein. Der warme Schein der sinkenden
Sonne, der über die mitteren Gründe und die Ferne ausgegossen ist,
erreicht noch das Pferd, das eben aufspringen will. Überdies bemerke
ich beschreibend, daß die mäßig große Leinwand rechts unten des Künstiers
Namen »F. f'Ahemand« und ganz nahe dabei die Jahreszahl 1847 trägt,
und zwar in iateinischer Pinseikursive von dunkier Färbung. Die Schiinge
des <7 weit und fiach zurückgezogen und dann im Bogen nach abwärts
geieitet, nicht unähniich dem Deieaturzeichen der Buchdruckereien. (Breite
95 r//z, Höhe 78*2 r/?z.)
In bezug auf die Verkürzung ist die Zeichnung des gefailenen Reiters
gewiß nicht einwandfrei. Doch sieht man sonst, auch in der Auffassung
des Pferdes und seiner Formen, daß immerhin ein reifes Können dem
Maier die Hand geführt hat.
Der Hauptwert des Biides scheint mir in der Stimmung zu iiegen, die
etwas Versöhniiches, Beruhigendes an sich hat. Der Abend stimmt natur-
gemäß die meisten Menschen etwas weicher, und was sonst dargesteiit ist,
paßt auch voiikommen zum hereinbrechenden Abend. Ein großer Kampf
ist überstanden. Darauf deuten die brennenden Gebäude in der Ferne
und die Leichen auf dem weiten Feide. Der Feind ist geschiagen. Bieich,
iebios iiegt ein wackerer Kämpfer auf dem rauhen Grunde. Das Regiment
wird wieder gesammelt. So muß man doch den Trompeter zu Pferd
gegen rechts in mäßiger Ferne deuten, der ohne Zweifel das Zeichen laut
in die Ebene hinaus bläst. Das verwundete Pferd scheint den bekannten
Ruf zu verstehen und will sich aufrichten. Diesen Moment hat der Künstler
so vorzüglich charakterisiert, daß man den Vorgang nicht mißdeuten kann.
Im Artikel L'AHemand des Constant von Wurzbachschen Biographi-
schen Lexikons wird an einer Stelle, die in der zeitlichen Reihenfolge un-
gefähr dem Jahr 1847, dem Entstehungsjahr des Bildes, entspricht, folgen-
des Werk erwähnt: »Des Reiters Pferd auf dem Schlachtfelde.« Damit
kann kaum ein anderes Bild gemeint sein als das oben beschriebene. So
wie so steht es fest, daß der abgebildete Fritz L'AHemand 1847 vollendet
worden ist, was aus der Künstlerinschrift erhellt.
Sogleich 1847 kam L'Allemands Gemälde in die Ausstellung der
Akademie der bildenden Künste in Wien. Im Katalog, der den nach-
schleppend schwerfälligen Titel führt: »Verzeichnis der in gehöriger Zeit
eingelangten Werke der Kunstausstellung, welche die österreichische kaiser-
liche Akademie der vereinigten bildenden Künste im Jahre 1847 veran-
staltet hat«, wird es als Nr. 382 verzeichnet und mit der Überschrift: »Der
Heimruf nach der Schlacht. Von Fritz L'AHemand«, dem Maler, der da-
mals in »Mariahilf Nr. 150« wohnte. Der Verkaufspreis wird mit 450 fl.
angegeben. Aus dem weiteren Zusammenhang läßt sich schließen, daß
der alte Kunstverein der Käufer war. Denn 1849 war das Bild mit vielen
anderen in die Verlosungsreihe des alten Kunstvereins in Wien aufgenommen.
Damals kam es als Gewinst in den Besitz meines Vaters, der damals in
Gresten herrschaftlicher Verwalter war. Mit meinem Vater wanderte es
später nach Amstetten, nach Klosterneuburg, nach Laa a. d. Thaya, nach
 
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