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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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IV. Lieferung (Dezember 1913)
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Bemerkungen über Jan Carel Vierpeyl
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0105

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BEMERKUNGEN ÜBER JAN CAREL VIERPEYL.
Unter den Gesellschaftsmalern Antwerpens aus dem 18.Jahrhundert
waren vorzügüche Künstler. Manche davon sind oft genannt und weit
bekannt wie die Horemans und Balthasar van den Bossche; andere sind
so gut wie vergessen: das wären die Maler Hendrick Goovaerts, der
Lambrechts, die zwei van der Voordt und Jan Carel Vierpeyl.
ln früheren Jahren habe ich gelegentlich Werke von einem oder dem an-
deren dieser Künstler veröffentlicht, die durch geschickte Zeichnung, gute
Modellierung und Anordnung, sowie zumeist durch frische Erfindung aus-
gezeichnet sind. Ein J. v. d. Voordt, ein solcher befindet sich im Besitz-
des Ehepaars Matsvanszky in Wien, gehört heute schon zu den größten
Seltenheiten. Von Jan Carel Vierpeyl sind zwei signierte Bilder im
Hermannstädter Museum gleichfalls als höchst wertvolle Überbleibsel der
Antwerpener Gesellschaftsmalerei anzusehen. Sie werden anbei abgebildet
u. zw. als Anregung, dem tüchtigen Meister weiterhin in versteckten Samm-
lungen nachzugehen. Ohne Zweifel sind noch genug verkannte Werke
Vierpeyls aufzufinden, die dann eine weitere Vervollkommnung unserer
Kenntnisse von der angedeuteten Künstlergruppe vermitteln könnten.
ln alten Verzeichnissen wurde bisher nicht allzuviel von und über
unsern Vierpeyl gefunden. Ich möchte auf 6 Bilder des Vierpeyl auf-
merksam machen, die 1720 im Nachlaß des Herrn Geeraert van den Dör-
pen zu Antwerpen vorgefunden wurden (Nach V. d. Branden: Antwerp.
Archievenblaad XXII. S. 104). Leider werden in der angeführten Quelle
die Darstellungen nicht genannt.
Längst benützt ist der Hinweis auf einen Vierpeyl in einer Brüsseler
Versteigerung von 1738 (nach Hoet's Katalogsammlung 1. S. 527). Ein
Werk unseres Künstlers wird da beschrieben als »Een Nimphe verbeeldende
Bellona met Oorlogs Getuyg, op Köper, door Vierpeyl, h 1 ' 2'/2 " , br.
1U/-W und brachte 17 Gulden ein, was damals, 1738, ein ganz netter
Preis war.
Ein Bild, das ich nur aus einer Fußnote in den »Liggeren« kenne,
wäre nach jener Erwähnung im Chor der Sankta Dimphna-Kirche in Gheel
zu finden. Es soll darstellen das Ausgraben der Sarkophage von Dimphna
und Gerebernus. Die »Liggeren« weisen dabei hin auf P.D.Kuyl: »Gheel,
vermaerd door den eerdienst der heilige Dimphna«, 133.
Kramm's Lexikon nennt auch ein Bild von Vierpeyl, das eine Schmiede
darstellte, eine Innenansicht mit eigenartigem Beiwerk.
ln Naglers Lexikon wird ein Gesellschaftsbild von 1714 im Kabinet
Dufresne erwähnt.
Genau bekannt sind mir zwei Bilder in Hermannstadt, die ich
schon vor Jahren in meinen Galeriestudien beschrieben habe und die in
neuester Zeit auch in Alfred von Wurzbachs Künstlerlexikon erwähnt sind.
Nach den Bildern in Hermannstadt konnte ich vor langer Zeit zwei
angebliche Balt. v. d. Bossche im Kölner Museum auf Vierpeyl beziehen.
Diese Bilder, die im neuesten Katalog auf S. 212 f beschrieben sind
(Nr. 639 und 640, früher 674 und 675), befinden sich jetzt nicht mehr in
den Galerieräumen. Ich konnte meine alte Diagnose neuerlich noch nicht
überprüfen.
 
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