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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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V. und VI. Lieferung (Mai 1914)
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Untersuchung von Holzarten der Malbretter
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0127

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UNTERSUCHUNG VON HOLZARTEN DER MALBRETTER.
Für die Gemäldekunde ist es von nicht zu unterschätzender Be-
deutung, die Materialien genau zu kennen, aus denen ein zu studierendes
Bild besteht. Im allgemeinen ist z. B. festzustellen, ob ein Bild auf Lein-
wand, Holz oder Stein gemalt ist. Es wird aber auch zahlreiche Fälle geben,
in denen eine genauere Charakterisierung des Materials von großem Wert
erscheint. Dies trifft z. B. auf die Fälle zu, in denen es sich um Gemälde
auf Holz handelt.
Aufgabe der folgenden Zeilen soll es nun sein, die Art, wie und
woran man Hölzer erkennt, zu erläutern.
Da ist es nun das Nächstliegende, zu versuchen, mit freiem Auge ge-
gewisse Merkmale zu studieren, um auf diese Art Anhaltspunkte oder
eventuell gleich ein Resultat zu erhalten.
Die Farbe des Holzes ist ein wichtiges und unschwer zu konsta-
tierendes Merkmal. Wenn auch die beigegebenen Abbildungen ausgewählter
Hölzer nicht die Farbe derselben als solche wiedergeben, so geht doch
beispielsweise aus dem Vergleiche der Abbildung des italienischen Pappel-
holzes mit der des Walnußholzes hervor, daß das Pappelholz ganz hell,
fast weiß gefärbt ist, während Walnußholz eine dunkelbraune Färbung be-
sitzt. Abb. 8 und 9. Lärchenholz hat ebenso wie das der Rotföhre eine
rötliche Färbung, Tannen- und Fichtenholz sind hellgelb gefärbt usf.
Es gibt aber noch andere Kriterien, die zur Erkennung von Hölzern
mit freiem Auge brauchbar sind, und um diese zu erläutern, sei einmal
der Aufbau eines Baumstammes kurz beschrieben. Es sei an das Aussehen
eines frisch gefällten Waldbaumes, das ja jedem geläufig ist, angeknüpft.
Die frische Schnittfläche eines solchen Baumstumpfes zeigt von außen nach
innen folgende Teile: zunächst die Borke, das sind jene mehr oder weniger
großen, leicht abfallenden Teile des Baumstammes, die die äußerste Um-
hüllung desselben darstellen, wir wollen uns damit, weil nicht zum Holze
gehörig, nicht weiter beschäftigen: nun folgt die nicht sehr umfangreiche
Schicht der Gewebe, die wir mit dem Namen Rinde zusammenfassen und
die uns in dem gegebenen Zusammenhänge auch nicht interessiert; dann
folgt der Holzkörper. Dieser läßt zunächst zwei Teile unterscheiden, einen
inneren, den sogenannten »Kern«, und einen äußeren, den sogenannten
»Splint«. Ganz allgemein gesagt, hat der Holzkörper des Stammes für den
lebenden Baum folgende Bedeutung: 1. die mechanische Grundlage für
die Baumkrone zu bilden, er dient also der Festigkeit; 2. die Leitung des
von den Wurzeln aufgenommenen Wassers zu den Blättern zu besorgen;
3. im Winter die Reservestoffe zu speichern, die beim Austreiben der
Knospen im Frühjahre wieder Verwendung finden. Bei ganz jungen noch
dünnen Stämmen dient die Gesamtmenge des Holzes diesen Funktionen;
wird der Stamm älter und dicker, dann sterben im selben Maße, als all-
jährlich außen neue Holzlagen Zuwachsen, im Zentrum die innersten, also
ältesten Holzpartien ab und werden funktionslos. Zugleich mit diesem Ab-
sterben des innersten Holzes geht auch eine äußerlich wahrnehmbare Ver-
änderung mit demselben vor, indem dieser innere Teil oder der »Kern«
sich dunkler färbt als der äußere noch lebende, der »Splint«. Wenn früher
beispielsweise gesagt wurde, daß das Holz der Rotföhre und Lärche eine
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