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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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Frimmel, Theodor von: Die vier apokalyptischen Reiter in der Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts
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Die Bilder des N. M. Rossi in der gräflich Harrachschen Galerie
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0244

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Im Frühling desselben Jahres lernte man in der Jahresausstellung des
Wiener Künstlerhauses eine vorzügliche Radierung von Ferd. Gold kennen,
die aut Tafel LXV1H abgebildet wird, und zwar in einem der ersten Zustände.
Das Blatt ist 1913 entstanden. Gegenwärtig überarbeitet der Künstler die
Platte. Sogleich wieder im Oktober 1914 brachte „Die Kunst für Alle" eine
Nachbildung der trefflichen Erfindung von Alois Kolb, die den vier Luft-
reitern eine Geschwindigkeit zu verleihen weiß, wie sie nur im Zeitalter der
Aviatik denkbar ist, in welchem man die eiligste Bewegung von weit über-
menschlichen Gewichten durch die Lüfte kennen gelernt hat.
Während ich diese Studie für den Druck vorbereite, kommt mir die
neueste Darstellung der vier apokalyptischen Reiter zu Gesicht, die mir zu einem
nahezu heiteren Abschluß verhilft. ln der humoristischen Wochenschrift „Die
Muskete" vom 22. April 1915 sieht man in einer Zeichnung von K. A. Wilke
die vier bekannten Reiter durch die Lüfte eilen. Vorne aber auf der Erde
trabt ein fünfter Reiter, der eindringlich als Wucher gekennzeichnet ist und
den davoneilenden vier anderen Reitern zuruft: „Halt, laßt mich mit, ich
bin mindestens so gefährlich wie ihr!"
Man kann darauf gespannt sein, wie sich die Darstellungen der apo-
kalyptischen Reiter künftig noch weiter entwickeln werden.
Dr. Th. v. Lrimmel.

DIE BILDER DES N. M. ROSS! IN DER GRÄFLICH HARRACHSCHEN
GALERIE.
Das neue Verzeichnis der gräflich Harrachschen Galerie ist in weit-
gehender Weise vorbereitet. Dessen Verfasser, Herr Galeriedirektor
Dr. Jos. Dernjad, hat die Freundlichkeit, einen Abschnitt aus der Hand-
schrift des Verzeichnisses in den »Studien und Skizzen« abdrucken zu lassen.
Es sind die folgenden Mitteilungen, die vermutlich im Katalog selbst nur in
gekürzter Form erscheinen werden. (D. H.)
Rossi. Niccolo Maria Rossi. Neapolitanische Schule.
Schüler des Luca Giordano und des Francesco Solimena, Onkel und
Lehrer des Tiermalers Domenico Brandi. Tätig in der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts in Neapel und in Wien, wo er im Palais Roffrano, Jetzt
Auersperg, größere Gemälde und außerdem Porträte vieler Mitglieder des
Hofstaates, darunter das des »Gran Cavaliere«, Grafen von Zinzendorr, malte.
Vgl. Bernardo de Dominici, Vite de pittori, scultori ed architetti Napolitani,
IV, 36, 190, 273 e 370 fgg.
Zu dem ersten der drei Kolossalbilder scheint das von Leonardo
Coccorante (gegenwärtig im Durchgang zwischen dem Salon und der
Bibliothek) in irgendeiner Beziehung zu stehen. Vielleicht ein Schüler Rossis
und ebenfalls in der Gunst des Vizekönigs. »A richieste de vary signori
forestieri ha fatto quadri bellissimi, che sono andati a diversi palazzi«
(Dominici).
Vielleicht hatten seine Arbeiten für das Palais Roffrano einiges Aufsehen
erregt und war es wohl eher diesen als den »variecose', die er nach seiner
Rückkehr von Wien gemalt hatte, zuzuschreiben, daß, wie Dominici
a. a. O. erzählt, Graf Thomas Alois Raimund, der mittlerweile Vizekönig
von Neapel geworden (»Conte di Harac«), zwei kolossale Deckengemälde
 
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