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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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III. Lieferung (September 1913)
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Die Sammlung Peltzer in Köln: (Bildnisse, Sittenbilder, religiöse Darstellungen, Allegorien, Landschaften, Architekturbilder, Stilleben, Tierbilder)
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Drey, Paul: Der Meister W. S. mit dem Malteserkreuz
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0086

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fürs Bildersfudium, wenn recht viele öffentiiche Galerien die Lücken in
ihren Beständen mit Bildern aus der Galerie Peltzer ausfüllen würden.
Nun, man wird sehen, wie die Würfel fallen. Frimmel.

DER MEISTER W. S. MIT DEM MALTESERKREUZT)
Von Dr. Paul Drey.
ln Band 1, Heft 5 der »Blätter für Gemäldekunde« und im VH. Band,
Heft 6 der gleichen Zeitschrift finden sich fünf Bilder eines anscheinend
westdeutschen Meisters beschrieben, der dort nach Bezeichnungen, die
seine Bilder tragen, »Meister vom Malteserkreuz« und »Meister W. S.« ge-
nannt ist.**) Vier dieser Gemälde sind im Museum zu Nancy; sie tragen
die Jahrzahlen L515,1521,1523 und 1536, die beiden ersterwähnten sind mit
den Buchstaben »W. S.« signiert. Das fünfte Bild — ehemals in der Samm-
lung Lippmann, 1905 im Wiener Kunsthandel — ist 1526 datiert. Auf
allen diesen Bildern ist ein Malteserkreuz zu finden.
Bereits in diesen beiden Mitteilungen ist kurz auf ein weiteres Bild
von der gleichen Hand im Museum zu Kolmar hingewiesen. Die liebens-
würdige Auskunft des dortigen Museumsleiters, Herrn Waeg, setzt mich in
den Stand, eine Beschreibung des Kolmarer Bildes zu bringen. Überdies
wurde mir ein sehr interessantes siebentes Bild unseres Meisters bekannt,
das die sämtlichen Bezeichnungen seiner anderen Werke aufweist und aus
der Zeit seiner künstlerischen Vollreife stammt.
Das Kolmarer Bild zunächst ist in den Katalog des Museums nicht
eingetragen, ln »Kunst und Altertum in Elsaß-Lothringen« (Band 11, S. 381)
ist es von Prof. F.X. Kraus in folgender Weise beschrieben: »Holztafel
(ohne Nummer, Höhe 0*99 /?z, Breite 0*82 /?z); heiliger Johannes der
Evangelist den vergifteten Kelch segnend, den ihm ein Jude in Begleitung
von fünf anderen Personen anbietet; hinter dem Apostel zwei liegende Körper
(Leichen?), Seelandschaft***); auf einer Architektur 1519.« Herrn Direktor
Waeg verdanke ich die ergänzenden Mitteilungen, daß sich dieses Datum
auf dem Socke! einer zerbrochenen Säule in der Mitte des Bildes findet.
Ein Monogramm oder eine Signatur ist nicht vorhanden, dagegen zeigt
die Rückseite das Malteserkreuz in der Größe der ganzen Tafel. Die Her-
kunft ist unbekannt; Herr Direktor Waeg vermutet, daß es aus einer
Johanniter-Komturei des Ober-Elaß herstammt. Seiner Ansicht nach hat
das Bild »gewisse Eigenschaften, ohne jedoch an sich hervorragend zu
sein«.

*) Im Herbst 1912 sah ich bei A. S. Drey in München das bemerkenswerte Biid
des Meisters W. S. Ich bat Herrn Dr. Pau) Drey um eine wissenschaftliche Besprechung,
die ich nun den Lesern meines Blattes vorlege. Der Herausgeber. (Abb. auf Taf. XXXII).
**) Der Katalog der »Gemälde atter Meister aus Wiener Privatbesitz ausgestellt
im österreichischen Museum August bis November 1871« nennt den Künstler Meister
A. O. (anno) 1526 (siehe Blätter für Gemäldekunde, I. Bd., S. 89. Fußnote). Der er-
wähnte Aufsatz in Heft 6, Band VII deutet auf die ParaHele der Signatur »W. S.< mit
Wolf Striegel in Augsburg hin, ohne daß ich mich dieser Hypothese anschtießen möchte.
***) Dieser See nimmt den Hintergrund ein; die Personen im Vordergrund des
Bildes sind dicht von Bäumen umgeben.
 
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