Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

DOI issue:
II. Lieferung (Juni 1913)
DOI article:
Fortschritte und Rückschritte im Galerienwesen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0046

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
36

und A. H. Church: »The chemistry of paints and painting«, 3. Auflage,
S. 53. Verstreute Stehen in den Arbeiten von Eibner und H. Ludwig.) Die
Verschiedenheit in den Angaben ist nicht so wesenthch, daß der Unter-
schied zwischen ieicht löslichen und widerstandsfähigen Farben nicht auf-
recht bleiben könnte. Gewöhnlich wird die verhältnismäßige Menge des
Bindemittels, das man zum Anreiben der Ölfarben benötigt, nur für Rück-
schlüsse auf das langsamere oder schnellere Trocknen herangezogen. Es
sei nun recht eindringlich darauf hingewiesen, daß die Pigmente mit
viel Bindemittel, also besonders die Lasurfarben, nicht nur langsamer
trocknen (falls ihnen kein besonderes Trockenmittel beigemischt sein sollte),
sondern auch sich beim Reinigen mit Putzwasser viel empfindlicher
zeigen, als die schnell trocknenden Pigmente mit wenig Bindemittel.
Was das Bilderputzen in der neuen Ära des Galeriewesens betrifft,
so hatte es bisher bei vorsichtiger Handhabung manche gute Ergebnisse.
Alte Krusten wurden von manchen Bildern entfernt, wodurch ab und zu
eine Signatur zum Vorschein kam und klarer Einblick in den Zustand der
alten Malerei zu gewinnen war. Weder der Genießende, noch der For-
schende will ja die braun gewordenen Firnisse und die Übermalungen vor
sich haben, sondern das Gemälde selbst, gut oder schlecht erhalten, wie
es eben auf uns gekommen ist. Ich halte es für einen Gewinn, wenn statt
des Getüpfels eines Palmaroli und seiner Schüler, statt der feinen und
groben Tunken vieler anderer Bilderverbesserer nunmehr schonungslos
gezeigt wird, daß alte Bilder nicht mehr jung sind, daß ihnen die Zeiten
oft böse mitgespielt haben. Wie manche Venus, oder lo, läßt erkennen,
daß sie mit der Zeit hautkrank geworden ist. Wie manche Landschaft ist
vom »goldigen^ Ton des alten Firnisses zur kühleren Färbung der eigent-
lichen Malerei zurückgekehrt. Besser ist das jedenfalls, als wenn doch immer
wieder neue Farbe aufgestrichen wird, die ja doch das alte Kunstwerk nicht
mehr jung machen kann. Derlei Grundsätze waren gewiß auch bei den
massenhaften Restaurierungen maßgebend, die in Wien vor kurzem vor-
genommen worden sind, und zwar aus Anlaß einer eingreifenden Um-
stellung der Bilder in der kaiserlichen Galerie. Dabei sind einige be-
merkenswerte, auch weniger bedeutende Bilder aus dem Vorrat hervor-
gesucht und andere aus der früheren Aufstellung vorläufig bei Seite gestellt
worden. Unter den hervorgesuchten befinden sich auch solche, die man
seit den Zeiten der Aufstellung im Belvedere stark vermißt hat, wie z. B.
die Auferstehung Christi (Nr. 260 a), die man ehemals Giorgione nannte,
die jetzt als brescianische Malerei verzeichnet wird und sich vermutlich als
Werk des venezianischen Malers Domenico Caprioli (1494—1528) heraus-
steilen wird. Manche alte, sehr alte Bekannte aus allen früheren Aufstellungen
werden indes nicht so mühelos wieder gefunden. Unser Raffael: Die Ma-
donna im Grünen, ist in einem Nebenraum, gerade dem Fenster gegen-
über zu suchen, so ungünstig als nur möglich untergebracht. Denn das
Spiegelglas davor vereitelt jeden Genuß und hindert jedes Studium. Ich
erfreue mich an meinen alten Erinnerungen und Notizen aus dem Belvedere,
als das Bild noch gut zu sehen und leicht zu studieren war. Das beste
Licht und einen der besten Plätze in den neu geordneten Sälen hat ein
verhältnismäßig geringes Bild der Florentiner Schule erhalten (Nr. 98 a), das
zu den wieder hervorgeholten gehört. Die neue Aufstellung kämpft be-
 
Annotationen