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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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II. Lieferung (Juni 1913)
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Aus Büchern und Zeitschriften
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0057

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stellt sich in der Mehrzahl der Fälle die Sachlage recht verändert dar. Man
stößt auf Werke, die schlechthin eine Überraschung bedeuten. Man lernt
Qualitäten kennen, die denn doch etwas mehr als bloß historische Bedeu-
tung in der Entwicklungsgeschichte der Kunst besitzen. Ähnlich stand es
bisher mit dem Maler Hans von Aachen, dem Peltzer eine überaus
sorgfältige, eingehende und in allen Teilen gerecht abwägende Monographie
gewidmet hat. Peltzers mühevollen Forschungen ist es zu verdanken, daß
auch wir wieder diesem seinerzeit so hochgeschätzten Hofmaler zweier
Kaiser, Rudolf H. und Matthias, gerecht werden können. Nicht nur die Stil-
kritik, sondern auch in deren glücklichster Ergänzung eingehende For-
schungen in den zuständigen Archiven, deren Resultate Peltzer in Urkunden
des Anhanges mitteilt, haben das, was die vom Verfasser kurz angeführten
Quellen und literarischen Nachrichten bisher enthielten, erweitert und er-
gänzt. Manch Wertloses muß aus Aachens Oeuvre gestrichen, anderes,
überraschend Gutes, ihm wieder gegeben werden. Den Hauptabschnitten
über Leben und Werke folgt eine Charakteristik und ein Kapitel über die
Schule, ln den Beilagen wird neben den Urkunden ein ausführliches Ver-
zeichnis der erhaltenen Gemälde nach den Aufbewahrungsorten mit An-
gabe der Kopien und Nachstiche, sowie der beglaubigten, aber verschol-
lenen und der fälschlich zugeschriebenen Gemälde sowie der Hand-
zeichnungen gegeben. Zahlreiche gute Abbildungen erläutern überall die
prächtig ausgestattete Arbeit.
Der historische Teil ist besonders eingehend ausgefallen, was Peltzer
mit dem Hinweis auf die Bedeutung Aachens für die politische und die
Kulturgeschichte jener Zeiten rechtfertigt.
Wir folgen nun dem Entwicklungsgänge des Künstlers, wie ihn der
erste Abschnitt: Lehrjahre und Italienfahrt 1552 bis 1587, bringt.
Wie nachgewiesen wird, ist der erste unbekannt bleibende wallonische
Lehrer keinesfalls der recht rätselhafte Meister E. Yerrigh. Sicher aber sind
niederländische Einflüsse auf den Kölner Maler, ln Italien zog ihn Venedig
am stärksten und immer wieder an. Mit einem Seibstporträt soll er dort,
wo er für Morett kopieren mußte, wenigstens die Anerkennung des Nieder-
länders Caspar Rem errungen haben, wenn er auch vergebens bei ihm
um Aufnahme nachsuchte. Das in Wiener Privatbesitz (Dr. v. Jurie) befind-
liche Selbstporträt ist, wie wir erfahren, das früheste uns erhaltene Gemälde.
Um 1577 finden wir den Künstler bei Antonis Sandfort in Rom. Josef
Heintz, sein späterer enger Kollege, wird bei ihm Schüler. Peltzer macht
es wahrscheinlich, daß das erste in Rom für »il Gesu« gemalte Historien-
bild in einem Stiche E. Sadelers erhalten ist und erwähnt die vielfach vor-
kommenden Kopien. Es ist eine Geburt Christi gewesen. Die Komposition
ist mit ihrer erhöhten Bühne für die Erühzeit bezeichnend. Leider scheint
auch das von Mander erwähnte früheste realistische Sittenbild verschwunden
zu sein.
Von Rom geht es nach Florenz. Hier sind vor allem die von Manie-
rismus freien Porträts, Aachens Spezialität, zu erwähnen. Außer dem be-
glaubigten Bilivert (Corsini, Florenz) schreibt ihm Peltzer ein »nieder-
ländisches« Porträt der kaiserlichen Sekundärgalerie in Wien, das vielleicht
den Maler Toeput darstellt, das »Spranger« genannte Brustbild der Galerie
Nostitz zu Prag, sowie das bisher J. Bassano« genannte Porträt G. da
 
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