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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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III. Lieferung (September 1913)
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Die Sammlung Peltzer in Köln: (Bildnisse, Sittenbilder, religiöse Darstellungen, Allegorien, Landschaften, Architekturbilder, Stilleben, Tierbilder)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0069

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Van Dyck steht. A. Bredius steht es (in »Oud Holland«, Bd. XIV, S. 205)
a!s möglich hin, daß Hannemans Familienbild bei Peltzer dassetbe sei,
das den Freund des Hanneman, den Maier Cornelis Jansen van Ceuien
mit Frau und Söhnchen darsteht, ein Biid, von dem bei H. Waipoie in den
xAnecdotes of painting in Engiand« (S. 368) die Rede ist. Es ist auch in
A. v. Wurzbachs »Niederländischem Künstieriexikon« im Artike! Hanneman
erwähnt. Die Brediussche Vermutung überzeugt mich vohkommen. Sieht
doch das Biidnis des Corneiis Jansen, das bei Com. De Bie im Gulden-
Kabinett mitgeteiit wird, dem Herrn auf dem Peitzer-Biide so weit ähniich,
als es sein kann, wenn man die Zeit von etwa 20 bis 25 Jahren berück-
sichtigt, die zwischen der Entstehung beider Biidnisse hegen muß. Auf dem
Biide bei Peltzer ist der Dargestehte 25 bis 30 Jahre alt, auf der Abbildung
bei De Bie muß er etwa 50 Jahre alt sein. Die Jahreszahl der Darstellung
auf dem Familienbildnis wird ungefähr 1624 sein. Cornelis Jansen van
Ceuien ist 1593 geboren, heiratete 1622 und hatte aus dieser Ehe einen
Sohn, der in England geboren und erzogen wurde. Der Maler Hanneman
lebte und wirkte von etwa 1623 bis 1637 in England, wo er mit Cornelis
Jansen befreundet war. Zum mindesten läßt sich also feststellen, daß die
bekannten Jahreszahlen der Annahme, als sei Cornelis Jansen hier durch
Hanneman dargesteht, nicht widersprechen. Die Stilkritik weist recht ein-
dringlich auf Hanneman als Urheber des Bildes hin. (Siehe Taf. XV1H.)
Von Cornelis Jansen van Ceulens Auffassungsweise sind mehrere
Beispiele in der Galerie anzumerken. Am deutlichsten scheint mir diesen
geschickten und gesuchten Maler zu verraten: die lebensgroße Halbfigur
eines Geistlichen und die eines Herrn in einer gemalten Eorbeerkranz-
umrahmung. ln die Nähe gehört sicher auch das Damenbrustbild (alte
Peltzer Nummer*) 292).
Sehr beachtenswert ist das lebensgroße Brustbild eines Negers, das
dem Bartolomäus van der Heist zugeschrieben wird und das ich den
holländischen Kunstgelehrten zu besonderem Studium empfehlen kann.
Als vorzüglich sticht ein signierter Jacob Gerritz Cuyp von 1643
hervor, der durch das Abnehmen einer alten bräunlichen Eirniskruste sehr
gewonnen hat. Ich habe das Gemälde vor und nach der Reinigung gesehen.
Der geschätzte Dordrechter Bildnismaler hat einen Herrn von mittleren
Jahren im Brustbild dargestellt, in Dreiviertelwendung nach rechts. Blondes
Haar, ebensolcher Schnurrbart und Knebelbart, ln A. v. Wurzbachs »Nieder-
ländischem Künstlerlexikon« 1, S. 369 wird dieses Gemälde erwähnt, das
1886 in einer Versteigerung bei Heberle in Köln erworben worden ist.
Wie es mir schien, ist die Signatur alt und echt. Doch will ich nicht ver-
schweigen, daß mir eine enge Stilverwandtschaft mit H. Camerarius, einem
vorzüglichen Bildnismaler aufgefallen ist, von dem z. B. im Bonner Pro-
vinzialmuseum ein monogrammiertes Werk (durch A. Bredius als Camerarius
erkannt) zu bequemer Vergleichung bereit ist. Noch andere in Amsterdam,
Darmstadt und Naarden, welch' letztgenanntes mir nicht persönlich bekannt
ist. Als Jacob Gerritz Cuyp wäre das Bild bei Peltzer eine Art Wunder-
leistung, die über die gewöhnliche Stufe jenes Künstlers stark hinausreicht.
(Über den seltenen H. Camerarius geben Aufschluß die Lexika von

*) !m Folgenden bedeutet P. Nr. stets: alte Nummer in der Sammlung- Peltzer.
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