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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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III. Lieferung (September 1913)
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Die Sammlung Peltzer in Köln: (Bildnisse, Sittenbilder, religiöse Darstellungen, Allegorien, Landschaften, Architekturbilder, Stilleben, Tierbilder)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0074

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Vielleicht war es derse!be Sinnspruch, der auf dem Münchener Exemplar
vorkommt. Noch wi)t ich anmerken, daß die äiteste Beschreibung des
Rederykerbildes von Steen (bei K. Weyerman: »De Levensbeschryvingen«,
1719, hi, S. 363) nur von drei Personen spricht. Weyerman erwähnt
eine Art Wettstreit mit Frans v. Mieris, wer wohi am frühesten eine Lein-
wand von bestimmter Größe zum Biid machen könne. Steen nahm seine
Leinwand, auf der er drei Rederykers malte, die sich aus einem Lenster heraus-
lehnen, um auf einer Kermis zu singen (»drie Rederykere .. die uyt een
venster laagen te singen op een Boerenkermis«). Das Biid sei eine Art
Wunder von geistreicher Komposition und künstlerischem Schwung ge-
wesen. Das paßt alles zu dem Bilde bei Peltzer.
Das Münchener kleinere Exemplar ist so saiopp gemalt, daß man mit
der Annahme einer eigenhändigen Arbeit nicht recht weiter kommt und
an eine alte Kopie, höchstens eine flüchtige Wiederholung, glauben möchte.
Freilich kennt man Steens Ungleichmäßigkeit und Launenhaftigkeit. Ich meine
nicht etwa, das Münchener Bild sei nach dem Peltzerschen Exemplar kopiert
— die Unterschiede wurden ja aufgezeigt — aber man schreibt von einem
vierten angeblich vorzüglichen Exemplar im Kunsthandel. Ich kann dieses, da es
mir nicht zu Gesicht gekommen ist, nicht in die Erörterung mit einführen
und muß auf die bloße Möglichkeit hinweisen, daß das schwache Bild in
München nach dem vierten Exemplar kopiert wäre.
Durch Herrn Dr. R. A. Peltzer werde ich darauf hingewiesen, daß
Bredius annehmen möchte, Jan Steen hätte jenes Bild, das bei Gelegenheit
einer Wette mit Mieris entstanden ist (nach C. Weyerman), mehrmals wieder-
holt und zwar für jeden, der auf dem Bilde vorkommt. Wie es scheint,
waren aber nur drei Personen ursprünglich dargestellt, und der Exemplare,
die bekannt sind oder gelegentlich erwähnt werden, sind mehr.
Nach dem vermutlichen Alter von 30 bis 40 Jahren, in dem sich der
Maler selbst auf dem Bilde dargestellt hat, möchte man die Enstehungs-
zeit des Bildes um 1660 ansetzen. Steen ist 1626 geboren. Das lebens-
große Eigenbildnis Steens im Ryksmuseum zu Amsterdam fällt ungefähr
in dieselbe Zeit. Es kann also kein Bedenken erregen, daß Steen neben
so vielen Bildern mit kleineren Figuren damals auch eines mit annähernd
lebensgroßen Gestalten gemalt hat. Das deutet auf einen beabsichtigten
Gegensatz zu F. Mieris mit seinen kleinen, feinen Bildern. Steen hat nur
in seiner Frühzeit die zarte Technik der Leydener Feinmalerei mitgemacht.
Sein lebhaftes Temperament zog ihn bald zu einer flotteren Pinselführung hin.
Der Steen gehört zu den lustigsten Bildern der Sammlung. Er ist
am besten charakterisiert, am klarsten erzählt. Bei ganzen Reihen anderer
Sittenbilder hat der Beschauer kaum eine Ahnung davon, was in den
Köpfen der Dargestellten Vorgehen mag. Oft liegt die Charakteristik mehr in
der Umgebung der Figuren, als in ihren Mienen. So ist es überhaupt bei
vielen holländischen Gesellschaftsbildern, deren psychologischer Gehalt
gewöhnlich recht dürftig ist. Und doch schätzen wir sie ihrer hohen
malerischen Werte wegen. Einige Proben solcher Bilder sind auch in der
Sammlung Peltzer vorhanden. EinWachstubenbild von Antoni Pal amedesz
steht vielleicht oben an. Es ist trefflich erhalten und für den Meister charakte-
ristisch. Im ganzen mehr farbig als die Gruppe der Palamedesz, J. A. Duck
usf. ist ein Gesellschaftsbild mit der Signatur H. Doncker. Beachtenswert,
 
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