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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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III. Lieferung (September 1913)
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Die Sammlung Peltzer in Köln: (Bildnisse, Sittenbilder, religiöse Darstellungen, Allegorien, Landschaften, Architekturbilder, Stilleben, Tierbilder)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0078

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Künstlers denken. Das Bessere ist der Feind des Outen. !n der Sammlung*
Wedells zu Hamburg befindet sich ein Exemplar derselben Komposition,
das dem vorliegenden an Güte ein wenig überlegen ist. Das Exemplar
bei Peltzer ist ja sicher keine neue Kopie nach dem Bilde bei Wedells,
aber es dürfte doch nicht das Original sein, sondern eine alte Wieder-
holung. Ich hatte Gelegenheit das Bild der Sammlung Wedells kurz nach
dem Studium des Peltzerbildes zu sehen. Dann konnte ich nochmals das
Peltzerbild vergleichen. Bei aller Frische der Ausführung des Exemplares
in der Sammlung Peltzer gibt es daran einige Einzelheiten, die darauf
schließen lassen, es sei erst nach dem Exemplar Wedells entstanden. Man
vergleiche den Mittelsatz ohne Feigenblatt (um frei nach H. Heine zu um-
schreiben) beim Jesuskind in beiden Bildern. Im Bild bei Wedells eine
geschickte Verhüllung durch eine weiße Falte, im Bild bei Peltzer eine
ziemlich unbeholfene Änderung ins Realistische.
Weniger ängstlich bin ich mit der Benennung Van Dyck bei dem
Studienkopf eines aufblickenden Jünglings (P. N. 49), der sicher nicht nach
einem älteren Bilde kopiert, sondern nach der Natur flott auf die Fläche
gebracht ist, um ihn in einem religiösen Bilde wieder zu benützen. Köpfe,
wie der des Johannes auf der »Beweinung Christi« im Kaiser Friedrich-
Museum zu Berlin (Nr. 778) mögen durch die vorliegende Studie beein-
flußt sein. Eine strichgetreue Aufnahme in ein großes Bild ist bei dem
fein beweglichen Künstler nicht zu erwarten, ln maltechnischer Beziehung
ist diese Skizze ganz durchsichtig. Auf der hellen Grundierung ist in
kühnen Zügen braun untertuscht. Dann folgten die Farben (der Rock
zinnoberig rot, der Überwurf dunkelbräunlich mit grauen dicken Strichen;
graue Halbtöne, keck und pastös aufgesetzte Lichter). Zwei Risse durch
das ganze alte Eichenbrett von oben bis unten stören wenig. Die Be-
weinung des heiligen Leichnams im Berliner Museum dürfte, wie es auch
der Katalog annimmt, von Van Dyck in der Zeit des zweiten Antwerpener
Aufenthaltes gemalt worden sein. Dem widerspricht wenigstens nicht, daß
auch eine vermutete Studie zu einer Figur im Bilde ganz in der bekannten
Antwerpener Technik des frühen 17. Jahrhunderts hergestellt ist. (Taf. XXIV.)
Ganz antwerpenisch in der Technik ist auch die Versuchung des
Heiligen Antonius von Frans Francken 11., ein Bild mit allerlei Spuk-
gestalten, das an die Bosch-Brueghelsche Überlieferung anknüpft und mit
ganz besonderem Feuer vorgetragen ist. Die Jahreszahl 1605 nach der
Signatur verweist das Bild in das Jahr, als dieser Francken Freimeister der
Antwerpener Gilde wurde. Die gelegentliche Anknüpfung des Francken
an Brueghel wird völlig klar in einer Neuverwertung der Brueghelschen
Studie mit dem feisten Mönch, der von der Fastenzeit gebissen wird (die
Studie befindet sich in Kopenhagen) durch den letzten Frans Franszoon
Francken. Diese Neubearbeitung war vor einiger Zeit bei Gilhofer und
Ranschburg in Wien.
ln jedem Pinselstrich echt holländisch ist ein Cornelis Holsteyn
(P. N. 99), eines der Hauptbilder in der Galerie, eine Findung Mosis, die
in geschickter Weise auf einem großen Breitbild dargestellt ist. Das echte
Monogramm mit verschränktem H und C findet sich unten ungefähr in
der Mitte. (Abbildung auf Taf. XXV.) Dieses Gemälde von flüssigem freiem
Vortrag ist trefflich erhalten, wie die meisten Bilder der Sammlung.
 
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