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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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IV. Lieferung (Dezember 1913)
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Aus dem Semmeringgebiet, [1]: (das naturbild, die Besiedelung, Verkehrswege, alte malerische Ansichten)
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0109

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»IMP. CdES. AVO CAROLO
AVSTR1.... D. LEOPOL
D1AVG. F.... HVN. RE
GE PEP . . MVRVS&PONS-EX
TRVCTVS EST. AN. IMP:
XVH. ^R.EXTi
MDCCXXVHI«.
Das hieße also mit Auflösung der Kürzungen: imperatore Caesare
Augusto Carolo, Austriae . .. duce, Leopoidi augusti filio . . et Hungariae
rege per (petuae memoriae?) murus et pons extructus est anno imperii
XVH. aerae Christi 1728. So iückenhaft die Lesung auch ist, so wird da-
durch doch festgesteht, daß die 'Brücke und die aiten Schutzmauern unter
Kaiser Kari Vh im Jahr 1728 hergesteht worden sind. Es war im 17. Jahr
seiner Regierung.
Die Märtenbrücke gehörte zur großen Straßenaniage, die unter Kar] VI.
an Stehe der verschiedenen alten Saumwege hergesteht worden ist und
deren Vohendung durch ein üppiges Denkmal auf dem Semmering-
satte) markiert wird. Auf der Westseite des Denkmals ist eine lange,
schwüistige iateinische Inschrift*) angebracht, die wohl mittelbar zu datie-
ren, aber nicht ausdrücklich mit einer Jahreszahl versehen ist. Die Inschrift
handelt von der Eröffnung der carolinischen Semmeringstraße. Der Stil
des ganzen Denkmals ist carolinisch und die Adler an den Ecken der Be-
krönung erinnern nicht wenig an die Bekrönung der Säulen vor der Karls-
kirche in Wien. Trotzdem heißt das Denkmal ziemlich allgemein »Erz-
herzog Johann-Denkmal«. Als solches figuriert es irrtümlicher Weise auch
auf den Ansichtskarten. Erzherzog Johann lebte doch um ein Jahrhundert
später. Oder es gilt als Grenzstein zwischen Niederösterreich und Steier-
mark. Der alte Grenzstein ist aber noch erhalten, ein unscheinbares
Monument, das einige Meter von dem großen Denkmal entfernt, zumeist
gänzlich übersehen wird und in einer wissenschaftlichen Publikation sogar
einmal totgesagt worden ist. Dieser Grenzstein trägt die Jahreszahl 1662
und ist im Wesentlichen noch gut erhalten. Doch ist er in neuester Zeit
durch Zäune verschiedener Art recht in die Enge geraten. Der unschein-
bare Grenzstein mit der Jahreszahl 1662 gibt zu denken. Deutet er doch
mit Bestimmtheit an, daß die vorcarolinischen Wege an jener Stelle den
Semmeringsattel überquert haben. Viele geschichtlich bedeutsame Persönlich-
keiten sind also vor Zeiten an jener Stelle vorübergekommen, wenn sie
von Wien nach dem Süden reisten. Auf Jahrhunderte zurück war es ja
freilich nicht die einzige Straße, die aus dem Wiener Becken in südlicher
Richtung herkam. Auch andere Wege sind bekannt Übrigens wird noch
mancher Meinungsaustausch nötig sein, ehe man Wegkarten für frühe
Zeiten in Bezug auf das Semmeringgebiet feststellen könnte. Manches ist
darüber veröffentlicht worden, und wie ich erfahre, hat man neue Studien über
die Geschichte der Semmeringgegenden zu erwarten. Ich will nicht vor-
greifen und gebe nur für Zeiten, die uns nahe liegen, eine kurze Chronik
des Baues der Verkehrswege im eigentlichen Semmeringgebiet. Ich ver-
D Sie ist voiiständig mitgeteitt bei A. Siiberhuber und J. Rab] im Führer auf den
Semmering.

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