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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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V. und VI. Lieferung (Mai 1914)
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Cornelis Poelenburg und seine Nachahmer, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0155

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nung Berghem aufgegeben wurde. 1722 galt es als Berghem. Die Stim-
mung des Deinen Stückes erinnerte mich iebhaft an die des Bitdchens bei
Hoschek in Prag. Die Landschaft ist merkiich schwächer a!s das Vieh.
Mit größerer Sicherheit, beziehungsweise mit mehr Zuversicht beziehe ich
ein weiteres Deines Bitd auf unseren W. v. Rysen. Es hängt in der Oaierie
Moitke zu Kopenhagen und wird dort dem B. Breenbergh zugeschrieben,
eine Benennung, die ohne Zweite! verfehlt ist. Der Katalog beschreibt es
folgendermaßen: »26. Ruines romaines oü un berger fait paitre son trou-
peau 8y," de haut, 11" de large.« Nicht nur der rosige, süßliche Oesamtton,
sondern auch manche Einzelheiten, wie die Ziegen links im Bilde, erinnerten
mich an das monogrammierte Stück der Sammlung Hoschek. Auch ist in
beiden Fällen die Schwäche der Perspektive nicht zu verkennen.
Eine ganz andere Komposition begegnete mir im verflossenen Winter
(1913 auf 1914) bei Friedrich Schwarz in Wien unter dem Namen De
Marne. Diese Landschaft mit einem Hirten gehört in dieselbe Bildergruppe
und wird mit freundlicher Erlaubnis des genannten Besitzers demnächst
abgebildet.
Meine Vermutung, die bei diesem Bildchen auf W. v. Rysens Urheber-
schaft hinzielt, stützt sich im allgemeinen auf die erinnerungsmäßige Ähn-
lichkeit der Palette, die auf diesem Bildchen und auf denen in Frankfurt
und bei Hoschek mir auffallend übereinzustimmen scheint, und .des be-
sonderen auf folgende Ähnlichkeiten: Die Hirtin rechts gegen vorn hat
eine Nase, die der oben erwähnten Form entspricht. Freilich, was nicht
zu übersehen ist, hat der Hirt klassizistisches Profil ohne die Knöpfchen-
nase. Die Behandlung der Bäume im Mittelgründe ist fast dieselbe wie
auf dem monogrammierten Bild in Cassel. Mit dem monogrammierten
Bildchen der Oaierie Hoschek hängt das Schwarzsche Bild zusammen
durch die analoge Behandlung des Felles an den Weidetieren.
Aus alten Inventaren ist, soweit ich sehe, keine große Ausbeute zu
gewinnen. Der »Warnier«, der in Hoets Katalogsammlung (1. Teil von 1752,
S. 524) vorkommf, ist vielleicht als Warnar van Rysen zu deuten, ln der
Sammlung Graf de Fraula von 1738 wird bei Hoet verzeichnet: »Een Mig-
niature verbeeldende het Huwelyk van Pastoor Fido, een schoon Ordo-
nantie, door Warnier h. 8 duimen, br. 12'/^ d.« Brachte 90, wie es
scheint, Oulden in Wechselgeld. Das war vielleicht eine Miniaturkopie nach
einem Bilde des Poelenburg, wie eines mit einer Darstellung aus Guarinis
Pastor fido aus der Berliner Oaierie allbekannt ist. Durch diesen Zusammen-
hang komme ich auf die Vermutung, daß Warnier in diesem Falle gleich-
zusetzen sei dem Warnar v. Rysen.
Möglicherweise ist auch W. H. Warnar gemeint, ein wenig bekannter
Maler, der in Wurzbachs Fexikon vorkommt.
ln der Wiener Oaierie Franz Jäger befand sich 1841 als Nr. 139
»Werner van Rysen: Ein Bacchanal«. (Vgl. Lexikon der Wiener Gemälde-
sammlungen.)
 
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