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gestrichen, so daß die Faserung des Brettes am trockenen Biide durch die
Farben hindurch wirkte.
Daneben erscheint die Benutzung von natürlichen Formen, wie sie im
Amethyst, Ruinenmarmor und ähnlichen Vorkommen, ais Spieierei, die
übrigens oft geistreich genug ausgeführt wurde.
Farbe und Bau des Floizes wurden in manchen Fähen durch neue
Meister für die Biidwirkung ausgenutzt, so in einem Fah für die Zimmer-
täfeiung im Biide durch Matthias Schmidt, für andere Wirkungen beispiels-
weise durch A. Romako und Hans Schwaiger (von Schwaiger, Studien
slowakischer Landleute; Schwaigerausstellung bei Miethke in Wien Nr. 43,
47, 53 und 55, ferner ein Schwaiger der Auktion Peßl, Wien 1900; von
A. Romako, Beispiele auf der Wiener Versteigerung bei der »Ente« im
Jahr 1900) und seither durch Emil Orlik.
Zu Mailand imCastellomuseum befindet sich ein Bild von Giuseppe
de Nittis, das für die künstlerische Wirkung das Holz als unüberzogenen
Malgrund frei läßt.
Wollte ich mich mit dem Aquarell in seinen vielen Abarten be-
schäftigen, so wäre dabei ein Hauptaugenmerk auf die Struktur und Farbe
des Papiers zu werfen, durch welche das Aussehen des fertigen Werkes in
geradezu bestimmender Weise beeinflußt wird.
Dann bei Zeichnungen im weitesten Sinn! Wie gleitet der Stift so
weich auf geglättetem weißen Marmor! Wie läßt sich so nett auf ebenem
polierten Ölgrund mit dem Pinsel zeichnen! Wie rauh werden Linien auf
groben Geweben!
Auf derlei Gedankenreihen muß hingewiesen werden, um die Be-
trachtung der materiellen Eigenschaften von Bildern vor dem beliebten, gar
billigen Vorwurf zu schützen, daß sie doch niemals das geistige Wesen der
Kunst verständlich machen könne. Ist auch gar nicht nötig. Denn vom
»geistigen« Wesen der Kunst, soweit man ihm überhaupt beikommen kann,
müssen eben andere Abschnitte der Gemäldekunde handeln. Und eines
ist sicher, daß alles Geistige in der Malerei nur durch materielle Mitte! aus-
gedrückt werden kann. Aber der Verbindungswege, die von der Betrachtung
der materiellen Beschaffenheit zum lebendigen Kunstschaffen von heute und
zur Beurteilung älterer Werke hinüberführen, sind so viele, daß die »Studien
und Skizzen« wohl einige Abschnitte dieser Sache widmen sollen. Der Maler
wird dadurch zum zweckdienlichen, sorgsamen Auswählen seiner Materialien
angeregt. An Beispielen aus der Vergangenheit wird vieles über Wirkung und
Haltbarkeit einzelner Stoffe und damit der Kunstwerke selbst zu lernen sein.
Wir gehen schichtenweise vor, in dem Sinn, wie die Schichten im
Gemälde aufeinander folgen, wenn es entsteht.
Man kann auf allem malen, was einigermaßen flach und fest ist. Für
bleibende Wirkungen aber empfehlen sich nur Unterlagen, die nach ihrer
physikalischen und chemischen Beschaffenheit eine große Haltbarkeit ver-
bürgen. Wer wollte auf eine nackte, leicht zerdrückbare Kreideplatte malen, die
schon von schwachen Säuren zersetzt wird, wer auf Baumrinde, die brüchig
ist, wer auf Goldschlägerpapier, das durch jeden starken Luftzug gefährdet
würde! Eine natürliche Auslese hat sich gebildet, und die meist haltbaren
Unterlagen, die noch dazu die billigsten sind, werden seit Jahrhunderten
bevorzugt.
gestrichen, so daß die Faserung des Brettes am trockenen Biide durch die
Farben hindurch wirkte.
Daneben erscheint die Benutzung von natürlichen Formen, wie sie im
Amethyst, Ruinenmarmor und ähnlichen Vorkommen, ais Spieierei, die
übrigens oft geistreich genug ausgeführt wurde.
Farbe und Bau des Floizes wurden in manchen Fähen durch neue
Meister für die Biidwirkung ausgenutzt, so in einem Fah für die Zimmer-
täfeiung im Biide durch Matthias Schmidt, für andere Wirkungen beispiels-
weise durch A. Romako und Hans Schwaiger (von Schwaiger, Studien
slowakischer Landleute; Schwaigerausstellung bei Miethke in Wien Nr. 43,
47, 53 und 55, ferner ein Schwaiger der Auktion Peßl, Wien 1900; von
A. Romako, Beispiele auf der Wiener Versteigerung bei der »Ente« im
Jahr 1900) und seither durch Emil Orlik.
Zu Mailand imCastellomuseum befindet sich ein Bild von Giuseppe
de Nittis, das für die künstlerische Wirkung das Holz als unüberzogenen
Malgrund frei läßt.
Wollte ich mich mit dem Aquarell in seinen vielen Abarten be-
schäftigen, so wäre dabei ein Hauptaugenmerk auf die Struktur und Farbe
des Papiers zu werfen, durch welche das Aussehen des fertigen Werkes in
geradezu bestimmender Weise beeinflußt wird.
Dann bei Zeichnungen im weitesten Sinn! Wie gleitet der Stift so
weich auf geglättetem weißen Marmor! Wie läßt sich so nett auf ebenem
polierten Ölgrund mit dem Pinsel zeichnen! Wie rauh werden Linien auf
groben Geweben!
Auf derlei Gedankenreihen muß hingewiesen werden, um die Be-
trachtung der materiellen Eigenschaften von Bildern vor dem beliebten, gar
billigen Vorwurf zu schützen, daß sie doch niemals das geistige Wesen der
Kunst verständlich machen könne. Ist auch gar nicht nötig. Denn vom
»geistigen« Wesen der Kunst, soweit man ihm überhaupt beikommen kann,
müssen eben andere Abschnitte der Gemäldekunde handeln. Und eines
ist sicher, daß alles Geistige in der Malerei nur durch materielle Mitte! aus-
gedrückt werden kann. Aber der Verbindungswege, die von der Betrachtung
der materiellen Beschaffenheit zum lebendigen Kunstschaffen von heute und
zur Beurteilung älterer Werke hinüberführen, sind so viele, daß die »Studien
und Skizzen« wohl einige Abschnitte dieser Sache widmen sollen. Der Maler
wird dadurch zum zweckdienlichen, sorgsamen Auswählen seiner Materialien
angeregt. An Beispielen aus der Vergangenheit wird vieles über Wirkung und
Haltbarkeit einzelner Stoffe und damit der Kunstwerke selbst zu lernen sein.
Wir gehen schichtenweise vor, in dem Sinn, wie die Schichten im
Gemälde aufeinander folgen, wenn es entsteht.
Man kann auf allem malen, was einigermaßen flach und fest ist. Für
bleibende Wirkungen aber empfehlen sich nur Unterlagen, die nach ihrer
physikalischen und chemischen Beschaffenheit eine große Haltbarkeit ver-
bürgen. Wer wollte auf eine nackte, leicht zerdrückbare Kreideplatte malen, die
schon von schwachen Säuren zersetzt wird, wer auf Baumrinde, die brüchig
ist, wer auf Goldschlägerpapier, das durch jeden starken Luftzug gefährdet
würde! Eine natürliche Auslese hat sich gebildet, und die meist haltbaren
Unterlagen, die noch dazu die billigsten sind, werden seit Jahrhunderten
bevorzugt.