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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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VII. Lieferung (Juli 1914)
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Frimmel, Theodor von: Malen, Gemälde und Gemäldekunde, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0182

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Die Holzunterlagen sind vielleicht die wichtigsten, und mit ihnen
möge der Anfang der einzeinen Besprechungen gemacht werden.*)
Bei einiger Vorsicht iassen sich aus der Art und Behandiungsweise des
Hoizes Rückschlüsse auf den Ort und die Zeit der Entstehung von Gemäiden
wagen.
In den weitesten Kreisen ist es heute bekannt, daß in Italien Pappel-
holz, in den Niederlanden Eichenholz als Grundlage für Gemälde be-
vorzugt wurde. Daneben ist aber wohl zu beachten, daß Pappelholz,
wenngleich selten genug, auch bei altdeutschen Bildern vorkommt. Und
das Eichenholz ist zwar bei altniederländischen Bildern so ziemlich
ohne Ausnahme festzustellen, aber auch deutsche Bilder wurden gelegentlich
auf Eiche gemalt. In Italien wurde neben dem beliebten Pappelholz auch
das Holz der Edelkastanie, Olive, Ulme, des Walnußbaumes, des
Ahorns, der Zeder (Diodara), Pinie, Zypresse, des Birnbaums und der
Sorbe gelegentlich benutzt. Correggio, der Hauptmeister im Fresko, malte ab
und zu auf Leinwand oder auch auf Holz. Die Madonna della scodella in Parma
und ebendort die Madonna di San Gerolamo sind auf Walnußbaum gemalt. Die
vier großen Altarbilder in der Dresdner Galerie haben alle Pappelholz als Unter-
lage. Daß er auch Kupfer benutzt habe, ist noch lange nicht bewiesen und
gar nicht wahrscheinlich. Das Kupferbildchen mit der Magdalena in Dresden
scheint ja doch nur eine alte Kopie nach verlorenem Urbild zu sein. Davon
sei noch später im Abschnitt über Kupfer als Malgrund gesprochen.
Die Nationalität des Malenden ist wohl aus der Wahl des Holzes nicht
zu erschließen, sicher nicht aus dem Holz allein. Denn die meisten Maler
bequemten sich, wenn sie ausgewandert waren, dem Gebrauch des neuen
Wohnsitzes an. Jacopo de Barbari malte in Deutschland auf Lindenholz (die
Bilder in Dresden, Nr. 57 und 58 des Woermannschen Katalogs und der Alte
mit dem Mädchen in der Sammlung Weber, ein Bild, das nach England
gewandert ist). Ambrogio de Predis malte den Kaiser Maximilian 1. auf Eichen-
holz (Brustbild in der Wiener Galerie). Der Holländer Jan Scorel, als er in
dem Bergnestchen Ober-Vellach Bestellung erhielt, malte auf Zirbelkieferholz,
obwohl er daheim im Norden Eiche benutzt hatte. Zierbelkiefer war bei den
Malern des Hochgebirges beliebt. Alttirolische Bilder geben dazu viele Beispiele
ab, wie die Tafeln im Klerikalseminar zu Freising Nr. 214, 215, 225, 270,
175 bis 287. Holbeins englische Bildnisse sitzen auf dem nordischen
Eichenholz, wogegen seine Schweizer Bilder auf Nadelholz gemalt sind,
einschließlich des Erasmusbildnisses im Louvre und der Darmstädter
Madonna. Dürer malte in Venedig auf Pappelholz (zwei Bilder in Berlin;
vgl. Repertorium für Kunstwissenschaft, XXXIV, S. 428). ln den Niederlanden
benutzte der Nürnberger Meister Eichenholz, was längst in meinem Hand-
buch berührt ist. ln Deutschland malte Dürer zumeist auf Lindenholz.
ln den Alpenländern waren die Nadelhölzer sehr beliebt, ln
Norddeutschland, wie schon angedeutet, herrschte die Eiche vor. Was
der geographischen Breite nach dazwischen liegt, bevorzugte Linde und
Rotbuche. Auch Erle kommt vor. Doch reicht der nördliche und südliche
Gebrauch auch in die angedeutete Zwischenzone. Daß übrigens die großen

*) Vorbereitend wurde unlängst schon der Artikel von Franz v. Frimmel ver-
öffentlicht.
 
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