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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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VII. Lieferung (Juli 1914)
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Frimmel, Theodor von: Malen, Gemälde und Gemäldekunde, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0183

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geographischen Gruppen der Holzarten, die für Maibretter benutzt worden
sind, aufrecht bieiben, so wie sie in meinem Handbuch der Gemäidekunde
sich skizziert finden, wird durch die vieien Angaben über Maibretter in
mehreren neuen Gemäideverzeichnissen bewiesen, auch wenn diese neuen
Angaben einige wenige Ausnahmen zu beachten geben. Demnach ist die
Bemerkung im »Katalog der Gemälde des bayrischen Nationalmuseums« in
München von 1908 (Einieitung, S. IX) nicht so wörtlich zu nehmen, ais sie
dort gedruckt steht. Ausnahmen waren ja auch schon früher bekannt. Auch
die vieien Angaben in anderen neuen Katalogen über die Hoizarten (z. B.
im F. Kochschen der Biider im westfälischen Landesmuseum zu Münster, im
Cohenschen des Provinzialmuseums in Bonn, im K. Langeschen der König-
lichen Galerie zu Stuttgart, im Tschudi-Brauneschen der Münchner Pina-
kothek, im neuen Verzeichnis der Breragalerie in Mailand von Corrado Ricci,
und neuestens im Friedrich Backschen des großherzoglichen Museums zu
Darmstadt) können nur die allgemeine Regel befestigen. Denn es sind z. B.
ganz wenige Beispiele bekannt davon, daß in der mittleren Zone Deutsch-
lands neben der Linde, Buche und den Nadelhölzern Hölzer in Verwendung
kamen, die sonst gewöhnlich nur weiter nördlich oder südlich zu Mal-
brettern dienten, z. B. auch Eiche und Pappel. Pappel wird angegeben als
Unterlage des Albrecht Altdorfer mit der Geburt Christi (Bremen, Kunst-
halle) und für den Christuskopf von 1514, der in Bremen als Dürer gilt.
Der Wolf Krodel von 1555 in Darmstadt (Neuer Katalog, S. 56, Nr. 77) ist
auf Pappelholz gemalt. Einige bevorzugte mitteldeutsche Tafeln bestehen aus
Eichenholz, wie z. B. das Hauptbild des Friedberger Altars (gegen 1400 ent-
standen) in der Darmstädter Galerie und Dürers Allerheiligenbild in der
Wiener Galerie. Die Seitenbilder des Friedberger Altars sind auf Nadelholz
gemalt. Herlin malte auf Linde, Erle, vielleicht aber auch auf Pappel (vgl.
G. A. Burkhart: Friedrich Herlin-Forschungen, 1912, passim). Wenigen Aus-
nahmen gegenüber stehen aber Tausende und Tausende von Bildern aus
dem Norden, die alle auf Eiche sitzen, und ebenso viele aus dem Süden, die
alle auf Nadelholz und noch südlicher auf Pappelholz gemalt sind, und
wieder so viele aus den Zwischenzonen auf Linde, Buche, daß sich an der
geographischen Gruppenbildung nicht rütteln läßt.
Für Frankreich ist auf den Gebrauch von Walnuß und Eiche hin-
zuweisen.
Was zunächst mitgeteilt ist, bezieht sich hauptsächlich aufs späte Mittel-
alter und aufs frühe XVI. Jahrhundert. Später verbreitet sich hauptsächlich
von Italien her der Gebrauch der Leinwand als Malgrund so mächtig, daß
die Holzunterlagen in die Minderzahl gerückt werden. Nur die Niederlande
halten noch lange tapfer bei der Tafelmalerei aus, wiewohl auch dort Lein-
wand als Unterlage für Gemälde längst bekannt war. Dies ist demnächst zu
erörtern, ln bezug auf Holzunterlagen ist noch zu beachten, daß die späteren
Jahrhunderte geringere Regelmäßigkeit bieten. Ich trage nach, daß Pietro
Liberi seine fein durchgeführten Arbeiten gewöhnlich auf sorgsam hergerich-
teten Brettern von Zypressenholz ausführte (nach Zanetti, »Deila pittura ve-
neziana«), wogegen die freier behandelten zumeist als Leinwandbilder be-
kannt sind. Überseeische Hölzer kommen in Holland vor, worüber einige
Andeutungen in der zweiten Auflage meines Handbuchs der Gemäldekunde
Aufschluß geben.
 
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