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auf 1900. Ein beachtenswerter Arbeitgeber Munkäcsys in Arad war der
Tischier Ferdinand Aibrecht, und a!s Lehrer Munkacsys im Zeichnen werden
P. Nagy und Rudolf Gyöngyösy genannt.) Wir lernen die an und für sich
unbedeutenden Maier Fischer und Szamossy kennen, die auf Munkacsys
Berufswahi großen Einfiuß ausgeübt haben. Dann geleitet uns Sedelmeyer
nach Budapest, Wien, Düsseldorf, wo Munkäcsy in raschem Aufsteigen ein
Künstler wurde, der die große Öffentlichkeit aushalten konnte. Endlich Paris,
viele Reisen und die Weltberühmtheit. Für diesen Abschnitt des Künstler-
lebens ist Sedelmeyer selbst Quelle. Denn er stand seit Munkacsys Über-
siedlung nach Paris in stetem Verkehr mit dem Künstler und darf be-
anspruchen, als hauptsächlicher Förderer Munkacsys in Paris angesehen zu
werden. Wir erfahren durch Sedelmeyer manche Einzelheiten über den Milton.
über Christus vor Pilatus und so fort, auch über das Lisztbildnis aus dem
Jahre 1886. Dieses Porträt des berühmten Musikers, der schon vorher jahre-
lang mit Munkäcsy in Verbindung stand, ist unter anderem auch in Liszts
Briefen erwähnt (vgl. überdies eine Notiz in der »Neuen Freien Presse« vom
31. August 1901). ln Sedelmeyers Buch eine gute Abbildung der einen Fassung
dieses Porträts, die sich jetzt im Museum der schönen Künste zu Budapest
befindet, gleich dem Bildnis des Kardinals Haynald aus demselben Jahre (beide
vorher in kleinem Format bei llges: Munkäcsy reproduziert). Im ganzen sind
69 Gemälde und mehrere Zeichnungen und Skizzen abgebildet. Viele von
den großen Bildern sind nach Amerika gewandert. Der letzte Tag des Ver-
urteilten befindet sich im Wilstackmuseum zu Philadelphia, das große Milton-
bild in der Lenox Library zu New York (eine kleinere Ausführung bei
L. Lobmeyr in Wien). Der Besuch bei der Wöchnerin gehört dem M. Henry
Hilton in New York. Die beiden Familien, in großer Komposition, hängt in
der Sammlung Vanderbilt ebendort, wo C. Vanderbilt auch: Papas Geburtstag
besitzt. John Wanamaker in Philadelphia nennt die Hauptbilder des Meisters
sein eigen, nämlich: Christus vor Pilatus und die große Kreuzigung.
Überdies besitzt Wanamaker: Die Flitterwochen und Drei Damen im
Park. Das Fest der Schloßherrin ist nach Pittsburg in die Sammlung
Ch. Lockhardt gekommen, ln Chicago bei Potter Palmer sind: Das
Bauernmädchen mit Kühen im Walde und: Junge Frau, auf einem Sofa
sitzend, ebendort bei P. C. Hanford sind: Wäscherinnen am Waldrand, und
mehrere weitere Werke Munkäcsys werden als ungenannter amerikanischer
Besitz abgebildet.
Sedelmeyers Buch ist ohne Zweifel eine wichtige Vorarbeit für ein
umfassendes Werk über Munkäcsy und lenkt vorläufig die Aufmerksamkeit
wieder auf den großen Künstler, der mit seiner rauhen und unakademischen
Malweise doch von unseren Stürmern nicht übersehen werden möge. Wenn
ich auch von Sedelmeyers Überschätzung des Meisters Munkäcsy absehen
möchte und seine Aburteilung der Impressionisten oder eines Makart und
Lenbach nicht unterschreiben kann, so läßt sich doch unschwer beweisen,
daß es sich da um einen Großen handelt. Munkäcsy wird noch bewundert
werden, wenn längst kein Hahn mehr nach dem Gequatsche kräht, das den
Werken Munkäcsys »seelenlose Gefallsucht« und »innere Hohlheit« vorwirft.
Ein paar Farbenakkorde aus den guten Bildern Munkäcsys sind jedenfalls
wertvoller als ganze Bände voll Gesudel aus der Feder von Leuten, die
keinen Farbensinn und kein eigenes Urteil hatten. »Er wird aller Wahr-
auf 1900. Ein beachtenswerter Arbeitgeber Munkäcsys in Arad war der
Tischier Ferdinand Aibrecht, und a!s Lehrer Munkacsys im Zeichnen werden
P. Nagy und Rudolf Gyöngyösy genannt.) Wir lernen die an und für sich
unbedeutenden Maier Fischer und Szamossy kennen, die auf Munkacsys
Berufswahi großen Einfiuß ausgeübt haben. Dann geleitet uns Sedelmeyer
nach Budapest, Wien, Düsseldorf, wo Munkäcsy in raschem Aufsteigen ein
Künstler wurde, der die große Öffentlichkeit aushalten konnte. Endlich Paris,
viele Reisen und die Weltberühmtheit. Für diesen Abschnitt des Künstler-
lebens ist Sedelmeyer selbst Quelle. Denn er stand seit Munkacsys Über-
siedlung nach Paris in stetem Verkehr mit dem Künstler und darf be-
anspruchen, als hauptsächlicher Förderer Munkacsys in Paris angesehen zu
werden. Wir erfahren durch Sedelmeyer manche Einzelheiten über den Milton.
über Christus vor Pilatus und so fort, auch über das Lisztbildnis aus dem
Jahre 1886. Dieses Porträt des berühmten Musikers, der schon vorher jahre-
lang mit Munkäcsy in Verbindung stand, ist unter anderem auch in Liszts
Briefen erwähnt (vgl. überdies eine Notiz in der »Neuen Freien Presse« vom
31. August 1901). ln Sedelmeyers Buch eine gute Abbildung der einen Fassung
dieses Porträts, die sich jetzt im Museum der schönen Künste zu Budapest
befindet, gleich dem Bildnis des Kardinals Haynald aus demselben Jahre (beide
vorher in kleinem Format bei llges: Munkäcsy reproduziert). Im ganzen sind
69 Gemälde und mehrere Zeichnungen und Skizzen abgebildet. Viele von
den großen Bildern sind nach Amerika gewandert. Der letzte Tag des Ver-
urteilten befindet sich im Wilstackmuseum zu Philadelphia, das große Milton-
bild in der Lenox Library zu New York (eine kleinere Ausführung bei
L. Lobmeyr in Wien). Der Besuch bei der Wöchnerin gehört dem M. Henry
Hilton in New York. Die beiden Familien, in großer Komposition, hängt in
der Sammlung Vanderbilt ebendort, wo C. Vanderbilt auch: Papas Geburtstag
besitzt. John Wanamaker in Philadelphia nennt die Hauptbilder des Meisters
sein eigen, nämlich: Christus vor Pilatus und die große Kreuzigung.
Überdies besitzt Wanamaker: Die Flitterwochen und Drei Damen im
Park. Das Fest der Schloßherrin ist nach Pittsburg in die Sammlung
Ch. Lockhardt gekommen, ln Chicago bei Potter Palmer sind: Das
Bauernmädchen mit Kühen im Walde und: Junge Frau, auf einem Sofa
sitzend, ebendort bei P. C. Hanford sind: Wäscherinnen am Waldrand, und
mehrere weitere Werke Munkäcsys werden als ungenannter amerikanischer
Besitz abgebildet.
Sedelmeyers Buch ist ohne Zweifel eine wichtige Vorarbeit für ein
umfassendes Werk über Munkäcsy und lenkt vorläufig die Aufmerksamkeit
wieder auf den großen Künstler, der mit seiner rauhen und unakademischen
Malweise doch von unseren Stürmern nicht übersehen werden möge. Wenn
ich auch von Sedelmeyers Überschätzung des Meisters Munkäcsy absehen
möchte und seine Aburteilung der Impressionisten oder eines Makart und
Lenbach nicht unterschreiben kann, so läßt sich doch unschwer beweisen,
daß es sich da um einen Großen handelt. Munkäcsy wird noch bewundert
werden, wenn längst kein Hahn mehr nach dem Gequatsche kräht, das den
Werken Munkäcsys »seelenlose Gefallsucht« und »innere Hohlheit« vorwirft.
Ein paar Farbenakkorde aus den guten Bildern Munkäcsys sind jedenfalls
wertvoller als ganze Bände voll Gesudel aus der Feder von Leuten, die
keinen Farbensinn und kein eigenes Urteil hatten. »Er wird aller Wahr-