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Studien und Skizzen zur Gemäldekunde — Wien, 1.1913

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Frimmel, Theodor von: Vom Alter des Mitisgrüns
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https://doi.org/10.11588/diglit.20638#0255

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239

und durch lange Zeit bereitet worden." Das Mitisgrün wird in der Literatur
über Maierfarben mit etwa fünfzig ähniichen oder chemisch gleichen Farb-
stoffen zugleich genannt, zugleich auch mit dem Kirchbergergrün. Aus
der oben angeführten Bemerkung erhellt, daß Kirchberger Grün und das
Mitisgrün ohne Zweifel genau dieselbe Farbe sind. Über die feinen
Unterscheidungen von Schweinfurter Grün, von Scheeleschen und noch
einigen vierzig anderen grünen Farbstoffen ganz ähnlicher Zusammensetzung
aus Kupferoxyd, Arsenik und Essigsäure mögen sich die Chemiker äußern.
J. G. Gentele im „Lehrbuch der Farbenfabrikation" (11. Auf!., 1880, S. 334 ff.,
besonders S. 351) macht einige Andeutungen darüber. Gewöhnlich wird
Mitisgrün ohne Unterschied gemeinsam mit den anderen oben genannten
Kupferoxydfarben behandelt. Vgl. dazu St. Mierzinski: Handbuch der Farben-
fabrikation (Bd. 11, S. 708 bis 735), F. Linke: Die Malerfarben (S 68 f.) und
A. Eibner: Malmaterialienkunde (S. 174). Bei Church: The Chemistry of
paints and painting (S. 197 f.) wird das Scheelesche Grün auch Mitisgrün
genannt und vom Schweinfurter Grün (dem „Emerald Green" oder „Veit
Paul Veronese") getrennt. Bei Linke wird es mit dem Schweinfurter Grün
zusammengeworfen. Das Schweinfurter Grün wurde aber erst 1814 (nach
mehreren übereinstimmenden Angaben) hergcstellt. Das Scheelesche Grün
und das Mitisgrün sind beide älter. Scheeles Grün sei 1778 erfunden worden.
Das Mitisgrün scheint nach Weidmanns Mitteilungen 1790 oder bald da-
nach hergestellt worden zu sein. Nebstbei die Bemerkung, daß Ferdinand
Georg Edler von Mitis, Herr auf Kirchberg am Wechsel, Landstand in
Niederösterreich, Hofrat der k. k Hofkammer im Münz- und Bergwesen,
1742 zu Kuttenberg geboren war und 1812 zu Wiener-Neustadt gestorben
ist. Vgl. „Genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser Österreichs",
1906 07, S. 193. — Die Jahreszahl 1790, die Weidmann für den Ankauf
der Herrschaft Kirchberg nennt, wird bestätigt durch die „Topographie von
Niederösterreich", herausgegeben vom Verein für Landeskunde von N.-O,
im Artikel: Kirchberg am Wechsel. Nach einer Urkunde vom 7. Juli 1789
im Archiv des Ministeriums für Kultus und Unterricht, auf die mich Herr
Gymnasialprofessor Dr. Leopold Krebs freundlich aufmerksam machte, wurde
die Herrschaft Kirchberg a. W. damals vom Kaiser dem Hofrat von Mitis
in Erbpacht überlassen. 1815 kam die Besitzung an Baron v. Dietrich, wie
Schweikhart von Sickingen 1831 mitteilt. — Mancherlei Angaben über das
Verhalten der grünen Kupferoxyd-Arsenik-Essigsäurefarben lassen darauf
schließen, daß diese Gruppe von Farbstoffen wenig beständig ist. Da die
Pigmente dieser Gruppe überdies alle auf den Menschen hochgradig giftig
wirken, muß von ihrem Gebrauche abgeraten werden, ln dieser Beziehung
erinnere ich an den Mißerfolg, den Böcklin mit dem Smaragdgrün aus dieser
giftigen Farbengruppe hatte, als er es beim Bild mit der Faunenfamilie an-
wendete. Schon nach kurzer Zeit war das Pigment verfärbt. Wie sich der
Maler ausdrückte, wuchs es „als blauer Schimmel" aus dem Bilde hervor
(vgl. Rud. Schick „Tagebuch-Aufzeichnungen aus den Jahren 1866, 1868
und 1869 über Arnold Böcklin", S. 191). Th. v. Fr.
 
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