Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

DOI Artikel:
Tepe, Alfred; Mengelberg, Wilhelm: Die neue Pfarrkirche zu Jutfaas bei Utrecht
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0080

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Abhandlungen.

Die neue Pfarrkirche zu Jutfaas
bei Utrecht.

Mit 6 Abbildungen.

^fndem die »Zeitschr. f. christl.
Kunst« ihren Lesern die
Kirche von Jutfaas in Grund-
rifs, Chor- und Turmansicht,
Seitenansicht und Längen-
durchschnitt vor die Augen
führt, sei es mir erlaubt,
nicht nur den Plan zu erklären, sondern auch die
Baugeschichte kurz darzustellen, wobei es wohl
Manchen interessiren wird, etwas über Utrechter
Kunst und Kunstverhältnisse zu erfahren.

Im Jahre 1873 wurde Herr G. W. van Heu-
kelum zum Pfarrer von Jutfaas ernannt und
mufste somit die Stadt Utrecht verlassen, wo
er während 12 Jahre seine besten Kräfte der
Stiftung des rühmlichst bekannten Erzbischöf-
lichen Museums, der Errichtung der St. Ber-
nulphusgilde und der Gründung einer Künstler-
kolonie gewidmet hatte.

Schien es einerseits bedauernswerth, dafs er
seinem bisherigen Wirkungskreise zum grofsen
Theil entzogen wurde, so durfte man anderer-
seits die Hoffnung hegen, dafs seine langjäh-
rigen Studien nun auch in der Praxis Früchte
tragen würden.

Fernab von der Landstrafse an einem Vizi-
nalwege, kaum von den Bauernhöfen rechts und
links zu unterscheiden, lagen Pfarrhaus und
Kirche von Jutfaas, unter einem Dache friedlich
vereinigt; das erstere in der Fronte den Wohn-
räumen des Bauernhauses entsprechend, die
Kirche dahinter, den Raum der Diele, der
Scheune und der Ställe einnehmend. Derartig
war die Einrichtung in den meisten nach der
Reformation entstandenen oder wieder empor-
gekeimten Gemeinden: die katholische Kirche
durfte sich nicht als solche zeigen, ihr Dach
dasjenige des Pfarrhauses nicht überragen.

Es wurde alsbald der Bau einer neuen Kirche
beschlossen und die Frage nach dem besten
und zweckmäfsigsten Platz durch die Erwerbung
eines an der Hauptstrafse und der „Keulschen
Vaart" gelegenen alten Landgutes mit grofsem

Lust- und Nutzgarten nebst prachtvoller Wal-
dung aufs glücklichste entschieden.

Das alte, geräumige, wenn auch einfache
Wohngebäude sollte zum Pfarrhof eingerichtet
werden und daneben die Kirche sich erheben.

Der weite Raum, die prächtige Lage gaben
indessen Herrn van Heukelum die Idee ein, es
nicht beim Kirchenbau bewenden zu lassen,
sondern nach Art der alten Münster einen Kom-
plex aller zu kirchlichen Zwecken dienlichen
Gebäude und Einrichtungen beim Entwurf vor-
zusehen und nach und nach durchzuführen.

War es schon damals seine Ansicht, dafs
einer Landkirche im Allgemeinen nicht die For-
men der Stadtkirche oder gar der Kathedrale
gegeben werden sollen, und war er geneigt, in
dieser Richtung ein Beispiel vorzuführen, so
wurde er durch besondere Umstände doch wieder
zu einer etwas reicheren Ausgestaltung des
Grundplanes gedrängt, namentlich durch die
Erwerbung des schönen, alten Orgelgehäuses
aus der Niewe-Zyds Kapel in Amsterdam, wel-
ches in dieser Zeitschrift (Bd. II Sp. 191 ff.)
bereits abgebildet und beschrieben wurde.

Dieses Kunstwerk ersten Ranges sollte einen
würdigen Platz erhalten, und da der Westthurm
nur einen beschränkten inneren Raum bieten
konnte, wurde die Anlage eines Querschiffs be-
schlossen, in dessen nördlichstem Joche sich
eine geeignete Stelle für die Orgelbühne ergab.

Wer die Kirche von Jutfaas gesehen, wird
kein Bedenken tragen, die Wahl dieses Platzes
als einen glücklichen Griff anzuerkennen; höchst
effektvoll ragt die prächtige Orgel über Säule
und Balustrade hervor. Auch praktisch hat sich
die Einrichtung aufs beste bewährt, sowohl in
der Raumfrage, als durch die wünschenswerte
Wiedervereinigung von Kultus und Kantus.

Noch ein anderer Grund sprach für die An-
lage eines Querschififes. Bei der Realisirung des
Planes sollte den strengsten Forderungen der
christlichen Eklesiologie entsprochen werden
und somit war an erster Stelle die Abweichung
von der heiligen Linie nicht gestattet.

Es ergab sich aber, dafs bei richtiger Ori-
entirung die Chorpartie der Strafse zugewendet
werden müsse und es galt daher, der Ansicht
 
Annotationen