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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0136

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197

1891.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 6.

198

und unterweisend zur Seite zu stehen, eher vermag es
zu verwirren und bezüglich des rein Künstlerischen
irre zu führen. Hei mann.

Moderne Kirchendekorationen. Ein Vorlage-
werk für ornamentale Kirchenmalerei. Nach Origi-
nalaufnahmen aus den Kirchen Wiens und der Um-
gebung herausgegeben von Ferd. Ritter von
Feldegg, Architekt. Wien 1890, Kunstverlag von
A. Schroll & Co.
Die bis jetzt vorliegenden zwei Lieferungen bieten
auf je acht mustergültig ausgeführten Farbendrucktafeln
eine reiche Auswahl von guten Dekorationsmotiven aus
den neuern Wiener Kirchen, die gewifs manchem
Kirchenmaler sehr willkommene Hulfsmittel an die
Hand geben, sich aber nicht immer zum einfachen
Kopiren eignen. — Wenn auch bei der Ausstattung
neu gebauter Kirchen wohl eine gröfsere Freiheit zu-
lässig ist, als bei der Restauration altehrwürdiger Bau-
denkmale, so scheint man doch bei den hier publi-
zirten Dekorationen, besonders hinsichtlich der Farben-
stimmung, dem modernen Geschmacke zu grofse Kon-
zessionen gemacht zu haben, und dürfte daher bei
Benutzung der vorliegenden Motive als Vorbilder einige
Vorsicht zu empfehlen sein. Göbbels.

Les vitraux de la Cathedrale de Bourges poste-
rieurs au XIII. siecle, texte et dessins par A. des
Meloizes avec une introduction par E. de Beaurepaire.
Die herrlichen spätromanischen und frühgothischen
Glasgemälde, welche sich in dem Dome von Bourges
in Frankreich erhalten haben, sind bekanntlich vor
einigen Jahrzehnten durch die Patres Cahier und
Martin in einem Prachtwerke veröffentlicht worden,
welches trotz des hohen Preises auch in Deutsch-
land mehrfachen Eingang und bei seinen Glasmalern
Beachtung gefunden hat. Das im gröfsten Folio-
formate gehaltene, aus vortrefflichen Farbendruck-
tafeln und mustergültigem Texte bestehende Werk um-
fafst nur die dem XII. und XIII. Jahrh. angehörigen
Glasgemälde, welche durch ihren reichen symbolischen
Inhalt und durch ihre harmonische Farbenwirkung den
Höhepunkt der eigentlich monumentalen Glasmalerei
bezeichnen. Die in ihrer Art nicht minder bedeuten-
den, aus den folgenden Jahrhunderten stammenden
Glasgemälde, welche dieselbe Kathedrale schmücken,
haben in das Werk keine Aufnahme gefunden. Diesem
Mangel soll jetzt abgeholfen werden, indem der über-
aus leistungsfähige und rührige belgisch - französische
Verlag von Desctee, de Brouwer & Co. sich ent-
schlossen hat, in demselben Format und in gleichem
Reichthum der Ausstattung diese späteren Fenster zu
veröffentlichen, welche durch ihre Darstellungen, Zeich-
nung, Technik zu dem Allerbesten zählen, was diese
künstlerisch so produktive Zeit hervorgebracht hat. —
Der mächtige und kunstsinnige Herzog Jean de Berry
hatte die hervorragendsten Künstler seiner Zeit an
seinen Hof gezogen und Bourges zum Sitze einer
hochbedeutsamen Kunstthätigkeit gemacht. Diese
dauerte unter dem Einflüsse von Jacques Coeur auch
im XVI. Jahrh. fort, und unter den zahlreichen Malern,
die hier in regstem Wetteifer arbeiteten, nimmt der
berühmte Jehan Lescuyer die erste Stelle ein. — Die

glänzende Reihe von Glasgemälden, die unter so gün-
stigen Umständen in Bourges entstanden, ist deshalb
besonders geeignet, mit den Leistungen dieser Zeit auf
diesem wichtigen Gebiete bekannt zu machen, welches
hier in seinen verschiedenen Entwickelungsphasen durch
herrliche Muster vertreten ist.

Es mufs daher freudig begrüfst werden, dafs auch
von diesen Glasmalereien für die nächste Zeit vortreff-
liche Abbildungen und Beschreibungen zu erwarten
sind; denn derjenige, der beide liefert, ist als ebenso
geschickter Zeichner bekannt, wie als tüchtiger Archäo-
loge, und für die Gediegenheit der Einleitung bürgt
der Name von Beaurepaire, der sie übernommen hat.

Das Werk soll in 10 Lieferungen von je 2 Farben-
tafeln mit Gesammtdarstellungen und je einer mit De-
tails nebst dem eingehend und gründlich erklärenden
Texte ä 20 Frcs. erscheinen und in 3 Jahren voll-
endet sein. — Die erste Lieferung liegt bereits vor
und enthält je ein Fenster aus der Kapelle von Pierre
Trousseau und aus der Kapelle von Etampes, sowie
2 damascirte Teppichmuster, Alles aus dem Beginn
des XV. Jahrh.; aufserdem 4 Grofsfolioblätter Text. —
Das erste Blatt veranschaulicht ein viertheiliges Fenster,
welches sich durch reiches und strenggegliedertes Mafs-
werk auszeichnet. Seine Bekrönung schmücken knieende
und schwebende Engel mit päpstlichen und anderen
Wappenschildchen. Die 4 Felder weisen unter etwas
breiter und schwerer Baldachin-Architektur von weifs-
licher und gelblicher Färbung 4 herrlich gezeichnete
Grüppchen auf: Die sitzende Madonna, hinter welcher
der hl. Sebastianus und ein hl. Bischof steht; die knie-
enden Figuren von Vater und Mutter des Stifters mit
der Standfigur des hl. Jakobus; der Stifter Pierre
Trousseau selbst mit dem Modell der von ihm ge-
bauten Kapelle in der Hand und mit der Figur des
hl. Stephanus hinter ihm; seine beiden Brüder und seine
Schwester, hinter denen die hl. Agnes steht. Einige
Kostüme sind sehr farbenreich, andere mit üppigen
Silbergelb-Ornamenten behandelt, die Köpfe wunderbar
charakterisirt, die Gestalten sehr zart aufgefafst. Sämmt-
liche Hintergründe, verschieden in den Farben, sind
von überaus feinen Blatt- und Thierornamenten belebt.
— Das zweite Blatt bringt nur ein Fensterfeld zur
Darstellung, daher in gröfserem Mafsstabe, und zwar
2 knieende Engel, welche ein Wappenschild halten
und sich mit ihren grünlichen Flügeln von dem schwarz
damascirten rothen Grund vortrefflich abheben. — Die
beiden damascirten Teppichmuster des dritten Blattes
lassen die entzückende Behandlung der Hintergründe
in ihrer ganzen Feinheit erkennen. — Die technische
Ausführung der farbigen Tafeln ist von grofser Voll-
endung, der beschreibende Text in historischer, ikono-
graphischer, archäologischer Beziehung sehr eingehend
und instruktiv. Möge der wahrhaft glänzenden Publi-
kation und den Opfern, welche sie dem Verlage be-
reitet, die Anerkennung und das Abonnement von
Seiten der Künstler und Kunstfreunde entsprechen!
-------------- Schnütgen.

Schlofs Marien bürg in Preufsen. Führer durch
seine Geschichte und Bauwerke von C. Stein brecht.
Zum Besten der Herstellung der Marienburg. Mit
6 Abbildungen. Berlin 1891, Verlag von Julius
Springer. Preis 50 Pfg.
 
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