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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0137

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199

1891. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

Nr. 6.

200

Nur der verdienstvolle Wiederhersteller der Marien-
burg konnte dem kleinen Schriftchen einen so reichen
Inhalt geben, konnte in dem „geschichtlichen Ueber-
blick" die Entwickelung des deutschen Ritterordens, in
dem „Rundgang durch Schlofs und Stadt" die Bauart
von Mittel- und Hochschlofs, von Vorburgen und Stand-
orten, wie sie ursprunglich waren und jetzt unter seiner
Hand sich wieder neu gestalten, so knapp und doch so
bestimmt behandeln. Mit gröfster Zufriedenheit über
Text wie Illustrationen und über die reiche Belehrung,
die er beiden verdankt, wird jeder Leser das muster-
gültige Büchlein aus der Hand legen. S.

Die Königliche Kunstakademie und Kunst-
gewerbeschule in Leipzig. Festschrift und
amtlicher Bericht verfafst und erstattet vom Direktor
der Akademie und Schule, Hofrath Prof. Dr. Lud-
wig Nieper. Mit 40 Abbildungen. Leipzig 1890.
Diese reich ausgestattete (nur als Geschenk be-
stimmte) Festschrift berichtet über den Stand und die
Entwickelung der Akademie und Schule im letzten
Jahrzehnt, deren Hauptaufgabe die Pflege der graphi-
schen Künste ist. Von ihren hervorragenden Leistungen
auf diesem Gebiete legen 40 theils in den Text auf-
genommene, theils in eigenen Tafeln bestehende Illu-
strationen glänzendes Zeugnifs ab. Zu ihrer Herstellung
haben Holzschnitt und Radirung, Lithographie und
Lichtdruck, Zinkographie und Farbendruck mitgewirkt
und jede dieser Techniken ist verwendet worden, je
nachdem sie für die betreffenden Darstellungen am
angemessensten schien, die vornehmlich der Geschichte
und dem Leben der Anstalten bezw. ihrer Umgebung
entnommen sind, daher auch im Texte zur Erörterung
gelangen. Dieser rührt von dem Herausgeber selbst her,
mit Ausnahme eines Aufsatzes von Anton Springer
über „Die Aufgabe der graphischen Künste". In sei-
ner geistreichen und gewandten, doch so klaren und
anschaulichen Weise verbreitet sich hier der Verfasser
über dieses wichtige und zeitgemäfse Thema, den
Leser belehrend, aufklärend, überzeugend, zugleich die
schmerzliche Empfindung bei ihm erneuernd, dafs der
unerbittliche Tod die Feder vor Kurzem (31. Mai 1891)
der Hand entrifs, welche sie so unvergleichlich geführt
hat im Dienste der Kunst und ihrer Geschichte, allen
Forschern auf diesem weiten Gebiete ein erhabenes
Vorbild. Schnutgeh.

Raffael's erste Arbeiten. Entgegnung auf Herrn
v. Seidlitz' Besprechung meiner Raffael'schen Studien
von Dr. W. Koopmänn. Mit Abbildungen. Mar-
burg 1891, Verlag von Elwert.
Diese Erwiderung des Verfassers auf die Ausstel-
lungen, welche von Seidlitz im XIV. Bande des »Re-
pertorium für Kunstwissenschaft« an dessen (auch hier
Bd. III Sp. 103 u. 104) besprochenen Raffael - Studien
geknüpft hatte, bringt weitere beachtenswerthe Beiträge
zur Lösung der wichtigen Frage, welchem Meister die
mafsgeblichen Einflüsse auf Raffael's Erstlingswerke
zuzuschreiben seien. Zu diesen wird Timoteo Viti
in nahe Beziehung gebracht, der ein Schüler Fran-
cia's war. D.

Der Papstesel. Ein Beitrag zur Kultur-und Kunst-
geschichte des Reformationszeitalters von Konrad
Lange. Mit 4 Tafeln in Lichtdruck. Göttingen
1891, Vandenhoek & Ruprecht's Verlag.
Der unter dem Namen der „Papstesel" bekannte,
durch die neuen wissenschaftlichen Untersuchungen zu
einer gewissen Berühmtheit gelangte Kupferstich Wer-
ner's von Olmütz hat die vorliegende, sehr eingehende
Studie veranlafst, welche durch Vergleichung mit ähn-
lichen Darstellungen und Hineinziehung eines reichen
kulturhistorischen Materials die Untersuchung dieses
seltsamen Bildes zum Abschlüfs bringt. Ursprünglich
die Darstellung einer römischen Mifsgeburt, erhielt es
im Laufe der Zeit je nach den politischen bezw. kirch-
lichen Strömungen die mannigfachsten Deutungen, deren
Kreislauf erst am Ausgange des. XVII. Jahrh. sich voll-
endete, ein merkwürdiges Spiegelbild der Zeit und ihrer
Leidenschaften. d.

Die Kunst im Lichte der Kunst. Von Dr. H. Pu-
dor. Dresden 1891, Verlag von Oskar Damm.
In der Eigenart des Künstlers, namentlich in seiner
ethischen Beschaffenheit erblickt der Verfasser mit Recht
einen wesentlichen Faktor zur Beurtheilung des Kunst-
werkes, und verschiedene hervorragende italienische
Kunstdenkmäler des XIV. bis XVI. Jahrh. unterwirft
der Verfasser einer näheren ästhetischen Untersuchung,
um seine eigenartigen Kunstanschauungen an ihnen zu
zeigen, die eine tiefe Auffassung verrathen. G.

DerEnndkrist der Stadtbibliothek zu Frankfurt a. M.
Facsimile-Wiedergabe. Herausgegeben und biblio-
graphisch beschrieben von Dr. Ernst Kelchner.
Frankfurt 1891, Verlag von H. Keller.
Die schon dem frühesten Mittelaller geläufige, nach-
her mehrfach poetisch bearbeitete Sage vom Anti-
christen hat gegen den Schlufs des Mittelalters auch
eine xylographische wie typographische Ausgestaltung
erfahren. Mit den einzelnen Ausgaben derselben be-
schäftigt sich der Verfasser und zwar zunächst in
Kürze mit den fünf verschiedenen, die bereits bekannt
und beschrieben waren, und von denen zwei xylogra-
phische, die drei anderen typographische Produkte
sind. Zu diesen führt er als viertes typographisches
Erzeugnifs in die Kultur- und Kunstgeschichte das
zwar bislang nicht ganz unbekannte, aber doch noch
ganz unbearbeitete Exemplar ein, welches sich in der
Stadtbibliothek zu Frankfurt a. M. befindet. Der Ver-
fasser nimmt für dasselbe ein höheres Alter wie für
die anderen in Anspruch und glaubt es der Druckerei
von Husner und Beckenhaub in Strafsburg (L473 bis
147G) zuschreiben so sollen. Die Prüfung desselben
im Einzelnen wird durch die Facsimile-Wiedergabe des
Ganzen ermöglicht in seinen 5 Seiten Text und 35
Seiten Holzschnitten, von denen 3 die volle, die übri-
gen 54 je nur eine halbe Seite einnehmen. Die Repro-
duktion ist ganz vortrefflich, auch derjenigen Tafeln,
deren alte Kolorirung sie erheblich erschwerte. Der
Verfasser hat durch deren Veranstaltung der Wissen-
schaft, namentlich der Ikonographie, einen sehr wich-
tigen Dienst erzeigt. k.
 
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