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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0159

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231

1891.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

'232

Nachrichten.

Auf der 38. General-Versammlung der
Katholiken Deutschlands in Danzig

wurde in der Sektion für christliche Kunst auch über
unsere Zeitschrift verhandelt im Anschlufs an einen
vom Grafen Sierakowski u. A. gestellten Antrag des
Inhaltes, dafs die Versammlung eine Empfehlung der
»Zeitschrift für christliche Kunst« beschliefsen möge.
Professor Dr. Dittrich hatte den Antrag zu begründen.
Derselbe verwies im Allgemeinen auf seinen am
Tage vorher in der öffentlichen Sitzung gehaltenen
vortrefflichen und mit grofsem Beifall aufgenommenen
Vortrag über religiöse Kunst, in welchem er unsere
Zeitschrift warm empfohlen und u. A. darauf hinge-
wiesen hatte, dafs das Bischöfl. Ordinariat der Diöcese
Ermland genehmigt habe, dafs jede Pfarrei dieselbe
auf Kosten der Kirchenkasse beziehe. Der Vortragende
fügte noch hinzu: das Kunsthandwerk befinde sich in
ähnlicher Lage, wie das Handwerk überhaupt. Wie
dieses durch die Maschine im Bunde mit dem Kapital
ruinirt werde, so jenes durch die bekannten „Kunst-
anstalten", in welchen alle möglichen kirchlichen Gegen-
stände massenhaft produzirt werden. Dafs bei An-
schaffung solcher Dutzendvvaaren keine Rücksicht auf
den individuellen Charakter des Bauwerkes genommen
werden könne, sei selbstverständlich, und darunter leide
die so nothwendige Einheitlichkeit in der Austattung der
Kirchen. Man müsse darauf hinarbeiten, frei und in-
dividuell schaffende Künstler zu gewinnen und dieselben
durch Aufträge unterstützen, damit die kirchliche Kunst
aus der Abhängigkeit von kapitalistischen Unterneh-
mungen befreit werde, in welcher sie unmöglich ge-
deihen und sich entwickeln könne. Was der Förderung
dieser frei schaffenden Kunst diene, habe Anspruch
auf Unterstützung, so namentlich die »Zeilschrift für
christliche Kunst«, welche die Neubelebung der letz-
teren auf ihre Fahne geschrieben habe und zur Mit-
wirkung berufen sei, dieselbe in die richtigen Bahnen
zu lenken. Propst Szadowski (Königsberg) unterstützte
den Antrag und beleuchtete insbesondere die Her-
stellung der so viel begehrten Kreuzwegstationsbilder,
welche von der Massenproduktion — in Oeldruck-
bildern, Thon oder gar Gypsabgüssen, oft in den ver-
zweifeltesten Gestalten und Formen — fast vollständig
beherrscht werde. Der Antrag Sierakowski wurde ein-
stimmig angenommen. Meckel.

Die „Vereinigung zur Förderung der Zeit-
schrift für christliche Kunst"

hat die durch ihre Satzungen vorgesehene jährliche
Generalversammlung der Inhaber von Patro-
natsscheinen am 14. September zu Bonn im Borro-
mäushause unter der Leitung des Freiherrn Dr. Cle-
mens von Heereman gehalten. — Zuvörderst gab
der Vorsitzende dem Schmerze Ausdruck über den
Verlust, welchen der Vorstand erlitten habe durch den

Tod von zwei wackeren, um die Sache der christlichen
Kunst und namentlich auch der Zeitschrift hochver-
dienten Mitgliedern, des Stadtpfarrers Münzenberger
und des Professors Kotthoff, die eine grofse Lücke
zurückgelassen hätten. — Eine Auszeichnung sei der
Vereinigung zu Theil geworden durch die Wahl seines
Vorstandsmitgliedes, des Hochwürdigsten Herrn Prä-
laten Professor Dr. Simar, zum Bischof von Pader-
born. — Sodann wurden die durch zwei Referenten
bereits vorgeprüften Bilanzen über das finanzielle Er-
gebnifs des dritten Jahrganges wie des ersten Semesters
vom vierten Jahre vorgelegt und dem Schatzmeister
Decharge ertheilt. — Nachdem auf den Vorschlag des
Vorsitzenden der Hochwürdigsie Herr Prälat Dr. Simar
zum Ehrenmilgliede des Vorstandes erhoben war, wur-
den die in dem letzteren nunmehr auf drei gestiegenen
Vakanzen durch die Herren Professor Dr. Dittrich
in Braunsberg, Konvikts-Direktor Dr. Düsterwald in
Bonn und Professor Dr. Schrörs in Bonn wieder aus-
gefüllt. — Ueber die Leitung, Haltung, Auf-
gaben der Zeitschrift fanden im Anschlüsse an die
Mittheilungen und Vorschläge des Herausgebers sehr
eingehende und anregende Verhandlungen statt. Die
Richtung der Zeitschrift wurde in alleweg sehr an-
erkennend beurlheilt und allseitig vollkommen gebilligt.
— Der Wunsch des Herausgebers, über die Aesthetik
der christlichen Kunst, über den gegenwärtigen Stand
der religiösen Malerei in Deutschland, über die moderne
Kunst überhaupt, wie sie namentlich auf. den gröfseren
Ausstellungen in die Erscheinung tritt, und über andere
zeitgemäfse, aber schwierig zu behandelnde Themate
bald nach Inhalt wie Form bedeutende Studien bringen
zu können, fand lebhafteste Zustimmung. — Die durch
den Vortrag des Professors Dr. Dittrich in Danzig ge-
botene Anregung in Bezug auf gröfsere Vorsicht und
Gewissenhaftigkeit bei den jetzt so häufig vorkommen-
den Restaurationen von alten Bauwerken wurde freudig
begrüfst, besonders aber der Klage beigestimmt über
die Zunahme, Welche das Fabrik-Unwesen auf dem
Gebiete der kirchlichen Kunst, insoweit es sich nament-
lich um die Ausstattung der Gotteshäuser handele, in
neuerer Zeit erfahren habe. — Den Hochwürdigsten
Herren Bischöfen wurde für die angelegentlichen Em-
pfehlungen der Zeitschrift, welche im letzten Jahre
wiederum erfolgt waren, zumeist sogar von der Ge-
nehmigung begleitet, die Kosten des Abonnements der
Kirchenkasse zu entnehmen, der wärmste Dank aus-
gesprochen, zugleich aber auch das Bedauern zum
Ausdrucke gebracht, dafs von dieser Erlaubnifs bisher
blofs in sehr beschränktem Mafse Gebrauch gemacht
worden sein könne, da die Anzahl der Abonnenten nur
eine ganz unbedeutende Vermehrung erfahren habe.
Diese aber sei im Interesse der Sache höchst wün-
schenswerth und von dem Klerus um so zuversicht-
licher zu erwarten, als die Zeitschrift gerade ihren
Interessen, welche doch mit denjenigen des Kirchen-
baues und der Kirchenausstattung identisch seien, eine
ganz besondere Aufmerksamkeit und Sorge zuwende.
 
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