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Zeitschrift für christliche Kunst — 4.1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.3823#0247

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367

1891.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

368

das des ihn anspeienden Schergen, die Hand,
welche ihn an den Haaren zerrt, und jene,
welche ihm den Backenstreich gibt, die Laterne,
Petri Schwert, drei Nägel, die Hand des auf
Christus zeigenden bekehrten Hauptmannes,
Essigkanne, Schüssel und Tuch. Der Rock des
Heilands liegt rechts unter dem Flügelaltar und
auf ihm die drei Würfel. — Links und rechts
blickt man in die gewölbten Seitenschiffe der
Kirche, in denen zwei Kronleuchter hängen.
Auf der Altardecke stehen die Worte: ifjefug
maria und links und rechts davon vertheilt die
Chiffre I M. Unten, etwas links von der Mitte,
auf dem gequaderten Boden an der halbrunden
Ausbiegung der Stufe die Bezeichnung: IVM.
Im Unterrande steht noch innerhalb der Ein-
fassungslinie auf einer Zeile in gothischer Mi-
nuskel folgender Ablafs: » «Suorieng • k% • tara °
annig ° jcui ° nuicng ° arnncg ° ajilicag ° tit ° rjuirig
•> j)t o nr . & ° aue ° mala « beuote •> ötfeit = rp °
nuliög « anoru » a - uenig ■> purgatorii ° ev.anaratug
» erit »

Der Stich mifst 468 : 294 mm Einfassung und
ist immer auf zwei Blätter gedruckt, die unterhalb
der Hände Christi zusammengeklebt sind.11) Eine
gestochene Horizontallinie auf dem unteren Blatt
in der Mitte links und rechts vom Grabe Christi
bezeichnet die Stelle, wo die Blätter aneinander
zu kleben sind.

Im Dresdener Kabinet befindet sich eine
grofse gleichseitige Federzeichnung (473: 296 mm\
welche nach dem Stil einiger Zuthaten schon
dem XVI. Jahrh. angehört. Das Kreuz steht
hinter dem Altar, der oben mit gothisirendem
Astwerk bekrönt ist. Der Kronleuchter ist aus
dem linken Schiff in das rechte versetzt und

1. Petrus. B. 66. 2. Paulus. B. 78.

5. Johannes. B. 69. 6. Jacobus major. B. 68.

9. Thomas. B. 76. 10. Matthias. B. 73.

n) Ich kenne nur 9 Exemplare und zwar in Berlin,
Boston (Mass.), Hamburg, London, Klein-Oels (Samm-
lung des Grafen York v. Wartenburg), Oxford, Paris
(Bibl. nationale und Sammlung v. Rothschild),Wien (Hof-
bibliothek). Zum Theil mit den vorstehend genannten
identisch mögen die Abdrücke sein, welche auf Auktionen
vorkamen, wie 1798 bei Bernard in London, 1824 Graf
Fries in Amsterdam, 1834 Duke of Buckingham in
London, 1840 Esdaile ebenda, 1844 Debois in Paris
und 1864 Chilpin in München. Das Londoner Exemplar
ist stark verkleinert reproduzirt von der Autotype Com-
pany unter Nr. 343 als „Mair".

12) Die Wiedergabe aller zwölf Apostel auf einer
Tafel war nur durch ihre Verkleinerung auf etwa ein
Drittel der Originalgröfse zu ermöglichen. Christus und

links eine grofse Orgel hinzugefügt. Oben in
der Mitte zwischen den Gewölbrippen erscheint
Gott Vater in Halbfigur; links kniet der Hei-
land, rechts Maria.

Ein drittes Werk Israhels endlich, das auf
eine Vorlage des älteren Holbeins zurückzuführen
ist, bildet die Apostelfolge B. 64 bis 78, welche
in starker Verkleinerung dieser Abhandlung bei-
gegeben ist.12) Die Reduktion beeinträchtigt
natürlich die Beurtheilung der Stiche als solche,
läfst aber gerade die Eigenart des Kopisten in
erwünschter Weise zurücktreten, indem sie zu-
gleich die stilistische Gesammterscheinung der
Figuren hervorhebt. Man wird sich danach eine
ungefähre Vorstellung von der Schönheit der
Vorlagen Holbeins bilden können. Vergleicht
man die Apostel mit ähnlichen Einzelfiguren des
Letzteren, z. B. mit den Heiligen der beiden
Prager Altarflügel,13) so findet man hier wie dort
die gleichen schlanken Gestalten in feierlich
monumentaler Haltung, die gleichet! zur Körper-
länge in eigentümlichem Mifsverhältnifs stehen-
den kleinen Köpfe, die in schönem Wurf herab-
fliefsenden, am Boden nachschleppenden Ge-
wänder. Die hl. Jungfrau (B. 65) trägt dasselbe
am Halsausschnitt mit Pelz verbrämte Kleid wie
auf den Bildern aus dem Marienleben.

Es sei hier noch erwähnt, dafs Bartsch die
Apostel nicht in der vom Künstler beabsich-
tigten Reihenfolge beschreibt, da er übersah,
dafs immer je zwei und zwei von ihnen durch
die Uebereinstimmung der Nischen und Portale,
vor denen sie stehen, als Gegenstücke gekenn-
zeichnet sind. Nur Christus und Maria machen
hiervon eine Ausnahme. Ich habe daher für den
Lichtdruck diese Zusammenstellung gewählt:14)

3. Andreas. B. 67. 4. Bartholomäus. B. 71.

7..Philippus. B. 70. 8. Jacobus minor. B. 72.

11. Simon. B. 75. 12. JudasThaddäus. B.74.

Maria, welche sich an der Spitze der aus 14 Blättern
bestehenden Folge befinden, mufsten der Raumersparnifs
wegen fortgelassen werden. Die Letztere fehlt über-
dies in Berlin.

Ich kenne nur zwei vollständige Exemplare der
ungemein feltenen Folge in Paris und Wien (Albertina).
Je 13 Blatt besitzen das Berliner Kabinet und die
Wiener Hofbibliothek, 8 befinden sich in Bologna,
2 in Oxford und je eines in der Sammlung König
Friedrich August II. zu Dresden und im British Museum.

13) Abgebildet im Katalog des Rudolphinum zu
Prag (1889), Nr. 377 und 378.

l*) Durch ein Versehen wurden dabei nur Thomas
und Matthias vertauscht. Letzterer gehört wohl rich-
tiger unter Nr. 9, Ersterer unter Nr. 10.
 
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