Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

DOI Heft:
1. Heft
DOI Artikel:
Rose, Walther: Römisch-germanische Panzerhemden, [1]: Altertum - Zeitalter der Völkerwanderungen - Frühes Mittelalter bis zur Karolingerzeit
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0016

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zeitschrift für historische Waffenkunde.

IV. Band.

„beeilten sich die Römer, sobald sie einmal
die Widerstandsfähigkeit und Zweckmäfsigkeit
einer Waffe erkannt hatten, ihrerseits es nach-
zuahmen. Denn wenn irgend ein Volk, so sind
die Römer imstande, ihre hergebrachten Ein-
richtungen aufzugeben und das bessere Fremde
sich anzueignen“.
Die Berichte dieses Historikers sind um so inter-
essanter und wertvoller, als derselbe im Gefolge
seines Gönners Publius Cornelius Scipio Aemilianus
Africanus Minor, des Zerstörers von Carthago, an
dessen zahlreichen Kriegszüg'en in Afrika, Grie-
chenland und Spanien teilnahm und deshalb


Abb. i. Relief der Trajanssäule (113 n. Chr.).
Darstellung eines römischen Maschenpanzers (lorica hamata).
Nach Fröhner, La colonne Trajane Bd. I Taf. 15.

an Genauigkeit und Treue der Erzählung, sowie
namentlich auch an Umfang militärischer Kennt-
nisse von keinem Geschichtsschreiber des Alter-
tums übertroffen wird.
Nach seinen Angaben zerfiel zur Zeit des
2. Punischen Krieges (218—201 v. Chr.) jede römi-
sche Legion in die vier Abteilungen der Velites
(Wurfspiefsträger), ITastati, Principes und Triarii,
deren Unterschiede sich nicht blofs auf Benennung
und Alter, sondern auch auf die Bewaffnung er-
streckten. Von letzterer gibt Polybius eine bis
ins einzelne gehende genaue Beschreibung und

bemerkt hierbei insbesondere hinsichtlich des
Brustpanzers folgendes:4)
„Die meisten nun nehmen noch weiter eine
eherne Platte, die in der Länge sowohl als in
der Breite immerhin eine Spanne hält und die
sie vor der Brust tragen und Herzdecker (xapSto-
üuXocl; = pectorale) nennen, und hiermit ist ihre
Ausrüstung* vollständig-. Diejenigen aber, die
im Census mit mehr als 10 000 Drachmen laufen,
tragen anstatt des Herzdeckers neben allen an-
deren Waffenstücken noch einen Kettenpanzer
(Töpaq aAuot-SoToc). In g-anz gleicherweise sind
die Principes und Triarii bewaffnet, nur tragen
die letzteren anstatt der Pilen Speere.“
Neben diesem eigentlichen Panzerhemde, dem
~opac; aXoGiTwroip oder der lorica hamata resp.
lorica hamis conserta5), erscheint gleichzeitig auch
der Schuppenpanzer, der DopoG XstccSuto^6) oder
cpuXiH.WGC, bei welchem sich nach der Gestaltung


Nach Fröhner, La colonne Trajane Bd. II Taf. 99.
der einzelnen Schuppen folgende Unterarten unter-
scheiden lassen:
die lorica squamata7), mit glatten und unten
abg-erundeten Metallplättchen, entsprechend
den Fischschuppens),
4) Polybius a. a. O. Buch VI Kap. 22 u. 23. Deutsche
Übersetzung von Haakh (Stuttgart 1875).
6) Isidorus Orig. XVIII, 13, 1: „Lorica vocatur, eo quod
loris careat: solis enirn circulis ferreis contexta est“.
6) Dio Cassius 78, 37 in Macrinum.
T) Siehe auch Virgils Aeneis XI Vers 487/488:
„Iamcjue adeo rutilum thoraca indutus aenis
Horrebat squamis surasque incluserat auro“.
.Ebenso erwähnt Virgil Aeneis IX Vers 907/908 sogar einen,
zur erhöhten Sicherheit mit doppelten Schuppen besetzten
vergoldeten Panzer: „Nec duplici squamae lorica fidelis et
auro sustinuit“.
8) Deutlich erhellt dies aus Isidorus Orig. XVIII, 13, 2:
„Squama est lorica ferrea ex laminis ferreis aut aereis con-
 
Annotationen