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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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1. Heft
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Rose, Walther: Römisch-germanische Panzerhemden, [1]: Altertum - Zeitalter der Völkerwanderungen - Frühes Mittelalter bis zur Karolingerzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0017

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. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

o

die lorica anguinea, mit glatten und unten spitz
auslaufenden Metallplättchen, gleich den
Schlangenschuppen, sowie
die lorica plumata, mit unten spitz endigenden
Metallplättchen, die aber entsprechend den
Vogelfedern mit einem Mittelgrat versehen
waren9).
Diese Schuppenpanzer waren in früherer Zeit
vorwiegend eine beliebte Schutzwaffe der römi-
schen Hilfstruppen (Auxiliären), später aber auch
der höheren römischen Offiziere, namentlich der
Prätorianer der Kaiserzeit, deren reich vergoldete
Schuppenpanzer berühmt waren10).
Wenn nun auch nach dem angeführten Be-
richte des Polybius das hier allein in Betracht
kommende eigentliche Panzerhemd, die lorica
hamata, in den älteren Zeiten der Republik zu-
nächst nur von den Vornehmen und bevorzugten
Kriegern getragen wurde, so kann man dagegen
in der Kaiserzeit einen immer allgemeiner werden-
den Gebrauch dieser Schutzrüstung konstatieren,
wie dies ihre zahlreichen Abbildungen auf den uns
erhaltenen öffentlichen Denkmälern des antiken
Rom beweisen. In dieser Hinsicht kommen nament-
lich die berühmten Ehrensäulen der Kaiser Trajan
(98—117 n. Chr.)11) und Marcus Aurelius Antoninus
(161 —180 n. Chr.)12), sowie die Triumphbogen der
catenata in modum squamae piscis, et ex ipso splendore
squamarum, et similitudine nuncupata est“.
9) Ammianus Marcellinus sagt in seinem Buch XXIV
von den Parthern: „Hostem undique laminis ferreis in modum
tenuis plumae contectum“. Siehe auch Virgils Aeneis XI
Vers 771. Sallust Fragm. ap. Serv. ad 1. — Eine Zusammen-
stellung dieser verschiedenen Arten von Schuppenpanzern
findet sich in dem Ergänzungsbande zu Demmins Kriegs-
waffen (Wiesbaden, Verlag von Rud. Bechtold & Co.) S. 45/46,
ebenso auch von dem sehr beliebten Schienenpanzer (lorica
segmentata).
10) Siehe auch Ludwig Lindenschmit, Tracht und Be-
waffnung des Römischen Heeres während der Kaiserzeit
(Braunschweig 1882) S. 7, 18. Jähns, Handb. einer Geschichte
des Kriegswesens von der Urzeit bis zur Renaissance (Leipzig
1880) S. 194. Marquardt, Röm. Staatsverwaltung, das Militär-
wesen S. 329 Anm. 3. Weifs, Kostümkunde II (Berlin 1860).
Demmin, Die Kriegswaffen 4. Aufl. (Leipzig 1893) S. 243/244.
n) Die Trajanssäule aus Marmor (100 röm. Fufs, d. h.
29,5 m hoch, unten 3,6 m und oben 3,3 m im Durchmesser)
wurde im Jahre 113 n. Chr. errichtet und soll die Taten des
Kaisers Trajan in den Dacier-Kriegen (101 —102 n. Chr. und
105—-107 n. Chr.) verherrlichen. Die in Spiralen die Säule
umlaufenden Reliefs sind 1 m hoch und 200 m lang.
12) Die sog. Antoninus- oder Marcussäule, ebenfalls aus
Marmor, ist eine Nachbildung der Trajanssäule und zeigt
genau dieselben Gröfsenmafse. Sie wurde vom römischen
Senat im Jahre 176 n. Chr. dem Kaiser Marcus Aurelius
Antoninus (161—180 n. Chr.) zum Andenken geweiht und
stellt dessen siegreiche Kämpfe gegen die Markomannen
(167—175 n. Chr.) in stark vorspringenden Reliefs dar. —
Die moderne Inschrift bezeichnet die Säule irrtümlich als
dem Kaiser Antoninus Pius (138 —161 n. Chr.) geweiht, dem
Vorgänger des Kaisers Marcus Aurelius Antoninus.

Kaiser Septimius Severus (193—211 n. Chr.)13) und
Constantin des Grofsen (324—337 n. Chr.)14) in
Betracht.
Insbesondere bieten die Reliefs der beiden
erstgenannten Ehrensäulen eine geradezu über-
raschende Fülle lehrreicher Beispiele. Der Ma-
schenpanzer erscheint hier in der unverkennbaren
Gestalt des eigentlichen Panzerhemdes, dessen
einzelne Maschen die übliche Form der V erflech-
tung zeigen, indem jeder Ring je vier andere
umfafst. Sehr klar zeigt dies die als Gegenstück
zu einer lorica squamata dienende Darstellung


Abb. 3. Relief der Trajanssäule (113 n. Chr.).
Römische Leibwachen des Kaisers im Maschenpanzer.
Nach Fröhner, La colonne Trajane Bd. II Taf. ich.

einer solchen lorica hamata auf dem mit Trophäen
geschmückten Sockel der Trajanssäule 15), woselbst
13) Der noch erhaltene dreitorige Triumphbogen des
Septimius Severus wurde im Jahre 203 n. Chr. zum An-
denken an die Siege dieses Kaisers über die Parther, Araber
und Adiabener errichtet.
14) Der Triumphbogen Constantins des Grofsen wurde
im Jahre 312 n. Chr. von Senat und Volk dem Kaiser nach
der Besiegung des Maxentius errichtet. Er ist mit Reliefs
geschmückt, die gröfstenteils von älteren Bauten des Trajan
entnommen sind.
15) Siehe W. Fröhner, La colonne Trajane. Reproduite en
phototypographie par Gustave Arosa. 220 Planches. 4 Vol.
 
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