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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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1. Heft
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Rose, Walther: Römisch-germanische Panzerhemden, [1]: Altertum - Zeitalter der Völkerwanderungen - Frühes Mittelalter bis zur Karolingerzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0020

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

IV. Band.

1. Die erstgenannte Sammlung bewahrt ein
handgrofses Stück, welches im Jahre 1857 beim
Graben eines Brunnens in einem Hause der Schiller-
strafse in Mainz zugleich mit einer grofsen Anzahl
von römischen Sandalen, Waffenstücken, Werk-
zeugen und Geräten gefunden worden ist und
aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. stammt. Dieses
Panzerzeug ist von so wunderbar feiner Arbeit,
dafs es einem zarten Gewebe gleicht, da die ein-
zelnen Ringe den minimalen Durchmesser von nur
3 mm (!) aufweisen. Das Geflecht selbst besteht
aus abwechselnden Reihen von geschweifsten
und genieteten Ringen, so dafs also immer 4
geschweifste Ringe einen genieteten umfassen
und umgekehrt (s. Abb. 12 a u. b)20).
2. Ferner besitzt dieselbe Sammlung' 3 zu-
sammengeballte und durch Rost und Sand in feste
Klumpen verwandelte Panzerhemden, welche in
der Nähe der ehemaligen Römer brücke mit zahl-
reichen römischen Resten aus dem Rheinbett
gehoben worden sind. Die Konstruktion des
Geflechts besteht wie beim ersterwähnten Stück
aus abwechselnden Reihen von genieteten und
geschweifsten Ringen. Der äufsere Durch-
messer der genieteten Ringe beträgt 8 mm, der
innere 6 mm, mithin der Durchmesser der Ring-
peripherie 1 mm. Die etwas kleineren geschweifs-
ten Ringe zeigen einen äufseren Durchmesser von
7 mm, einen inneren von 5 mm, und dement-

20) Diese beiden Abbildungen nach Lindenschmit, Die
Altertümer unserer heidnischen Vorzeit (Mainz 1858) Bd. I,
Heft XII, Taf. 4 Nr. 4 u. 4a.


Abb. 8. Relief derfMarcussäule (176 n. Chr.).
Römische Legionäre in Maschen- und Schuppenpanzer
(lorica hamata und lorica squamata).
Nach Petersen, von Domaszewski und Calderini, Die Marcussäule
Bd. II Taf. 116 Abb. A.


Abb. 9. Relief der Marcussäule (176 n. Chr.).
Römische Legionäre in Maschenpanzer (lorica hamata).
Nach Petersen, von Domaszewski und Calderini, Die Marcussäule
Bd. II Taf. 110 Abb. B.
sprechend einen Durchmesser der Ringperipherie
von 1 mm.
3. Zwei weitere Fragmente aus der römischen
Schicht auf dem alten Kästrich (Mainz) und ein
drittes Bruchstück aus dem Schutte eines nieder-
gebrannten römischen Hauses, an der Stelle des
alten römischen Lagers g-efunden, sind leider durch
Feuer ang-eschmolzen und so zerstört, dafs man
die Herstellungsweise nicht mehr genau erkennen
kann. Die Gröfse der Ringe beträgt etwa 10 mm.
4. Ebenso bewahrt die römische Abteilung
des Römisch-Germanischen Centralmuseums Ab-
güsse von zwei im Feuer teilweise geschmolzenen
Panzerhemden aus dem um die Mitte des 3. Jahr-
hunderts zerstörten römischen Kastell bei Weifsen-
burg am Sand (Mittelfranken). Die Originale sind
in der Sammlung des „Historischen Vereins für
Weifsenburg am Sand und Umgegend“ auf bewahrt.
Wenn auch nicht mehr genau erkennbar, so scheint
doch die Technik dieselbe zu sein wie bei den
übrigen Fragmenten, d. h. aus genieteten und
geschweifsten Ringen zu bestehen.
5. Auch die Sammlung des Verfassers besitzt
ein aus der früheren Kollektion Gimbel erwor-
benes Stück römischen Panzergeflechts, welches
in der Nähe von Mainz beim Baggern aus dem
Rheinbett gehoben wurde. Dasselbe zeigt bei
einer Länge von 26 cm und Breite von 12 cm
ebenfalls abwechselnde Reihen von genieteten
und geschweifsten Ring'en. Die genieteten
 
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