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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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1. Heft
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Rose, Walther: Römisch-germanische Panzerhemden, [1]: Altertum - Zeitalter der Völkerwanderungen - Frühes Mittelalter bis zur Karolingerzeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0022

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8

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

IV. Band.


Abb. 12 a. Original eines römischen Panzergeflechts (lorica hamata) aus
genieteten und geschweifsten Ringen. (Samml. d. Altertums Vereins in Mainz.)
Nach Lindenschmit, Die Altertümer unserer heidnischen Vorzeit Bd. I Heft XII Taf. 4 Nr. 4.

Abb. 12 b. Natürliche Gröfse des
Ringgeflechts von Abb. 12 a.
Nach Lindenschmit a. a. O. Nr. 4 a

zeuges haben einen äufseren Durchmesser von
9 mm, einen inneren von 7 mm und somit einen
Durchmesser der Ringperipherie von 1 mm, wo-
bei das Eisen der abwechselnd genieteten und
geschweifsten Ringe aber nicht gerundet, son-
dern flach gearbeitet ist.
8. Endlich mufs noch auf das im Berliner
Museum unter den Bronzen Nr. 1025 befindliche
hochinteressante und wohl als Unikum zu be-
zeichnende Fragment eines römischen Maschen-
und gleichzeitig auch Schuppenpanzers besonders
aufmerksam gemacht werden, welches bei Rom
gefunden und von der Herzogin von Sermoneta
im Jahre 1842 zugleich mit der Marmorstatue des
Meleager angekauft wurde24). Leider ist auch
dieses Stück durch Rost und Sand zu einem
festen Klumpen zusammengeballt, doch lassen die
hier zum ersten Male in Originalgröfse ver-

so dafs dieselben schon hierdurch ein undurch-
dringliches Geflecht bilden, während die dach-
ziegelförmig darauf befestigten winzigen Eisen-
schuppen, mit einem Mittelgrat in Gestalt der
lorica plumata, bei einer Länge von 8 mm und
Breite von 5 mm kaum die Gröfse eines kleinen
Fingernagels besitzen.
Auf einen derartigen bisher noch nirgends
näher beschriebenen Maschen- und Schuppen-
panzer scheint übrigens bereits eine Stelle in dem
eingangs erwähnten Epos „Punica“ des Silius hin-
zudeuten, woselbst (5. Gesang, Vers 140/141) die
Rüstung des Konsul Flaminius in der unglück-
lichen Schlacht am Trasymenischen See folgender-
mafsen beschrieben wird:

öffentlichten Abbildungen desselben25) die Technik
genau erkennen (s. Abb. 14 a u. b).
Hiernach handelt es sich um ein aufserordent-
lich feines Ringgeflecht, auf dessen einer Seite an
jeder Maschenreihe dicht nebeneinander Schuppen
befestigt sind, die sich gröfstenteils decken, so
dafs also jede Stelle durch die doppelte Stärke
der Schuppen und des Panzerzeugs gedeckt ist.
Die durchweg" genieteten Ringe zeigen
den minimalen Durchmesser von nur 3 — 4 mm,
34) Siehe Berlins antike Bildwerke. II: Geräte und
Bronzen im Alten Museum. Dargestellt von Dr. C. Friedrichs
(Kleinere Kunst und Industrie im Alterthum). Düsseldorf 1871.
Auch Jähns erwähnt dieses Fragment in seinem „Handbuch
einer Geschichte des Kriegswesens“ (Leipzig 1880) S. 194
u. Anm. **.
36) Die Photographien desselben verdanke ich der güti-
gen Vermittlung des Herrn Museumsassistenten Dr. Zahn in
Berlin. (Die Abbildungen werden wegen Raummangels an den
Anfang der Fortsetzung gestellt werden. Die Schriftleitung.)

Abb. 13. Teil eines römischen Panzer-
geflechts (lorica hamata) aus genieteten
und geschweifsten Ringen in Original-
gröfse. (Sammlung des Verfassers.)
„Loricam induitur; tortos huic nexilis hamos
Ferro squama rudi permixtoque asperat auro“.
Oder nach der genannten metrischen Übersetzung:
„Nun umschliefst er den Leib mit geringeltem
Panzer; es waren
Schuppen daran aus Eisen und Gold; dann greift
er zum Schilde etc.“
jedenfalls mufs die gleichzeitige Verbin-
dung einer solchen lorica hamata mit einer plumata,
deren minutiös gearbeitetes Ring- und Schuppen-
geflecht sogar das der italienischen Panzerhemden
und Brigantinen des 15. und 16. Jahrhunderts an
Feinheit übertrifft, als der Gipfelpunkt altrömischer
Waffenschmiedekunst in künstlerisch vollendeter
Technik bezeichnet werden.
 
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