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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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1. Heft
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Potier, Othmar: Die Waffenkammer des Stiftes Kremsmünster, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0024

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LO

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

IV. Band

stützen. Hatte in verständnisvoller Würdigung-
geschichtlicher Forschung weiland Abt P. Leo-
nard Achleutner und später dessen Nach-
folger der hochwürdige Herr Abt P. Leander
Czerny die Genehmigung zu diesem Werke er-
teilt, so förderten meine Studien die hochwürdigen
Herren und Professoren Dr. P. Altmann Al-
tinger, P. Julian Hauer, P. Sebastian Mayr
und P. Franz Schwab in Kremsmünster,
Gustos Dr. Camillo List in Wien und Dr.
Erich Haenel in Dresden, wofür ich den
Herren an dieser Stelle Dank sage. Ganz be-
sonders verpflichtet fühle ich mich aber gegen
den Herrn k. u. k. Fregattenkapitän Karl Koss
in Pola, welcher sich der
schwierigen Deutung der
auf den Waffen verkom-
menden oft recht unleser-
lich gewordenen morgen-
ländischen Inschriften zu
unterziehen die grofse
Güte hatte, und gegen
den Herrn Direktor Dr.
Karl Koetschau in
Dresden, dessen lie-
benswürdiges Entgegen-
kommen überhaupt die
Drucklegung dieser Stu-
die erst ermöglichte.

Wertvolle naturwis-
senschaftliche und kunst-
geschichtliche Schätze
birgt das auf eine mehr
als elfhundertjährige an
Ehren reiche Vergangen-
heit zurückblickende Be-
nediktinerstift Krems-
münster in Oberöster-
reich.
Wie etwas Fremdes, in die stillen, dem Gottes-
frieden und der Erziehung der Jugend geweihten
Mauern nicht Hineingehörendes mutet eine Ab-
teilung dieser Sammlungen an, die Zeugnis ab-
legt von dem mannhaften Geiste, welcher die
Mönche dieses Klosters stets beseelte, wenn
wieder einmal zum Streit gerüstete Scharen durchs
Donautal zogen, die uralte Völkerstrafse entlang,
welche zu allen Zeiten ebenso wichtig für den
friedsamen Handelsmann, wie für die Pleersäulen
von Freund und Feind war.
Verhältnismäfsig klein, enthält die Sammlung
keine Prunkstücke kriegerischer Rüstung, und
spärlich nur sind die Reste der einst wohl ge-
füllten klösterlichen Waffenkammer', welche auf
uns kamen.

So bescheiden auch dasjenige ist, was von
dem einstigen Zeughaus des Stiftes übrig blieb»
an welchem ja nicht nur kriegerische Ereignisse,
sondern auch pietätloser Bureaukratismus sich
arg versündigten, so besitzt es doch einen nicht
zu unterschätzenden Wert durch seine Erhaltung
an sich, sowie dadurch, dafs manche hier auf-
bewahrte Waffe ein Zeuge der grofsen geschicht-
lichen Ereignisse selbst ist, welche Oberöster-
reich und damit das Stift betrafen, das in seiner
Treue zu Kaiser und Reich allen Bewohnern der
Provinz jederzeit ein leuchtendes Vorbild war.
Höchst dürftig sind die Antworten, welche
das Archiv des Stiftes auf Fragen nach der
klösterlichen Rüstkam-
mer gibt. Rechnungen
über Ankäufe von Waffen
sind leider aus älterer
Zeit gar nicht vorhanden,
so dafs es den Anschein
gewinnt, als habe für
die Bestreitung der Aus-
lagen für Wehrzwecke
eine besondere Lade be-
standen.
Als den Gründer der
Waffenkammer des Stif-
tes nennen die Urkunden
den Abt Gregor Lech-
ner (Abb. i). Derselbe
rief nicht nur das Gym-
nasium ins Leben, son-
dern er umhegte auch
1546 das Kloster mit
Wassergräben, Mauern
und fünf Türmen und er-
baute zwei Jahre später
an der Ecke des Stiftsge-
bäudes nächst dem alten
Bräuhause aus Quader-
steinen eine Rüstkammer (R in Abb. 2), welche
erst 1804 abgebrochen wurde1).
Diese urkundliche Nachricht von der Grün-
dung des Abtes Gregor könnte nun leicht zu
der Annahme verleiten, als hätte sich damals das
Kloster überhaupt erst eine Waffenkammer ein-
gerichtet. Dieses war ganz gewifs nicht der Fall.
Wie die Städte, die Burgställe, die anderen
Klöster ihre Harnischkammern besafsen, ebenso
wird auch das Stift Kremsmünster seit alter
Zeit her über einen eigenen Zeugstadel verfügt
haben. Das war ja bei den damaligen unsicheren
Rechts- und Lebensverhältnissen selbstverständ-

J) Harten Schneider, P. Ulrich, Histor. u. topogr. Dar-
stellung von dem Stifte Kremsmünster. Wien 1830.
 
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