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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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1. Heft
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Potier, Othmar: Die Waffenkammer des Stiftes Kremsmünster, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0037

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i. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

23

Die Marke bezeichnet den Lauf als eine Arbeit
des Mustafa (camel mustafa). Die Zielvor-
richtung gliedert sich in zwei rudimentäre Ziel-
backen, eine Zielkante und einem festen Aufsatz
mit einem Visierloch. Türkisches Schnappschlofs.
Die schwarz gebeizte Schäftung- rührt von einem
Infanteriegewehr mit französischem Kolben her.
29. Janitscharenrohr. Der geschmackvoll
gegliederte Lauf aus schönem Banddamast nimmt
gegen die Mündung zu die Gestalt eines Schlangen-
kopfes an. Das Kaliber des 97 cm langen Laufes
beträgt 17 mm. Derselbe weist ein einfaches
Muster in erhabener Tausia auf. Türkisches
Schnappschlofs. Der Schaft gleicht dem eben
beschriebenen. 132 cm. 4,4 kg. 18. Jahrh.
30. Türkischer Stutzen. Der 86 cm lange
Lauf aus Banddamast besitzt ein Kaliber von
15 mm und einen achtkantigen Querschnitt. Die
Zielvorrichtung- besteht aus einem aufgeschobenen
Klappvisier. Die mit Messing plattierte Marke
läfst in dem türkischen Schnappschlosse eine
Arbeit Alis erkennen (camel fali). Drei aus Silber-
blech geprefste Ringe halten den Lauf in der
Schäftung- fest, deren Kolben reiche Intarsia
mittels Messingstiften aufweist. Der Ladstock
wie der Tragriemen sind original. 118 cm. 3,5 kg.
19. Jahrh. 1. Hälfte.
Anmerkung. Die hier beschriebenen Gewehre ge-
hören ausnahmslos unter diejenige Gruppe von Gewehr-
formen, welche in Bosnien als Sisana bekannt sind.
Vgl. Otmar Potier. Die auf der Balkanhalbinsel gebräuch-
lich gewesenen Gewehrformen, in den „Beiträgen zur Ge-
schichte der Handfeuerwaffen“, Dresden 1905.
31. Pistole. Der an der Kammer kantige
Lauf nimmt später einen runden Querschnitt an, um
in einem geschnittenen Schlangenkopf zu enden,
dessen Augen aus mit Messingfäden umgebenen
Beinplättchen bestehen. Das Kaliber dieses aus
feinem Banddamast geschmiedeten Laufes beträgt
14 mm. Türkisches Schnappschlofs. Die Schäftung
weist reiche Perlmuttereinlagen auf. 37 cm. 1 kg.
17. Jahrh.
32. Pistole. Der 16 mm kalibrige Lauf aus
Banddamast ist überreich, jedoch wenig ge-
schmackvoll mit Korallen und Silbertausia geziert.
Die aus dem 17. Jahrhundert stammende Schäftung
ist reich mit Perlmutter, Horn und grün ge-
beiztem Bein eingelegt. Das alte Schnapp-
schlofs wurde durch ein ordinäres Kapselschlofs
ersetzt. 40 cm. 0,8 kg.
33. Pulverhorn (barüt boinuzu), stark ge-
krümmt, so dafs die Ausgufsöffnung und der
Boden des Hornes sich fast berühren. Der
hölzerne Körper des Hornes ist mit karmoisin-
rotem Samt bekleidet und mit Ornamenten
und Nelken in Silberstickerei reich verziert. Die

beinernen Verschlufsstöpsel weisen eingravierte
rote und grüne Kreise auf. 17. Jahrh.
II. Schutzwaffen.
Kettenhemden.
34. Kettenhemd (zirih-kärte). Das Maschen-
werk besteht aus genieteten eisernen Ringelchen,
deren äufserer Durchmesser 6 mm beträgt,
während der Draht 1 mm stark ist. In einen
Ring greifen stets vier andere ein. Das Hemd
mifst vorn 72 cm. Die Ärmel sind, unter den
Achseln gemessen, 52 cm lang und 15 cm breit;
am TIandgelenk weisen sie einen 8 cm langen
Schlitz auf. Der 4,5 cm hohe ITalskrag-en besteht
aus etwas gröber gearbeiteten Ringen. Die
Ränder des Halskragens, der Ärmel und der
untere Saum des Hemdes werden von teils ge-
nieteten, teils gestanzten Ringen aus Messing-
gebildet. Die eisernen Agraffen des Verschlusses
sind zum Teil erhalten. 10 kg. 17. Jahrh.
35. Kettenhemd, ähnlich dem vorigen. Das-
selbe ist 78 cm lang und besteht aus 1 mm starken
Ringelchen von 8 mm äufserem Durchmesser.
Die Ärmel sind 16 cm lang. Von dem Verschlufs
des Hemdes ist nur mehr eine eiserne Schnalle
erhalten. 8 kg. 17. Jahrh.
III. Pferdezeug.
36. Kopfgestell, bäschtik, mit einemBruch-
stück des Sprungriemens und dem Schwanz-
riemen, sagri, aus geschwärztem Leder, welches
mit weifsem Metall reich beschlagen ist; einfaches
Gebifs mit Kinnkette und Zügelringen.
37. Handpauke, tabl. Der kleine Kessel
aus Kupferblech besitzt die Form eines abge-
stutzten Kegels von 14 cm Höhe bei einem
Durchmesser von 21,5 cm. Am Boden des Kessels
befindet sich ein Öhr angelötet. 1 kg-. 17. Jahrh.
Anmerkung. Derartige Handpauken bilden ein be-
merkenswertes Zugehör der altorientalischen Pferderüstung.
Sie wurden an der rechten Seite am Vorderbogen des
Sattels angebunden; ein durch das Öhr im Paukenboden
gezogenes Riemchen hielt die Pauke in ihrer Lage fest.
Diese Handpauken waren vorzüglich geeignet, die mora-
lische Wirkung des Angriffes morgenländischer Reiterei
zu erhöhen. Die Reitergeschwader rückten nämlich in
stets schärfer werdender Gangart unter fortwährendem
Schlagen auf die Handpauken an den Gegner heran; erst
auf kurze Entfernung von demselben wurden die Säbel
gezogen und unter wildem Geschrei in den Feind einge-
brochen. Vgl. Wendelin Boeheim, Handbuch der Waffen-
kunde. Leipzig 1890.
IV. Kleidungsstücke.
38. Kaftan als Zeremonienkleid, libäs-i diwäni,
aus feinem Chunkiarimusselin, 128 cm lang, wovon
8 cm auf den von Silberfäden durchwirkten Saum
 
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