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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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1. Heft
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0043

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i. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

9

die Anbringung von messingenen Riemenbügeln
bezeichnen, von denen der eine unmittelbar vor
dem Abzugsbügel sitzt, während von dem anderen
nur noch die eiserne Öse amWorderlauf vorhanden
ist. Denn einen solchen Kolofs am Riemen zu
tragen, würde nur ein Mensch von „doppelter
Lebensgröfse“ imstande sein.
Zum Schlufs noch kurz ein Wort über die
Bestimmung solcher schwerer Büchsen, soweit
darüber überhaupt etwas Bestimmtes zu sagen
ist. Ein tragbares Gewehr in unserm Sinne war

fehl, wenn man dabei eine Parallele zieht zu der
sogenannten „Karrenbüchse“, die vornehmlich bei
der Jagd auf Trappen (seltener Wildenten) Ver-
wendung fand und die — oft aus neun in drei
Reihen übereinander liegenden Läufen mit nur
einem Schlofs bestehend —, wie schon ihr Name
sagt, auf einem Karren oder Wagen befestigt
mitgeführt wurde. Denn die grofsen und dabei
aufserordentlich scheuen Trappen verlangten einen
derben Schufs aus ziemlich bedeutender Entfer-
nung — daher der lange Lauf und das grofse


Abb. 4.

es seiner Gröfse und Schwere wegen keinesfalls.
Da wir aber im Hinblick auf die Zeit von Schlofs
und Schaft den Begriff der Wallbüchse von vorn-
herein fallen lassen müssen, so ist auch hier an-
zunehmen, dafs es Jagdzwecken gedient hat und
dadurch, dafs es auf der Brüstung eines Wagens
oder Karrens befestigt war, wenigstens fahrbar
gemacht wurde. Denn von einem festen, lafetten-
artigen Untergestell, das die Waffe an einen Platz
festbannen würde, kann bei Ausübung der Jagd
füglich nicht die Rede sein. Man geht wohl nicht

Kaliber —, und da ein Anpirschen eben wegen
ihrer Scheuheit nicht möglich war, mufste man
suchen, sie auf Wagen, die als Heu- oder Ernte-
wagen maskiert waren, „anzufahren“. — Eine treff-
liche Jllustration dieser Jagdart findet sich in dem
Jagdbuche Wolff Pirckners vom Jahre 1639 au^
der Veste Koburg (Abb. 4). Unter der maskieren-
den Hülle des Wagens ist mit vollster Deutlich-
keit die ungewöhnliche Gröfse der dabei ver-
wendeten Büchsen zu erkennen.
Alfons Di en er - Sch ön her g.
 
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