3- Heft.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
75
Sättel 8 gl., io gl., ii gl., Satteltaschen je 4 gl.,
Vorgebuge 2 V2 gl., Halfter 21/2 gl., 3 gl., Zaum
bis 6 gl., ein Paar Steigleder 2 gl.; über dies „eine
schweinshaut zu riemen“ 7 gl. Ein Schock Huf-
eisen kostete 30 bis 48 gl., ein halb Schock „zu
smeden von der stadt eysen“ 24 gl. Zum Unter-
schied von den Fufssöldnern bekam ein reitender
Knecht 24 gl. Wochenlohn, „y vom pherde 24 gl.
y die woche“. Reitende Kriegsdienste taten aufser
den Bürgern im Jahre 1424 52 Mann mit 53
Pferden: 1425 waren in der Stadt 87, in den Vor-
städten 17 Pferde, auch angeworbene Knechte,
manchmal 44 zu gleicher Zeit, sowie adlige Herren
der Umgegend: 1428 z. B. lagen in der Stadt 31
Ritterbürtige mit ihren Söhnen und Knechten, 142g
im Oktober unterhielt Görlitz 25 Herren mit ihren
Knechten und 125 Pferden. Die Ausgaben der
reichen Sechsstadt stiegen dadurch aufserordent-
lich, vom Oktober 1431 bis Oktober 1432 betrugen
sie 285572 Schock 21 gl. 4 „Item so ist uff
das geschengke gegangen von der stadt wegen,
das man der stat zu eren geschankt hat an wyne
herrn, rittern, knechten, stetin und andern gesten,
die hy durchgezogin sein 95 sch. 13 gl.“ An
Hafer verbrauchte man 8U/2 sch. 15 gl., das sind
bei einem Preise von 3 gl. für den Scheffel
1635 Scheffel Hafer!
Von Bedeutung für die damalige Kriegs-
führung waren noch die Heerwagen und die
Gezelte. Leider sind nur die Preise einzelner
Teile auffindbar. Ein Rad an einem Heerfahrts-
wagen kam 7 7i gl-, ein Gestelle 8 gl., 2 Achsen
4 gl., eine Zucht 1 gl. Die Reparatur eines
Kammerwagens kostete 11 gl. „Item umbe trage-
ringe zu dem cammerwagen, 2 bant und 7 schenen
ufzuslaen, 2 bant an die alte hole, 2 rinken zu
der deisil am cammerwagen, 1 hocken und
kethinglede, 2 waineisin und schenenail (Rad-
nagel) 11 gl.“ Eine Tonne Wagenschmiere wurde
mit 19 gl. bis 21 gl. bezahlt. — Die bei auswärtigen
Unternehmungen gebrauchten Zelte waren aus
Leinwand oder Zwillich, von denen die Elle 2 gl.
bezw. 1 gl. kostete. Bemerkenswert ist noch, dafs
die Zeltstangen manchmal durch Lederschuhe
geschützt wurden; „item umbe ledir zu schuwin
zum gezelde, do die Stangen ynne stehin 5 gl.“.
Für gewöhnlich aber beschlug man die Zeltpfähle
mit Eisen, „12 gl. vor 12 phelen zcubeslahn zcu
dem geczelde“. Neben einen Vorrat an Zelten
mufste man auch dafür sorgen, dafs Geräte zur
Befestigung der Lagerstätten auf Kriegszügen
vorhanden waren, wie Hauen (das Stück 2 gl.),
Schaufeln (1 gl.), Bicken (3 gl.J Grabscheite (1 gl.
4 hl.), Keilhauen (3 gl.), Äxte (3 gl. 4 hl.), Nägel
(das Schock 1 gl.) usw. Ebenso mufste für Speise-
und Kochgeräte gesorgt sein.
Aus all dem Angeführten ist ersichtlich, dafs
die Vorbereitung' zur Kriegsführung im 15. Jahr-
hundert durchaus keine einfache Aufgabe mehr
war. Die verantwortlichen Ratsmitglieder werden
aufser den Geldsorgen oft genug' schwere Stunden
zu durchleben gehabt haben in banger Erwartung,
ob ihre Mafsnahmen zum Schutze der Stadt und
zur Hilfeleistung für die Bundesgenossen sich
als ausreichend erweisen würden. Es ist sowohl
Görlitz als auch Dresden gelungen, durch eigne
Kraft, durch fürstliche Unterstützung22), durch
Kriegsdienste des Adels und der Landleute einer-
seits, durch Mangel an Geschütz und Belagerungs-
technik bei den Hussiten andererseits, unerobert
aus den Kriegsstürmen anfangs des 15. Jahr-
hunderts hervorzugehen.
Zum Schlufs sei noch erwähnt, dafs man in
damaliger Zeit die Verwundeten je nach der
Schwere der Wunde mit Geld abzufinden pflegte,
ebenso wie die Witwen der Gefallenen mit einer
eewissen Summe für den Verlust ihres Ernährers
entschädigt wurden. „Das sind die gewunten,
die do gewund synt vor der Lobaw (Löbau i. S.):
Meister ITylner schuster geschossen in den arm
’/z mr. gl. — Item Heinrich Gerste, Roleders
knecht, geschossen undir die ougen 18 gl. — Item
meister Paul Geythen geschossen durch das maul
und ouch in den halz 72 sch. gl.-Item Bart-
hisz Vorwercker geschossin undir dye ougen myt
eyner tarriszbuchse 1 firdung. — — Item Meny-
chin Notenhoff hat den fusz zuvallen, do her in
daz her (= Heer) wolde reyten 18 gl., Item Petir
Wendeier gewurffen yn das heupt myt eynem
steyne 1 firdung —“23). Diese Schmerzensgeld-
liste stammt aus dem Jahre 1431. Eine andere,
frühere Geschofsliste (1426) erzählt: „Aswerus
Lauterbachynne 4 sch. von der vorlost ires mannes
vor Awske. Johannes Ronerynne 3 sch. 40 gl.
von der vorlost ires mannes vos Awske —“24).
Die Ausgaben für die Männer schwankte zwischen
123 gl. und 372 gl.
22) Diese mufste oft durch reiche Geschenke herbei-
geführt werden 1434 zahlte Görlitz „Johann Pleczil für
ein golden ring mit saphir für den kaiser 6 ßo gl.“ und „vor
das messer gegeben unserm herrn 12V2 ßo gl. 8 gl. „Jocoff
der goltsmed“ bekam „zu machelon an dem messer, das
unserm herrn dem keyser geschenkt wart 3 ßo 15 gl.“ C. d
L. s. 520. 536.
23) C. d. L. s. Bd. II, II S. 294.
24) C. d L. s. Bd. II, I S. 441.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
75
Sättel 8 gl., io gl., ii gl., Satteltaschen je 4 gl.,
Vorgebuge 2 V2 gl., Halfter 21/2 gl., 3 gl., Zaum
bis 6 gl., ein Paar Steigleder 2 gl.; über dies „eine
schweinshaut zu riemen“ 7 gl. Ein Schock Huf-
eisen kostete 30 bis 48 gl., ein halb Schock „zu
smeden von der stadt eysen“ 24 gl. Zum Unter-
schied von den Fufssöldnern bekam ein reitender
Knecht 24 gl. Wochenlohn, „y vom pherde 24 gl.
y die woche“. Reitende Kriegsdienste taten aufser
den Bürgern im Jahre 1424 52 Mann mit 53
Pferden: 1425 waren in der Stadt 87, in den Vor-
städten 17 Pferde, auch angeworbene Knechte,
manchmal 44 zu gleicher Zeit, sowie adlige Herren
der Umgegend: 1428 z. B. lagen in der Stadt 31
Ritterbürtige mit ihren Söhnen und Knechten, 142g
im Oktober unterhielt Görlitz 25 Herren mit ihren
Knechten und 125 Pferden. Die Ausgaben der
reichen Sechsstadt stiegen dadurch aufserordent-
lich, vom Oktober 1431 bis Oktober 1432 betrugen
sie 285572 Schock 21 gl. 4 „Item so ist uff
das geschengke gegangen von der stadt wegen,
das man der stat zu eren geschankt hat an wyne
herrn, rittern, knechten, stetin und andern gesten,
die hy durchgezogin sein 95 sch. 13 gl.“ An
Hafer verbrauchte man 8U/2 sch. 15 gl., das sind
bei einem Preise von 3 gl. für den Scheffel
1635 Scheffel Hafer!
Von Bedeutung für die damalige Kriegs-
führung waren noch die Heerwagen und die
Gezelte. Leider sind nur die Preise einzelner
Teile auffindbar. Ein Rad an einem Heerfahrts-
wagen kam 7 7i gl-, ein Gestelle 8 gl., 2 Achsen
4 gl., eine Zucht 1 gl. Die Reparatur eines
Kammerwagens kostete 11 gl. „Item umbe trage-
ringe zu dem cammerwagen, 2 bant und 7 schenen
ufzuslaen, 2 bant an die alte hole, 2 rinken zu
der deisil am cammerwagen, 1 hocken und
kethinglede, 2 waineisin und schenenail (Rad-
nagel) 11 gl.“ Eine Tonne Wagenschmiere wurde
mit 19 gl. bis 21 gl. bezahlt. — Die bei auswärtigen
Unternehmungen gebrauchten Zelte waren aus
Leinwand oder Zwillich, von denen die Elle 2 gl.
bezw. 1 gl. kostete. Bemerkenswert ist noch, dafs
die Zeltstangen manchmal durch Lederschuhe
geschützt wurden; „item umbe ledir zu schuwin
zum gezelde, do die Stangen ynne stehin 5 gl.“.
Für gewöhnlich aber beschlug man die Zeltpfähle
mit Eisen, „12 gl. vor 12 phelen zcubeslahn zcu
dem geczelde“. Neben einen Vorrat an Zelten
mufste man auch dafür sorgen, dafs Geräte zur
Befestigung der Lagerstätten auf Kriegszügen
vorhanden waren, wie Hauen (das Stück 2 gl.),
Schaufeln (1 gl.), Bicken (3 gl.J Grabscheite (1 gl.
4 hl.), Keilhauen (3 gl.), Äxte (3 gl. 4 hl.), Nägel
(das Schock 1 gl.) usw. Ebenso mufste für Speise-
und Kochgeräte gesorgt sein.
Aus all dem Angeführten ist ersichtlich, dafs
die Vorbereitung' zur Kriegsführung im 15. Jahr-
hundert durchaus keine einfache Aufgabe mehr
war. Die verantwortlichen Ratsmitglieder werden
aufser den Geldsorgen oft genug' schwere Stunden
zu durchleben gehabt haben in banger Erwartung,
ob ihre Mafsnahmen zum Schutze der Stadt und
zur Hilfeleistung für die Bundesgenossen sich
als ausreichend erweisen würden. Es ist sowohl
Görlitz als auch Dresden gelungen, durch eigne
Kraft, durch fürstliche Unterstützung22), durch
Kriegsdienste des Adels und der Landleute einer-
seits, durch Mangel an Geschütz und Belagerungs-
technik bei den Hussiten andererseits, unerobert
aus den Kriegsstürmen anfangs des 15. Jahr-
hunderts hervorzugehen.
Zum Schlufs sei noch erwähnt, dafs man in
damaliger Zeit die Verwundeten je nach der
Schwere der Wunde mit Geld abzufinden pflegte,
ebenso wie die Witwen der Gefallenen mit einer
eewissen Summe für den Verlust ihres Ernährers
entschädigt wurden. „Das sind die gewunten,
die do gewund synt vor der Lobaw (Löbau i. S.):
Meister ITylner schuster geschossen in den arm
’/z mr. gl. — Item Heinrich Gerste, Roleders
knecht, geschossen undir die ougen 18 gl. — Item
meister Paul Geythen geschossen durch das maul
und ouch in den halz 72 sch. gl.-Item Bart-
hisz Vorwercker geschossin undir dye ougen myt
eyner tarriszbuchse 1 firdung. — — Item Meny-
chin Notenhoff hat den fusz zuvallen, do her in
daz her (= Heer) wolde reyten 18 gl., Item Petir
Wendeier gewurffen yn das heupt myt eynem
steyne 1 firdung —“23). Diese Schmerzensgeld-
liste stammt aus dem Jahre 1431. Eine andere,
frühere Geschofsliste (1426) erzählt: „Aswerus
Lauterbachynne 4 sch. von der vorlost ires mannes
vor Awske. Johannes Ronerynne 3 sch. 40 gl.
von der vorlost ires mannes vos Awske —“24).
Die Ausgaben für die Männer schwankte zwischen
123 gl. und 372 gl.
22) Diese mufste oft durch reiche Geschenke herbei-
geführt werden 1434 zahlte Görlitz „Johann Pleczil für
ein golden ring mit saphir für den kaiser 6 ßo gl.“ und „vor
das messer gegeben unserm herrn 12V2 ßo gl. 8 gl. „Jocoff
der goltsmed“ bekam „zu machelon an dem messer, das
unserm herrn dem keyser geschenkt wart 3 ßo 15 gl.“ C. d
L. s. 520. 536.
23) C. d. L. s. Bd. II, II S. 294.
24) C. d L. s. Bd. II, I S. 441.