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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 4.1906-1908

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3. Heft
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Potier, Othmar: Die Waffenkammer des Stiftes Kremsmünster, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.38677#0097

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3. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

83

aus dem Jahre 1848. Die 67 cm lange, 3,5 cm
breite, von zwei tiefen Hohlschliffen durchzogene
Klinge trägt die Fabrikmarke F. KLEMMENT.
Der aus Gufseisen bestehende Griff, dessen gerade
Parierstange in kleeblattförmige Enden ausladet,
zeigt auf der einen Seite des Knaufes neben dem
Wappen der Stadt Wien eine Kriegergestalt im
Flügelhelm und eine Waffengruppe, auf der
anderen den Doppeladler, darunter das Bild der
die Wage haltenden Gerechtigkeit und eine
Trophäe aus Waffen. Die hölzerne, mit schwarzem
Leder überzogene Scheide ist mit Eisenblech be-
schlagen. 1 kg.
85. Hirschfänger. Die Daumenseite der
57 cm langen mit einer Rückenschneide von
17 cm versehenen Klinge zeigt in kunstloser
Radiertechnik einen Hirsch und die Mahnung:
ne me tirez Pas sans Raison; auf der Knöchel-
seite liest man dagegen neben einem Schwein:
ne me Remettez Point sans honneur. Der aus
Messinggufs bestehende vergoldete Griff stellt
Jag'dszenen dar. Die hölzerne mit Leder über-
zogene Scheide ist mit einer Besteckscheide ver-
sehen. 0,8 kg. 18. Jahrh.
86. Hirschfänger mit 50 cm langer Klinge.
Dieselbe weist auf gebläutem Grund vergoldete
Atzmalerei auf: Sonne, Mond und Sterne, je einen
Türkenkopf und einen die Handgranate schleu-
dernden Grenadier in türkischer Tracht. Der Griff
aus Hirschhorn ist mit vergoldetem und ziseliertem
Messing ausgestattet. Die hölzerne Scheide ist mit
Leder überzogen. 0,7 kg. Anfang des 18. Jahrh.
87. Hirschfänger mit zweischneidiger, 52 cm
langer und 3,5 cm breiter Klinge, welche beider-
seits zwei kurze Blutrinnen durchziehen. Der
Horngriff ist mit derb ziseliertem Metallbeschläge
montiert; ebenso die braune Lederscheide. 0,8 kg.
Ende des 18. Jahrh.
88. Hirschfänger mit 49 cm langer Säbel-
klinge, welche einfache Ätzmalerei ziert. Das
Gefäfs aus ziseliertem Messinggufs ahmt den
Huf eines Rehes nach. Die hölzerne belederte
ScheideistmitMessingbeschlagen. 0,9 kg. 18. Jahrh.
89. Hirschfänger. Die schwere, 46,5 cm in
der Pfeillänge messende Klinge ist 42 mm breit,
gegen die Spitze zu abgeschrägt und mit einem
viereckigen Loch versehen. Der Griff ist mit
Tlirschhorn belegt. 1 kg.
90. Säbel eines Palatinal- oder Warasdiner
Grenzhusaren aus der Zeit von 1748 bis 1768. Die

gekrümmte Klinge, welche ein kunstlos ein-
gravierter Doppeladler ziert, mifst in der Pfeil-
länge 32 cm, in der Breite 3,5 cm; sie weist einen
seichten Hohlschliff, sowie eine zweischneidige
Feder auf. Der Griff besteht aus Birkenholz, das
mit Rofsleder bespannt ist. Die eiserne, mit
Scheidenstegen versehene Parierstange, das Be-
schläge des Griffes tragen unverkennbare Merk-
male nationaler Zigeunerarbeit. Noch mehr tritt
dieses Merkmal bei der Scheide auf. Die bilden
zwei dünne Schienen aus Eschenholz, über welche
Leder g-eldebt wurde. Fast überreich, jedoch
sehr primitiv gearbeitet ist das Scheidenbeschläge
aus Eisenblech. Die Tragringe sind so gestellt,
dafs der Säbel beim Tragen fast eine wagerechte
Lage annahm. 2 kg.
Anmerkung. Die Palatinal- und Warasdiner Grenz-
husaren wurden 1779 aufgelöst. Vgl. Anton Dolleczek,
Monographie der k. u. k. österr.-ung. blanken und Hand-
feuerwaffen (Wien, 1896) S. 12.
91/92. Scheiden aus Holz, 116 und 125 cm
lang, zu Panzerstechern gehörend, mit ge-
schwärztem Leder überzog'en und mit Eisenblech
montiert. Anfang des 18. Jahrh.
Anmerkung. Im östlichen Europa,
wo noch bis ins 18. Jahrhundert hinein
vermöge der mannigfachen Beziehungen
zum nahen Orient Kettenhemden getra-
gen wurden, bildete sich eine eigentüm-
li'-he Stichwaffe heraus, deren Zweck
darin bestand, auch durch das Linste
Kettengeflecht hindurchzudringen. Es
war dies der Panzerstecher, ein 100 bis
150 cm langer Stofsdegen von drei- oder
vierkantigem Querschnitt und sehr fein
auslaufender Spitze aus vorzüglichem
Stahl. Neben dem Säbel waren die un-
garischen Husaren zum Teil mit Panzer-
stechern ausgerüstet, und zwar trugen
sie dieselben ziemlich wagrecht an der
rechten Seite des Sattels. Schon T ö -
kölys Labanczen führten neben dem
Säbel einen Pallasch, und als im Jahre
1741 in Wien fünf Kompanien berittener
Raizen, katholische im Banat ansässige
Serben, einrückten, paradierten deren
Offiziere mit langen Panzerstechern. Von
der Waffe übertrug sich der Name Panzer-
stecher anf die damit bewaffneten Leute.
Die Panzerstecher, gewöhnlich wohl-
habendere Kleinedelleute, waren ur-
sprünglich unter der Mannschaft verteilt;
1701 wurden sie zu besonderen Kom-
panien zusammengezogen. In Abraham
a Santa Claras „Neu eröffneter Welt-
gallerie“ (Wien 1703) wird ein solcher
Panzerstecher abgebildet.


Pfeilköcher des
17.Jahrh.
(Nr. 18; vgl. Heft 1,
S. 21.)
 
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